Karben. „Wenn der Kurs zu Ende ist, würde ich mich freuen, wenn ich einen Job finde“, sagt Ayse Yigin. Gemeinsam mit 16 weiteren Frauen nimmt sie am Integrationskurs teil, der seit November 2007 im Petterweiler Bürgerhaus stattfindet und von der Beschäftigungsgesellschaft Frauen Arbeit Bildung (FAB) mit Sitz in Echzell angeboten wird. Ein wichtiges Kriterium für die Teilnahme der Frauen am Kurs – die meisten sind Mütter – ist die Tatsache, dass sie ihren Nachwuchs wohl behütet nebenan wissen. Das Besondere am Angebot von FAB: Ayse Yigin und die anderen Mütter lernen an drei Vormittagen in der Woche mit Kursleiterin Silke Wegner die deutsche Sprache, während Töchterchen Asra und die anderen Kinder im Nachbarraum durch Fachkräfte des mobilen Kindergartens „NOKI“ betreut werden. „NOKI“ steht für Not-Kindergarten und ist ebenfalls ein Angebot von FAB. Ohne die Möglichkeit der Kinderbetreuung hätte sie nicht teilnehmen können, sagt Ayse Yigin, und die anderen Frauen nicken zustimmend.
Initiator der Integrationskurse in Karben ist der Ausländerbeirat. „Es wurden immer wieder Anfragen an uns gerichtet“, erzählt Vorsitzende Jetty Sabandar, „da mussten wir etwas tun. Nachdem wir 50 Interessenten auf der Liste hatten, haben wir Kontakt zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) aufgenommen“. Das Amt finanziert die Kurse samt Kinderbetreuung, wobei jene Frauen mit berufstätigen Ehemännern einen Euro pro Stunde selbst zahlen. Träger der Kurse ist die FAB, die seit 2005 im Auftrag des BAMF Integrationskurse durchführt. Durch den Kurs werde den Frauen geholfen, in der deutschen Gesellschaft zurechtzukommen, hebt Sabandar hervor.
Die Frauen sind im Kosovo, in Afghanistan, Marokko, Eritrea, Pakistan und der Türkei geboren. Während manche von ihnen in der Kindheit keine Schule besucht haben, verweisen andere stolz auf einen angesehenen Beruf im Herkunftsland, der hierzulande oftmals nicht anerkannt werde. So war eine Teilnehmerin aus Afghanistan lange Analphabetin und hat erst als erwachsene Frau schreiben gelernt. Indes war Bukurije Hoxha im Kosovo als Lehrerin tätig. Ihr Mann, der als Ökonom im Heimatland gearbeitet hat, verdient in Deutschland Geld als Hausmeister.
Nach Abschluss des sogenannten Integrationskurses – der sich aus Sprach- und Orientierungskurs zusammensetzt – erhalten die Frauen ein Zertifikat, das Voraussetzung für eine Einbürgerung ist. Am Kurs teilnehmen dürfen ohnehin nur Flüchtlinge und Ausländer, die bestimmte Kriterien erfüllen, etwa eine Aufenthaltserlaubnis für mehr als ein Jahr besitzen. Praktische Alltags-Erfahrungen stünden im Unterricht im Vordergrund, erklärt Kursleiterin Wegner, die 13 Jahre im Ausland gelebt hat. So steht an diesem Tag das Thema Mülltrennung auf dem Programm. Im Beispiel steht ein Au-pair-Mädchen aus Südamerika ratlos mit dem Abfall ihrer Gastfamilie vor den Mülltonnen. So lernen die Frauen nicht nur, wie hierzulande Müll getrennt wird und wie Dativ und Akkusativ korrekt angewendet werden, sondern erfahren quasi nebenbei etwas über die Tätigkeit eines Hausmeisters.
Die Frauen seien „sehr motiviert“ die deutsche Sprache zu lernen, erzählt Wegner. Manche möchten den Kindern bei den Hausaufgaben helfen und am Elternabend teilnehmen können sowie ihre Kinder zum Arzt begleiten, wieder andere erhoffen sich durch eine verbesserte Sprache einen Job zu finden. „Ich würde gerne den Führerschein machen, um meine Kinder zum Turnen und zum Fußball fahren zu können“, nennt Saliha Elhaddoudi aus Marokko, Mutter von zwei Jungen und einem Mädchen, Gründe für ihre Teilnahme an dem Kurs. Emine Bakanhan – sie stammt aus der Türkei, lebt seit 14 Jahren in Deutschland und trägt ein Kopftuch – sagt, sie fühle sich in ihrer Sprache als „starke Frau“. Sie lerne Deutsch, um sich „frei bewegen zu können“, erzählt die Mutter von drei Kindern.
Das Miteinander der Menschen aus den verschiedenen Herkunftsländern sei „auch wichtig für die Integration“, erklärt Sabandar. Und tatsächlich sind sich die Frauen im Verlauf des Kurses näher gekommen, können sie sich doch nun gemeinsam in der deutschen Sprache verständigen.