Neuer Präsident, neues Thema: Der Rotary-Club Bad Vilbel wählt jeweils im Juli einen neuen Vorsitzenden, fürs kommende Jahr ist dies Konrad Münch. Münch, selbst Unternehmer, will die heimischen Firmen ansprechen, um so vielleicht an mehr Geld für die vielen sozialen Projekte des Clubs auf regionaler, aber auch internationaler Ebene zu gelangen.
Bad Vilbel. Es ist das Vorrecht eines Präsidenten, neue Themen in den Vordergrund zu stellen. Das gilt auch für den Rotary-Club Bad Vilbel, auch wenn hier größtmögliche Zustimmung seitens der 49 Mitglieder herrschen soll. Konrad Münch jedenfalls, der das Amt im Juli von Leonhard Fricke übernommen hat, setzt auf die Wirtschaft.
„Ich bin selbst Unternehmer in Nieder-Erlenbach und möchte die heimischen Unternehmen aus Handwerk, Dienstleistung und Industrie gerne stärker in unsere Arbeit mit einbinden“, nennt er sein Vorhaben für die kommenden zwölf Monate. Denn für Münch ist klar: Die Rhein-Main-Region ist wirtschaftlich so stark, dass sich nicht nur jeder glücklich schätzen sollte, hier leben zu dürfen. Sondern er sollte auch an jene denken, denen es nicht so gut geht. Hier wollen die Rotarier mit Geld unterstützen, sowohl direkt in der Region als auch bei internationalen Projekten.
Münch: „Manchmal ist man sich zu wenig bewusst, wie privilegiert wir in dieser Region sind, nicht nur in den Bereichen Infrastruktur, Arbeit und Kultur.“
Er selbst hat seinen Eintritt zu den Rotariern vor sieben Jahren nicht bereut. „Das kam für mich mit damals 50 Jahren zum richtigen Zeitpunkt. Ich wollte der Gesellschaft etwas zurückgeben, und das Ehrenamt ist schließlich eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Letztlich bekommt man durch dieses Engagement auch selbst viel zurück“, ist der gebürtige Zwickauer überzeugt.
Viele Förderprojekte
Seit der Gründung 1995 haben die Rotarier aus Bad Vilbel, Karben und Umgebung rund 600 000 Euro in ihre Förderprojekte gesteckt. Eines der größeren Projekte ist in Nieder-Erlenbach angesiedelt. Auf dem dortigen Reinhardshof sollen schwer erziehbare und benachteiligte Jugendliche Fuß fassen können und eine Ausbildung starten. „Meist kommen sie aus kritischen Familien , passen nicht in die heutige Inklusion.“ Deswegen kommt die Musikschule Bad Vilbel/Karben dort zwei Mal pro Woche zu Besuch und vermittelt Musikunterricht. Seit 2010 stecken die Rotarier über 10 000 Euro pro Jahr ins Projekt.
Seit vielen Jahren sind die Rotarier auch an der John-F.-Kennedy-Schule aktiv, unterstützen die Programme „Lesen lernen – Leben lernen“ und „Eine Note besser“. Doch der Nachhilfeunterricht läuft aus, zugunsten des neuen Schulradios (wir berichteten). „Da wir Bewährtes erhalten, aber auch Neues wagen wollen, sprechen wir gerade über eine Unterstützung für dieses Programm, sagt Münch.
Auf jeden Fall für alle förderlich ist das Programm „Gesunde Kids“. „Das reicht von Wasserspendern an Schulen bis hin zum Apfelsaftherstellen in Eigenproduktion“, schildert Emily Witt, Sekretärin des Vereins.
Während die Bewohner von Seniorenzentren in Bad Vilbel und Karben Unterhaltung durch Gelder der Rotarier erhalten, sollen Jüngere die Welt erkunden. Das gilt nicht nur für das „Kid’s Camp“ in den Sommerferien, hier unterstützt der Verein ein äthiopisches Kind aus Bad Vilbel, das im August daran teilnehmen kann, sondern auch für einen internationalen Austausch. Der hiesige Rotary-Club empfängt Jugendliche etwa aus Mexiko, Japan und Brasilien, dafür gehen 15- bis 16-Jährige aus der Region in die weite Welt, derzeit in die USA.
Auch weltweite Projekte unterstützen die Rotarier, dann im Zusammenschluss mit den Rotary-Clubs weltweit. Als groß bezeichnen kann man durchaus ein Programm zur Polio-Impfung. Gemeinsam mit der Bill-Gates-Stiftung ist hier das Ziel, in diesem Jahr eine Förderung von 450 Millionen Dollar zu erreichen.
Der Bad Vilbeler Verein selbst kann ebenfalls weltweite Projekte anstoßen. Dazu laufen derzeit Vorbereitungen für Unterkünfte in Chennai/Indien. Gemeinsam mit dem dortigen Verein wird das Projekt vorgestellt. Angestoßen hat es der vorherige Präsident Leonhard Fricke, der im Dezember nach Indien reist, um vor Ort aktiv zu sein.
Insgesamt sind diese Programme mit Kosten von 25 000 bis 35 000 Euro pro Jahr verbunden. Um all das zu finanzieren, müssen Einnahmen generiert werden. Bekannt ist die Adventskalender-Aktion des Clubs, bei dem es attraktive Gewinne gibt. Auch die jährliche Erdbeer- und Spargelverkaufsaktion auf dem Niddaplatz wirft Geld ab. „Und zu den Mitgliedsbeiträgen kommen noch großzügige Spenden aus privater Hand“, freut sich Münch. Alle die Mühe lohnt sich, sind Münch und Witt überzeugt. Und noch mehr Geld durch Unternehmen kann noch mehr helfen. (kop)