Bad Vilbel. Unvergesslich bleiben dürfte einer Gruppe von Nachwuchsathleten des TV Bad Vilbel ihre Reise nach China. Zusammen mit Trainer Wolfgang Liebold zog es die Jugendlichen im Jahr der Olympischen Spiele für zwei Wochen ins nördlich von Hongkong gelegene Guangzhou, in die Nähe der Urlaubsregion Makao. Allen zu schaffen machte die hohe Luft- und Umweltverschmutzung, die Menschenmassen, das Verkehrschaos, mangelnder Komfort und das ungewohnte Essen. Begeistert waren die Reisenden indessen aber von der Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft ihrer Gastgeber.
„Verständigt haben wir uns mit Händen und Füßen und soweit möglich in Englisch“, berichtet Christian René Lindel. Steif ging es dagegen beim Empfang im Rathaus mit einer langen Rede des Bürgermeisters zu. Entschädigt wurden die Sportler bei einer Sightseeing Tour durch die Stadt, Shoppen in der „Beijing Road“ und Ausflügen in die Umgebung.
Einige Tage sollte es dauern, bis alle sich an das harte Training unter den klimatischen Bedingungen gewöhnt hatten. „Es war als ob wir in einer türkischen Sauna trainierten“, erinnert sich Wolfgang Liebold. Dauerregen, drückende Schwüle und große Hitze wechselten einander ab. Trotz allem standen viele Trainingseinheiten auf dem „Stundenplan“, was viele Sportler mit Muskelkater und Muskelreizungen büßten. Sina Rau war mit einem Gipsbein angereist. Lisa Sigel knickte beim Weitsprungtraining um und von da an humpelte das Duo mit je einem Gipsbein durch die zwölf bis 15 Millionen große Metropole.
Derweil übten die Sprinter die Starts, die Hochspringer paukten Technik, die Weitspringer Abstand halten und die Langstreckenläufer ihre Lauftechnik. Beobachtet wurden die deutschen Gäste ständig von zahlreichen Schülern und Besuchern. „Wir hatten selbst beim Training mehr Zuschauer als in Deutschland bei Wettkämpfen“, berichtet Anja Schwarz. „Die Trainingsbedingungen waren bis auf die 200-Meter-Rundenbahn, die gewöhnungsbedürftig und nicht besonders gelenkfreudig war, ordentlich“, bilanziert der Trainer. Der erste Wettkampf mit chinesischen Schülern aus vier regionalen Schulen stand unter dem Motto „Erster Länderkampf im Jahr der Olympiade in China.“ Der Ablauf ähnelte dem von olympischen Spielen mit großem Einmarsch der Sportler samt Fahnen und Länderschildern, dem Abspielen der Nationalhymnen und offiziellen Reden. „Rund 700 Zuschauer sorgten mit Trommelwirbel für Stimmung im Stadion“, sagt Stefan Schwarz.
Bei den Wettkämpfen überraschten und beeindruckten die Talente des TV Bad Vilbel ihre Gastgeber. „Christian René Lindel (20) gewinnt mit Mühe die 100 m. Dieser Sieg war für unser Team wie eine Initialzündung“, bilanziert Wolfgang Liebold. Sina Rau gewinnt mit eingegipsten Fuß das Kugelstoßen. Arnim Hohberger dominiert über 800 m, ihm gleich macht es Colin Hembus über 400 m. Kurz vorm Ziel muss sich Alexander Sahm, der die 200 m in 24,76 Sekunden lief, einem chinesischen Läufer geschlagen geben. Im Kugelstoßen unterliegen die Deutschen ihren vier Jahre älteren Herausforderern. Den Weitsprungwettkampf entscheidet das deutsche Team für sich, beim Hochsprung müssen sie sich knapp geschlagen geben. Die 4×200-m-Staffel gewinnen die Sportler des TV Bad Vilbel überlegen. Beim 1500- m-Lauf deklassiert Dölling die Konkurrenz. Die Mädchen gewinnen den 400 m und 800 m Lauf, stehen beim 200-m-Lauf als Zweite und beim 100-m-Lauf als Dritte auf dem Siegertreppchen.
Zu einem echten Krimi wird die Staffel. Die erste Läuferin, Anja Schwarz, fällt bei der Übergabe des Staffelholzes an Alena Abbot hin. Die dritte Läuferin Lea Hoerschelmann holt nicht nur 25 m auf, sondern läuft sogar noch einen Vorsprung von 30 m heraus. Anja Schäfer bringt als Vierte den Sieg unter sicher nach Hause. „Für mich sind die Zwillinge Max und Lea Hoerschelmann (14) die großen Entdeckungen der Wettkämpfe. Max benötigte für 400 m 60 Sekunden, Lea läuft die 800 m in 2:50 Minuten“, lobt der Trainier. Stefan Schwarz (15) gewann mit der 4×200-m-Staffel, den 100-m-Lauf und beim Hochsprung. Anja Schwarz (17) dominierte den 100-m-Lauf und sorgte beim Staffel-Krimi für Spannung. Christian René Lindel (20) ist beim 100-m-Lauf, mit der 4×200-m-Staffel und im Weitsprung Sieger. Alexander Sahm (15) lief 200 m in 24,76 und 400 m in 55, 41 Sekunden.
„In China ist es echt gut für uns gelaufen“, sagt stolz Colin Hembus. Der 16-Jährige holte sich beim 200- m-Lauf einen Ermüdungsbruch und musste seinen Traum von der Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften im Berliner Olympiastadion für dieses Jahr begraben.