Süffig soll ein guter Apfelwein sein, eine schöne Farbe haben und gut riechen. Wer das beste Stöffchen macht, das testeten begeisterte Apfelweinfreunde und Hobbykel- terer im Naturfreundehaus.
Karben. „Hier kommt Nummer 26“, ruft Ulrike Loos vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND), Ortsgruppe Karben/Niddatal – und hebt eine dunkelgrüne 1-Liter-Flasche hoch. Vor ihr im Naturfreundehaus Okarben sitzen die Tester, lauter gut gelaunte Apfelweinfreunde und Hobbykelterer.
Knallvoll ist es in der gut durchwärmten Hütte. Entsprechend erfreut ist Organisatorin Ulrike Loos über die Resonanz des siebten Wettbewerbs. Eingeladen haben BUND und Naturfreunde Karben. 60 Köpfe zählt Loos an diesem Abend, 60 „Gerippte“ stehen auf den Tischen. Dazu Brot zum Neutralisieren der Geschmacksnerven und Krüge, in denen der nicht getrunkene Rest entleert werden kann.
Der bekennende Apfelweinfreund Rudolf Nadler lässt sich von Loos einschenken, hält das Glas ans Licht, nimmt einen Schluck und noch einen. Überzeugt ist er nicht. „Man kann ihn trinken, aber ich habe heute schon bessere probiert“, sagt er. Und macht seine Kreuzchen für Geschmack, Geruch und Farbe auf dem Bewertungszettel.
Daneben hat er seinen Spickzettel liegen, auf dem er verschiedene Flaschennummern aufgeschrieben hat. Wie jedes Jahr treibt Nadler die Frage um, ob er „seinen“ Apfelwein rausschmecken kann. „Seiner“, das ist der Apfelwein aus Äpfeln vom „Roggauer Grund“ und gekeltert und getrunken wird er von den Mitgliedern des Gesangsvereines Heimatliebe Burg-Gräfenrode.
Spickzettel soll helfen
„Wir haben jedes Jahr mehr Teilnehmer“, freut sich Loos. Mit 15 Hobbykelterern habe sie gerechnet, denn so viele Voranmeldungen gab es. Entgegengenommen haben Loos und ihre Mithelferin Waltraud Foike dann 27 Proben, abgefüllt jeweils in zwei 1-Literflaschen. Viel Arbeit für die beiden, denn jede Flasche wird registriert und nummeriert, manchmal auch umgefüllt in neutrale grüne Flaschen.
„Niemand soll seinen Apfelwein an der Flasche erkennen“, sagt Loos. Denn unter den Testern sitzen auch die Hobbykelterer selber und die sind gespannt auf den neuen, jungen Apfelwein. Dass wie jedes Jahr ein „Bescheißerle“ dabei ist, hat ihnen Loos schon angekündigt. Das ist Tradition, seitdem sie beim ersten Wettbewerb einen Weißwein untergeschoben hat, der niederschmetternd bewertet wurde.
Dass Apfelwein auch nach Apfel schmeckt und nichts anderes beigemischt ist, ist selbstverständlich bei den Hobbykelterern. Peter Bader aus Okarben verarbeitet nur die selber geernteten Äpfel von den Streuobstwiesen. „Wir geben nichts dazu, bei uns heißt es vom Baum in die Kelter“, sagt er.
So praktizieren das auch die Mitglieder der Apfelweingilde Rendel. Der Freundeskreis hat die Streuobstwiesen entlang des Silberwiesenweges gepachtet. 900 Liter neue Ernte warten nun darauf, getrunken zu werden. Mitglied Walter Hotz hat ihn schon probiert und auch Frank Ballmer. „Er ist schön fruchtig, leicht prickelnd und von der Farbe etwas trüb, er sitzt noch auf der Hefe“, sagt er. Die Probe, die er gerade vor sich stehen hat, ist es jedenfalls nicht. „Ich erkenne unseren Apfelwein“, ist Ballmer überzeugt.
Wie viele andere probiert Anke Behrens von der IG Streuobstwiese noch. Einer ihrer Favoriten ist die Nummer Zwei. „Aromatisch und ohne Fehltöne“, sagt sie und spürt dem Geschmack nach. „Riecht auch gut und hat eine schöne Farbe“.
Gegen 22 Uhr hat Jens Foike vom BUND alle Punkte ausgezählt. Dann gibt es die Urkunden für die drei Erstplatzierten. Es sind Hendirk Schemm aus Gronau, Frank Ballmer von der Apfelweingilde Rendel und Jürgen Theis aus Nidderau-Heldenbergen.