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Häufiger Personalwechsel

Wehrführer kritisiert Brandschutzpolitik • Stützpunkt muss dringend erweitert werden

Ereignisreich war das vergangene Jahr für die Kernstadtfeuerwehr unter anderem wegen des Hochwassers im Sommer. In der Jahreshauptversammlung wurde auch die Ausrichtung des Hessentages in 2020 angesprochen.

Bad Vilbel. Stadtbrandinspektor Karl-Heinz Moll ist bereits vor der Jahreshauptversammlung bester Laune und spricht über den Bedarfs- und Entwicklungsplan der Feuerwehr. Dieser ist nahezu fertig. „Es gibt keine Wünsche, nur Bedarf“, erklärt Moll. Er sei froh, dass die Politik sich viel Zeit genommen habe, um die Feuerwehr kennenzulernen. „Man hat gesehen, dass es uns an hauptamtlichen Personal fehlt. Neue Stellen können nun geschaffen werden“, so der Stadtbrandinspektor.

Kernstadt-Wehrführer Mario Migdalski nennt in seinem Bericht die Zahl von 52 Mitgliedern in der Wehr. „Der Personalwechsel nimmt leider immer höhere Geschwindigkeiten auf, so dass wir hier immer wieder bereits gut ausgebildete Kräfte verlieren“, bedauert er. Dem vorhandenen Personal fordere es vieles ab, die Ausbildung auf dem notwendigen Stand zu halten. Insgesamt habe die Feuerwehr Kernstadt 2016 ganze 53 Ausbildungsveranstaltungen besucht. „Leider ist hier in den letzten Jahren eine Trendwende an der Schule zu beobachten, so dass hier wichtige Basislehrgänge in der Anzahl weiter nach unten geschraubt werden“, so Migdalski. „Ausbildungsbereiche, mit denen die Landesfeuerwehrschule zusätzlich finanzielle Einnahmen bewirken kann steigen in ihrer Anzahl.“

Neue Erfahrungen

Zu 202 Einsätzen seien die Brandbekämpfer im vergangenen Jahr ausgerückt, dabei seien 2033 Arbeitsstunden erbracht worden. Besonders geht Mario Migdalski in seinem Bericht auf die Hochwassersituation im Juni ein. „Die Wassermassen mit denen wir zu kämpfen hatten waren für uns eine völlig neue Erfahrung.“ Die Feuerwehr habe funktioniert, wie sie eben funktioniert. Lösungen seien gesucht und gefunden worden. Doch richtet Migdalski an dieser Stelle einen Appell an die Politik: „Es wird seit vielen Jahren viel geredet, es werden Termine und Besichtigungen durchgeführt. Nur leider folgen im Bereich des Hochwasserschutzes keine Taten“, kritisiert Migdalski.

Viel Improvisation

Immer wieder stehe die Feuerwehr bei diesen Ereignissen alleine und mit mangelnder Ausrüstung da, müsse improvisieren. „Hätten wir in den vergangenen Jahren kontinuierlich Komponenten beschafft, hätten wir heute mit Sicherheit einen Bestand, mit dem wir bereits gut arbeiten könnten“. Fährt er fort. Immer wieder werde hier darauf gebaut, dass „die Feuerwehr das Problem schon löse.“ Mario Migdalski gibt weiterhin einen Ausblick auf die Zukunft, vor allem den Feuerwehrstützpunkt in der Kernstadt spricht er an.

Der Platz sei längst zu klein, das Projekt werde ständig verschoben. Den Hessentag könnte man nun als Anreiz nehmen, den Ausbau anzugehen. „Herr Sebastian Wysocki“, spricht er den anwesenden Brandschutzdezernenten und Ersten Stadrat direkt an. „Die Mannschaft der Kernstadtwehr wird sie unter anderem an dem Verlauf dieses Projektes messen.“

Auch Stadtbrandinspektor Karl-Heinz Moll geht auf den Hochwasserschutz ein: „Wir sind nur knapp an der Katastrophe vorbei. Das Hochwasserschutzssystem ,Aquariwa‘ haben wir dieses Mal nicht gebraucht, aber wie wird es nächstes Mal?“

Erster Stadtrat Sebastian Wysocki, in dessen Ressort der Brandschutz fällt, lobte ebenfalls die Feuerwehrleute: In der Stadt wisse man, dass man sich auf die Feuerwehr verlassen könne. Die ehrenamtlichen Feuerwehrleute setzen nicht selten ihre Gesundheit aufs Spiel um Hab und Gut ihrer Mitmenschen zu schützen. Das zeuge von großem Bürgersinn. Er versichert, dass die Stadtpolitiker weiterhin hinter der Feuerwehr stehen werden. Den Hessentag bewerrte Wysocki als eine große Chance für Bad Vilbel, doch werde das mit viel Arbeit verbunden sein. Die Feuerwehr werde frühzeitig in alle entsprechenden Arbeitskreise zur Vorbereitung mit einbezogen werden.

Wehr sucht Zugführer


Mit 31 Ja-, drei Neinstimmen und einer Enthaltung bleibt Mario Migdalski Wehrführer der Kernstadtwehr. Carsten Schiebler löst als Stellvertreter Marc Wansner ab, ein Zugführer wird nicht gefunden. Gerätewart bleibt Marco Bohnes, Robin Pfeiffer vertritt ihn im Fall der Fälle. Benedikt Depta bleibt Schriftführer, Stefan Schmidt Jugendfeuerwehrwart. Diese ist die Zukunft der Feuerwehr, denn Quereinsteiger gebe es kaum. Zur Zeit verfügt die Jugendwehr über 15 Mitglieder. Weitere Informationen sind im Internet zu finden unter www.ff-badvilbel.de. (nma)