Gleich drei erste Plätze beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert haben sich Violinisten und Cellisten der Musikschule Bad Vilbel/Karben sichern können. Wie viel Engagement und Disziplin dahintersteckt, das verraten die Dortelweilerin Sophia Wohl (12) und ihre Bad Homburger Partnerin Lena Michelle Kolesnikov (14), die in ihrer Altersklasse den ersten Platz erreichen.
Bad Vilbel. Musik macht nicht nur Spaß, sie kann zu einer Leidenschaft werden, die sehr viel Selbstdisziplin erfordert. Die Dortelweilerin Sophia Wohl (12) fing bereits mit vier Jahren an, Geige zu spielen – inspiriert auch von ihrem Opa, der Professor an der Frankfurter Hochschule für Musik und darstellende Kunst ist.
Noch immer kommt er gelegentlich zum gemeinsamen Üben vorbei, doch den Lerneifer hat sie sich gemeinsam mit ihrer Bad Homburger Musikschulpartnerin Lena Michelle Kolesnikov (14) längst selbst zu eigen gemacht. Seit vergangenem November hat sich das Violin-Duo mit vier Stücken auf die „Jugend musiziert“-Wettbewerbe vorbereitet: den Regionalentscheid in Frankfurt im Februar, den Landeswettbewerb im Mai in Schlitz und nun der insgesamt viertägige Bundeswettbewerb in Paderborn mit 40 Teilnehmern allein in ihrer Altersklasse.
Hoch konzentriert
Schließlich gab’s den ersten Preis. „Wir waren sehr aufgeregt“, erinnert sich Sophia. Statt Unsicherheit gilt höchste Konzentration. „Vor der Jury holt man alles aus sich heraus, erinnert sich an alle Übungsstunden“, merkt Michelle an. Sie hätte sich schon geärgert, wenns es mit Platz eins nichts geworden wäre, räumt Sophia ein.
Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb: Jetzt sind die beiden Freundinnen dabei, sich bereits die Stücke für die Wettbewerbe 2018 auszusuchen. Besonders wichtig beim Duo-Auftritt ist das aufeinander eingehen. „Eine Stimme, bestehend aus zwei“, so beschreibt es Michelle. Dabei kennen sich die beiden Mädchen erst seit einem Jahr.
Den Kontakt stellte ihre gemeinsame Musiklehrerin Gudrun Jeggle her. Im November 2016 haben sie sich die vier Stücke für die Wettbewerbe ausgesucht.
Ein bis zwei Übungsstunden pro Woche in der Musikschule, die auch mal zwei, drei Stunden dauern können, dazu täglich mindestens eine bis drei Stunden üben zu Hause – das ist die selbst auferlegte Pflicht. Um das Musizieren ernsthaft zu betreiben, komme es darauf an, die Musik zu verstehen, erläutert die Dortelweilerin. „Die Art, wie man spielen sollte, ein ruhiges Stück nicht zu schnell“, aber auch Klangfarbe und eine gute Spieltechnik zählen. Gerade haben die beiden Violinistinnen eine Probenwoche mit dem Jugendsinfonieorchester des Hochtaunuskreises absolviert – und dafür Unterrichtsbefreiung bekommen.
Manche ihrer Mitschüler an der Europäischen Schule fragten sie schon, warum sie so viel Kraft in die Musik stecke, sagt Sophia. Doch dann überwiegt doch die Bewunderung, wie Michelle erzählt, die in Bad Homburg das Kaiserin-Friedrich-Gymnasium besucht. Obwohl es dort keinen musikalischen Schwerpunkt gibt, hat sie Glück. Der Dirigent des Schulorchesters leitet auch das Hochtaunus-Jugendsinfonieorchester, in dem die beiden Mädchen mitspielen. Doch noch ist Musik an Michelles Schule nur Epochalfach.
Innerer Schweinehund
Entscheidend ist daher das persönliche Engagement. Auch wenn sie den inneren Schweinehund manchmal höre, der sage, „leg’ dich lieber in die Sonne“, sei sie dann hinterher, wenn sie es geschafft habe, glücklich und stolz – und auch, dass sie es allein schaffe, ohne dirigierende Eltern. Sophia hat im Alter von fünf Jahren angefangen, mit acht bis zehn Jahren gab es schon erste Wettbewerbe. Lena musiziert, seit sie fünf ist. Da bleibt für weitere Hobbys wenig Zeit.
Als Ausgleich für das sensible Musizieren hat sich Michelle ausgerechnet Fußball ausgesucht: Sie trainiert abends. Sophia trainiert beim Dortelweiler Fun Ball rhythmische Sportgymnastik. „Ich habe trotzdem noch viel Zeit, um meine Freunde zu treffen“, sagt sie.
Doch beider Wunsch ist es, tiefer in die Welt der Noten einzutauchen. Michelle ist seit Ostern Violinistin im Landesjugendsinfonieorchester, nächstes Ziel wäre das Bundesjugendorchester, „aber das ist ein sehr hohes Niveau“. Doch auch bei der Studienfachwahl „wäre es schade, die musikalischen Fähigkeiten brachliegen zu lassen“, findet sie. Und dann gibt’s von den beiden ein dickes Lob an die Bad Vilbeler Musikschule: „Die Übungsmethoden sind sehr gut.“