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Oasen der Abgeschiedenheit

Wort zum Sonntag

Clemens Breest
Clemens Breest

In einer Zeit zahlreicher Aufgaben und ständig neuer Herausforderungen fällt es schwer, zur Ruhe zu kommen. Und wenn wir ein Moment der Stille haben, dann klingen die Stimmen und Geräusche nach, die uns stets umgeben. In einer solchen Umgebung fällt es schwer, zu sich, geschweige zu Gott, zu finden. Und doch brauchen wir gerade solche Zeiten der Abgeschiedenheit, um uns nicht in der alltäglichen Aufgabenfülle zu verlieren. Das, was der eine oder andere als große Langeweile fürchtet, ist eine Oase, eine Quelle neuer Kraft. Und an solch einem abgeschiedenen Ort lässt sich mehr entdecken, als zumeist für möglich gehalten wird.

Diese Erfahrung wird uns sehr anschaulich bei einer Geschichte des Propheten Elija beschrieben. Dieser mutige Prophet engagierte sich leidenschaftlich und nahm kein Blatt vor den Mund. Doch bei all seinem Engagement blieb er allein und fand im Volk offensichtlich keinen Zuspruch. Noch schlimmer: die Königin stellte ihm nach. Enttäuscht und resigniert floh er schlussendlich in die Wüste. Er zog sich in eine Höhle zurück, weit weg von allen Menschen. In dieser, sich selbst auferlegten Auszeit, kam er nicht nur wieder zu körperlichen und seelischen Kräften. Ihm wurde auch eine lehrreiche Gottesbegegnung geschenkt: Der Herr sagte: „Komm aus der Höhle und tritt auf den Berg vor mich hin! Ich werde an dir vorübergehen!“ Da kam ein Sturm, der an der Bergwand rüttelte, dass die Felsbrocken flogen. Aber der Herr war nicht im Sturm. Als der Sturm vorüber war, kam ein starkes Erdbeben. Aber der Herr war nicht im Erdbeben. Als das Beben vorüber war, kam ein loderndes Feuer. Aber der Herr war nicht im Feuer. Als das Feuer vorüber war, kam ein ganz leiser Hauch. Da verhüllte Elija sein Gesicht mit dem Mantel. (1.Könige 19,11-13)

Gott spricht in der abgeschiedenen Stille zu uns. Er ist nicht in unserem Handeln oder im Getöse anzutreffen. Es sind gerade jene Momente, in denen wir vielleicht am wenigsten mit einer göttlichen Begegnung rechnen. Gerade in der Abgeschiedenheit, in der Erschöpfung in unserer Resignation begegnet uns mitunter ein leiser Hauch. Gott umweht uns vorsichtig. So werden aus Momenten, die wir als Wüste oder gar als einen Tiefpunkt empfinden, mitunter göttliche Oasen. Gott schenkt uns durch solche Begegnungen neue Kraft, um wieder aufzustehen und sich neuen Herausforderungen zu stellen.

Ich wünsche Ihnen regelmäßig solche Zeiten der Stille und Gottesbegegnung, um neue Kraft zu tanken.

Herzliche Grüße

Ihr Pastor Clemens Breest

Freie evangelische Gemeinde

Bad Vilbel