Karben. Das brasilianische Junifest ist in Brasilien inzwischen ähnlich populär wie der Karneval. Im brasilianischen Winter wird zum Fest gerösteter Mais gegessen, Likör getrunken und Nächte lang Forró getanzt. Forró ist ein sinnlicher Paartanz zur Musik von Trommel, Triangel und Akkordeon. Juni ist der Monat der Heiligen Sao João, Santo Antonio und Sao Pedro. Doch während das Fest in Brasilien einen Monat gefeiert wird, dauert es in Karben nur einen Tag. Deshalb ist es jedoch nicht weniger beliebt.
Rosenilda Celestino steht mit einem Koffer vor der Eingangstür der katholischen Sankt Bonifatius Kirche in Groß-Karben und erklärt die Bedeutung der brasilianischen Flagge. Der blaue Bereich in der Raute stellt den Himmel über Rio de Janeiro am 15. November 1889 um 8.30 Uhr dar – der Ort und die Zeit der Proklamation der Republik. „Das Motto ordem e progresso steht für Ordnung und Fortschritt“, sagt Celestino.
Die Geschichtsstunde endet damit, dass sie ihren Koffer öffnet, einen weißen Schuh mit Absatz und einen Lederhut hervor zieht. Später wird sie die Quadrilha, den Gruppentanz für die Gäste tanzen. Der brasilianische Einfluss auf die Tradition des Festes drückt sich auch in Speisen wie Maniokkuchen und Maisbrei aus. Nicht nur die Brasilianer hatten Einfluss auf die Tradition, die Franzosen fügten dem Quadrilha-Tanz die Gruppenform, einige Schritte, Figuren und neue Kommandos hinzu, die durch den Tanz des europäischen Adels inspiriert wurden. Auch Betania Arcanjo-Köhler bereitet sich auf den Tanz vor. Sie hat sich als Bräutigam verkleidet und freut sich auf das Spektakel. Etwa 20 Tänzer werden an dem Tanz teilnehmen. „Es ist die einzige Veranstaltung in Hessen, die mit Herz initiiert und traditionell und authentisch ist. Es ist ein echtes Stück von Brasilien“, sagt Betania. (gia)