Mit einer Veranstaltungsreihe zur Stadtentwicklung lädt der Magistrat die Bürger an drei Abenden zur Mitsprache ein. Vorige Woche fand im Bürgerzentrum eine erste Gesprächsrunde zu den Themen Freiräume, Naherholung und Sportinfrastruktur statt.
Karben. Im kommenden Jahrzehnt wird Karben ein anderes Gesicht bekommen. In direkter Nachbarschaft zu Bad Vilbel und Wöllstadt entstehen neue komplexe Wohnviertel mit einer zugleich veränderten Verkehrsinfrastruktur, die nicht nur Karben in der Metropolregion Rhein-Main vor große Herausforderungen stellen wird.
Es sind nicht der viergleisige Ausbau der Main-Weser-Bahn, die Vollendung der B 3-Magistrale und Umgehungsstraßen, die Karben näher an die Bankenmetropole Frankfurt anbinden und die Einwohnerzahl in die Höhe schnellen lassen. Es sind auch die Städteplaner und Bürger gefragt, wie die Stadt entwickelt werden soll.
Thema Naherholung
Mit drei Veranstaltungen sucht nun der Magistrat die Bürger in diese Entwicklung einzubinden. So standen in der ersten Veranstaltung im Bürgerzentrum die künftige Gestaltung der Freiräume zur Naherholung und des Breitensports zur Debatte.
Vieles sei in Karben schon auf den Weg gebracht worden, so die einhellige Meinung im Publikum. Etwa die Nordumgehung und die innerstädtische Verkehrsentlastung, die anstehende Nidda-Renaturierung und der Ausbau des Radwegenetzes. Doch im Detail wurden die Planungen einer heftigen Kritik unterzogen, insbesondere die Renaturierung der innerstädtischen Nidda in der gegenwärtigen Planung.
Am Beispiel des Bürgerparks in Lich erläuterte Landschaftsarchitekt Matthias Burghammer Gestaltungsmöglichkeiten entlang der Nidda. Doch sei es nicht nur eine städtische Angelegenheit allein, einen solchen Park mit Leben zu erfüllen. „Wir brauchen auch Bürgerbeteiligung sowie soziale Kontrolle um Vandalismus entgegenzuwirken“, sagte Burghammer.
Gefordert wurde von einer älteren Teilnehmerin eine Aufteilung der Funktionen einer solchen Parkanlage, um der Integration verschiedener Altersgruppen und Interessen gerecht zu werden.
„Mehr innerstädtisches Flair“ wünschte sich eine weitere Teilnehmerin, „mehr Bäume und Grün.“ Doch das werde bereits mit der Nidda-Renaturierung erreicht, so eine Gegenstimme, die sich aber für „mehr Streuobstwiesen und mehr Tiere in der Stadt“ einsetzt. Eine konfliktträchtige Steilvorlage für Hundehalter. Der eingezäunte Hundeplatz an der Nidda sei weggefallen. „Wir brauchen eine Hundewiese“, lautete der Einwand.
Dreh- und Angelpunkt der künftigen Entwicklung der Freiräume war jedoch die Nidda. „Die Renaturierung ist ein wunderbarer Ansatz“, sagte Cynthia Nebel, „aber die Menschen wollen die Nidda erlebbar haben.“ Ein Stadtpark mit direktem Zugang zum Fluss wäre wünschenswert und „nicht nur das Beobachten von Vögeln“, kritisierte Nebel bei breiter Zustimmung aus dem Publikum. Über die Umbaumaßnahmen hinaus solle die Nidda städtebaulich einbezogen werden. „Wir haben hier Wasser in der Stadt“, sagte Nebel, „anderswo fahren die Leute dafür in Urlaub.“
Nidda soll erlebbar sein
Gänzlich vermisst ein Diskussionsteilnehmer die Barrierefreiheit für Behinderte beim künftigen Zugang zur Nidda. „Hier muss neu nachgedacht werden“, sagte er.
Es fehlte auch nicht an Kritik am Radwegenetz. Hohes Tempo rücksichtsloser Radfahrer gefährdeten die Fußgänger. Wünschenswert seien parallele Wegstreifen, so eine Stimme aus dem Publikum.
Auch beim Freizeit- und Breitensport ist es laut Jörg Wulf nicht zum Besten bestellt. Der Vorsitzende des Karbener Sportvereins mahnt eine Fortschreibung des städtischen Sportentwicklungsplanes an. „Es fehlt ein koordinierendes Gremium“, kritisierte er. Nicht alles könne auf Vereinsebene geleistet werden. Die Politik entscheide und gebe es dann an die Vereine weiter, ohne sich über die weiteren Vereinsbelange zu kümmern.
Heiko Heinzel, Fachbereichsleiter für Stadtplanung, Bauwesen und Verkehr, und Moderatorin Kristina Oldenburg listeten die Anregungen und Einwände an einer Tafel auf. „Wir haben schon einen Masterplan“, sagte Heinzel, doch bei den Detailfragen solle auch der Bürger miteinbezogen werden, betont er. Denn bei der Stadtentwicklung gehe es um die Lebensqualität der Bürger.