Die Wirte in den Gaststätten im Bürgerzentrum in Karben und im Bürgerhaus Okarben sind offenbar kalt von ihren Kündigungen erwischt worden. Das wurde klar, nachdem die Opposition im Parlament nachgehakt hatte. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) nannte Gründe für die Kündigungen.
Karben. Es seien nur ein paar Hinweise in Nebensätzen gewesen bei einer Pressekonferenz. Das habe die Presse ausgeschlachtet. So sei es zu den Schlagzeilen über die Kündigung der Pachtverträge für die Gaststätten im Bürgerzentrum Karben und im Bürgerhaus Okarben gekommen, erläuterte Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Gleich zweimal hatte er in den vergangenen Tagen dazu Stellung nehmen müssen.
Denn in den parlamentarischen Gremien hakte die SPD nach. Die Kündigungen für die beliebten Wirte Francesco Bruno im Bürgerzentrum und Mladen Billege im Bürgerhaus hatten für einige Aufregung gesorgt. Mehrere Gründe führten nun Rahn und Erster Stadtrat Friedrich Schwaab (CDU) für ihr Vorgehen an.
Allen voran: Beide Gaststätten müssten renoviert werden. Allein für Okarben gebe es Sanierungswünsche, deren Erfüllung etwa 20 000 Euro kosten würde. Für die Rathausstube im Bürgerzentrum wünsche sich deren Pächter noch mehr, so den Bau eigener Toiletten im Erdgeschoss. Das allein koste 40 000 bis 50 000 Euro, schätzte Rahn. „Die Pachtpreise stehen in keiner Relation dazu, da bleibt nichts übrig“ – für die Stadtkasse. Doch wollten sich die bisherigen Pächter nicht an den Kosten für die Renovierungen beteiligen.
Position verbessern
Mit der Neu-Ausschreibung wolle die Stadt nun ihre Verhandlungsposition verbessern. „Wir haben Interessenten, die 20 000 Euro mitbringen wollen“, sagt Rahn, aber er schränkt ein: „Ob das der Stein der Weisen ist, weiß ich nicht.“
Unklar scheint nicht nur die mögliche Höhe der Beteiligung der Wirte an der Renovierung zu sein, sondern ebenso deren Kosten und erst recht der künftige Pachtpreis. Grundsätzlich trage die Stadt die Kosten, betonte Stadtrat Schwaab, der zuständig ist fürs Kommunale Immobilienmanagement.
Das Budget sei aber begrenzt, sagte Rahn. „Dafür haben wir keine 100 000 Euro.“ Andererseits räumt er ein: „Dort ist außer Kleinigkeiten lange nichts gemacht worden.“ Sonderwünsche müsse der Pächter mitzahlen, sagt Schwaab. Die Pacht werde „abhängig von der Mietdauer, dem Einbringen der Pächter und dem Gesamtkonzept“ festgelegt.
Der Stadtrat unterstrich: „Wir wollen nicht mehr Miete erzielen.“ Wichtiger sei eine langfristige Zusammenarbeit und eine „Re-Vitalisierung des Gesamtangebots“.
Gut für die künftigen Pächter sei, dass beide Gaststätten durch die Kündigung ihre Brauerei-Bindung verlören, sagte Rahn. Bisher habe die Stadt zahlen müssen, weil weniger Bier getrunken wurde, als die Brauerei als Mindestabnahme sich vertraglich gesichert hätte. Doch auch dafür will die Kommune offenbar bei den Neuen die Hand aufhalten: „An diesem Vorteil will die Stadt teilhaben“, so Rahn.
Beide Verträge liefen regulär aus und hätten sich automatisch verlängert, hätte die Stadt nicht reagiert, erklärte Rahn. Sinnvoll sei das nicht nur wegen des Renovierungsbedarfs, sondern im Bürgerzentrum auch wegen des ab Herbst anstehenden Baus der Niddaterrassen. Dort soll die Rathausstube eine große Fläche für Außengastronomie erhalten.
SPD-Fraktionschef Thomas Görlich waren die Vorgaben der Ausschreibung zu unkonkret. Auch müssten die Preise der Lokale für Normalbürger bezahlbar bleiben.
In jedem Fall könnten die Vereine in Okarben weiter das Bürgerhaus selbst bewirtschaften. Fürs Bürgerzentrum solle es ebenso für Veranstalter keine Pflicht geben, das Catering des Pächters nutzen zu müssen. Doch hätte die Stadt gerne, dass der Wirt eine Versorgung von Veranstaltungsbesuchern anbietet.
Rahn: Kein Rauswurf
An einer Weggabelung sah CDU-Fraktionschef Mario Beck die Stadt beim Betrieb beider Gaststätten. Da sei es nur fair, dass nun jeder sich bewerben könne. Möglich ist das bis Ende Mai. Bis Ende Juni wolle sich die Stadt dann entscheiden, kündigte Schwaab an.
Auch Bewerbungen der bisherigen Wirte erwarte man. Diese lägen zwar noch nicht vor, „aber die Kündigung hat schon Wirkung gehabt“. Ob die positiv ist? Görlich bohrte nach, ob die Stadt denn vorab mit Bruno und Billege über die drohende Kündigung gesprochen habe. Schwaab räumt ein: „Nein.“
Das sei „kein Rauswurf der bisherigen Pächter, sondern sie können sich dem Wettbewerb stellen“, warb Rahn. Das habe in der Zeitung anders geklungen, fand Oliver Feyl (FDP). Rahns Vorgehen sei wohl „ein kommunikativer Unfall“ gewesen. Der Rathauschef seufzte: „Mit einem solchen Schritt macht man sich nicht beliebt.“ (den)
Viele Jahre dabei
Schon seit zehn Jahren be- treibt Wirt Francesco Bruno (56) das italienische Risto- rante Roma in der Rathausstube im Bürgerzentrum Karben. Seit sechs Jahren bietet Mladen Billege (62) kroatische Küche im Restau- rant Bürgerstube in Okar- ben. Beide Lokale sind be- liebt und gut besucht. (den)