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Tagesklinik bald fertig

Woolworth-Gebäude: Psychiatrische Einrichtung mit 20 Plätzen zieht ein

Eingerüstet: Gegenüber der Einmündung der Ritterstraße in die Frankfurter Straße entsteht die neue Einrichtung des Gesundheitszentrums Wetterau. Foto: Kopp
Eingerüstet: Gegenüber der Einmündung der Ritterstraße in die Frankfurter Straße entsteht die neue Einrichtung des Gesundheitszentrums Wetterau. Foto: Kopp

Die im Bau befindliche psychiatrische Tagesklinik über dem Woolworth-Kaufhaus in der Frankfurter Straße soll im April bezugsfertig sein.

Bad Vilbel. Rundum eingerüstet ist das Woolworth-Gebäude in der Innenstadt. Bis zum 1. April soll eine neue medizinische Einrichtung hier eröffnet werden.

Die neue Bad Vilbeler Außenstelle der Klinik für Psychiatrie in Friedberg verbessert die psychiatrische Versorgung in der südlichen Wetterau. Eine wohnortnahe medizinische Versorgung bildet ein Credo der bundesdeutschen Gesundheitspolitik: Erkrankte Menschen sollen kurze Wege zu den Einrichtungen haben, in denen sie Hilfe erhalten können. Dass dies auch in der psychiatrischen Versorgung gilt, ist längst Konsens.

2003 wurde – seinerzeit noch unter der Trägerschaft des Wetteraukreises – in Friedberg die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit insgesamt 100 Behandlungsplätzen eröffnet, darunter eine Tagesklinik sowie eine Institutsambulanz. 2012 erfolgte die Erweiterung nach Osten mit der Inbetriebnahme der 20 Plätze bietenden psychiatrischen Tagesklinik im Niddaer Stadtteil Bad Salzhausen.

Für den 1. April wird der nächste Schritt vorbereitet: die Einweihung einer 20 Plätze umfassenden psychiatrischen Tagesklinik mit Institutsambulanz in Bad Vilbel. Ziel tagesklinischer Behandlungskonzepte ist es, psychiatrisch erkrankten Menschen einen Übergangsraum anzubieten zwischen ambulanter Psychotherapie und vollstationärer Behandlung.

Lücke schließen

„Wir wollen auch hier, im Süden unseres Versorgungsgebiets, eine Lücke in der Betreuung psychiatrisch kranker Menschen schließen“, betont Dr. Dirk M. Fellermann, Geschäftsführer des regionalen Krankenhausverbunds GZW (Gesundheitszentrum Wetterau). Er dankt der Stadt Bad Vilbel und explizit Ehrenstadtrat und Stadtwerke-Chef Klaus Minkel (CDU) für die gute Kooperation während der Planungszeit.

Ihren Platz finden wird die psychiatrische Tagesklinik im ersten Stock über dem Woolworth-Kaufhaus, der bereits seit Monaten von den Stadtwerken in Abstimmung mit dem GZW als künftigem Mieter entsprechend hergerichtet wird. Zu den Arbeiten zählen der Einbau zahlreicher Fenster und ein Deckendurchbruch, um über einen Lichthof zusätzliches Licht in die Räume zu lenken. Außerdem werden dabei die technischen Gewerke überarbeitet und erneuert. Das gesamte Gebäude erhält eine Wärmedämmung und eine neue Fassade.

Bereits seit der Eröffnung 2003 arbeitet die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Friedberg nach einem in der Region einzigartigen offenen Konzept. „Unser Verständnis von psychisch erkrankten Menschen ist psychodynamisch geprägt: Wir nehmen den Menschen in seiner Gesamtheit, mit seinen Nöten und Ressourcen wahr, wertschätzender Umgang und kritische Selbstreflexion sind für uns selbstverständlich“, erläutert Chefarzt Dr. Michael Putzke. So sollen Patienten demnach auch selbst erkennen, woran sie leiden.

Um die Qualität der Versorgung weiter zu verbessern, startete an der Klinik für Psychiatrie in enger Kooperation mit den gesetzlichen und privaten Krankenkassen am 1. Januar 2016 ein auf acht Jahre angelegtes Modellprojekt. Es verzichtet auf die sonst übliche enge – auch budgetwirksame – Abgrenzung zwischen stationärer, tagesklinischer und ambulanter Behandlung zugunsten eines Gesamtbudgets.

Vertrautes Umfeld

So können seither die Übergänge zwischen den einzelnen Behandlungssequenzen deutlich flexibler und den aktuellen Bedürfnissen des Patienten angepasster gestaltet werden. „Es geht darum, Patienten einen oftmals belastenden stationären Krankenhausaufenthalt verkürzen zu helfen, gleichzeitig aber auch intensive psychiatrische und psychotherapeutische Angebote zu machen“, schildert Putzke.

Stationäre Behandlung werde zugunsten ambulanter, zum Teil auch aufsuchender Behandlung reduziert; die aufsuchende Behandlung bildet das vierte Element neben der stationären, tagesklinischen und ambulanten Therapie. Für den Patienten hat das neue Konzept laut Putzke den Vorteil, dass die Behandlung bedürfnisorientiert ausgerichtet wird bei gleichzeitiger Förderung der sozialen Bezüge und der Möglichkeit zum Verbleib im vertrauten Umfeld.

Von diesen Konzepten werden ab April auch die Patienten der psychiatrischen Tagesklinik in Bad Vilbel profitieren. Es wird in Bad Vilbel aber zunächst keinen medizinischen Schwerpunkt geben, die vorhandenen 20 Plätze der Tagesklinik werden damit Patienten mit allen psychiatrischen Krankheitsbildern zur Verfügung stehen, die auch in der Klinik für Psychiatrie in Friedberg therapiert werden. Dort gibt es vier Stationen mit den jeweiligen Behandlungsschwerpunkten Depression, Soteria (psychotische Krisen), Gerontopsychiatrie (altersbedingte Krankheiten wie Demenz) und Sucht.

Vorverkaufsrecht gesichert


Erworben haben die Stadtwerke das Kaufhaus mitsamt des umliegenden Areals für 1,95 Millionen Euro. Für den Umbau zur Tagesklinik im Obergeschoss kommen weitere 1,7 Millionen Euro hinzu, hier gibt es aber auch eine Landesförderung. Voraussetzung für den Kauf des Gebäudes war, dass sich die Stadt bereits in den 90er-Jahren das Vorkaufsrecht für das Areal zwischen dem heutigen Südbahhof-Kreisel und dem Wasserweg gesichert hat. Der Hauptmieter könnte noch lange sein Kaufhaus offenhalten. Der Mietvertrag kann bis zum Jahr 2040 verlängert werden. (kop)