Eine grüne Lunge will die Stadt am südlichen Rand des Quellenparks schaffen. Doch dortige Grundstücksbesitzer sind mit der jetzt beschlossenen Veränderungssperre für ihre Areale ganz und gar nicht einverstanden.
Bad Vilbel. Eine Menge Arbeit hat Günther Grau mit seinem großen Gartengrundstück zwischen der Homburger Straße und der Max-Planck-Straße, die als Feldweg vom Nordbahnhof zu Rewe Kaffenberger führt. Auf rund 3000 Quadratmetern hat er Streuobstbäume gesetzt, bearbeitet auch einen kleinen Garten, erntet sein eigenes Gemüse. Dieses Land müsste eigentlich viel wert sein.
Denn es schließt sich direkt an den südlichen Quellenpark an. Dort wurden vor einigen Monaten rund 50 000 Quadratmeter an die Henninger Quartiersgesellschaft verkauft (wir berichteten). Die Stadt nahm knapp 70 Millionen Euro ein, das entspricht fast 1400 Euro pro Quadratmeter. Grau sollte hingegen nur 75 Euro pro Quadratmeter erhalten. Das entspricht jenem Preis, den die Stadt damals für die Ackerflächen im Quellenpark an die Landwirte gezahlt hatte. Graus mittlerweile verstorbener Vater machte nicht mit. Und sein Sohn, inzwischen selbst 79 Jahre alt, will das ebenfalls nicht.
In ihrer jüngsten Sitzung hat die Stadtverordnetenversammlung für dieses Grundstück eine Veränderungssperre verhängt. Denn hier soll eine grüne Lunge für die Bewohner des Quellenparks und auch für die Tierwelt entstehen, die Gartenfläche von Grau soll den Grüngürtel, der sich quer durch den Quellenpark zieht, verbreitern. Auch ein Radweg könnte entstehen.
Doch dazu müsste die Stadt das Gelände von Grau kaufen. Und der wehrt sich. Dahinter gestiegen ist auch SPD-Fraktionssprecher Carsten Hauer. Denn bereits vor zwei Jahren hatte das Parlament einen fast gleichlautenden Beschluss verabschiedet. Doch der wurde am 9. November vom Verwaltungsgerichtshof Kassel wieder einkassiert. Mit der Begründung, dass nicht einmal an Mindestmaß an Planungsabsicht seitens der Stadt zu erkennen gewesen sei.
Höhere Grundsteuer
„Das ist ein Unding, dass wir von diesem Verfahren nichts wissen sollten“, regte sich Hauer in der Parlamentssitzung auf und prangerte einmal mehr die Informationspolitik und die Kommunikation seitens der Stadtregierung an.
Trotzdem fiel der Beschluss für die neuerliche Veränderungssperre einstimmig aus. Die hängt thematisch damit zusammen, dass die Stadt einen neuen Bebauungsplan für den südlichen Quellenpark beschlossen hat. So darf die Quartiergesellschaft höher bauen und weniger Kleingewerbe ansiedeln, erhöht somit die Anwohnerzahl – und damit auch den Verkaufspreis.
„Doch die Sache ist noch nicht zu Ende“, merkte Stadtwerke-Betriebsleiter Klaus Minkel an, der den Verkauf der Quellenparkgrundstücke maßgeblich vorantreibt. Und er hat wohl recht. Denn Günther Grau denkt gar nicht daran, klein beizugeben. Er hat einen Investor, der auf einem 2000 Quadratmeter großen Teil seines Grundstücks bauen will. Und der will mit Hilfe seines Anwalts auch gegen den neuen Beschluss vorgehen.
Die Begründung, dass es auf dem Areal 32 schützenswerte Vogelarten gebe, hält Grau für erfunden. „Die waren wohl im Zoo, aber nicht hier“, sagt er bezüglich eines Gutachtens, das Johannes Wolf vom Büro Geoinformatik Umweltplanung und Medien im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss vorgestellt hat.
Seitdem die jüngste Kaufofferte der Stadt von Günther Grau abgelehnt wurde, zahle dieser die höhere Grundsteuer B für sein Areal. Die werde aber nur fällig, wenn die Fläche auch bebaut werden dürfe. Also ging Günther Grau zu Minkel, fragte, ob er denn nun dort bauen dürfe. Nein, das gehe dann auch nicht, habe er zur Antwort erhalten. Denn nun greife die – inzwischen wieder einkassierte – Veränderungssperre.
Dabei habe die Stadt dort einst selbst bauen wollen. Grau erinnert sich an Planungen für einen Wendehammer und bis zu vier Wohnblöcken auf seinem und dem angrenzenden Areal. Das war noch zu Lebzeiten seines Vaters. Das Waldstück befindet sich im Besitz der Stadt, soll nun Teil des Grüngürtels werden, der Wohnbebauung von gewerblicher Bebauung im Quellenpark abtrennt. „Nur Obstbäume“, wie Grau anmerkt. Die haben einen hohen ökologischen Wert. Trotzdem sei auf dieser Fläche schon viel abgeholzt worden.
Hotel statt Bäume
Und auch im Zuge des Baus der drei Kreisel in der Homburger Straße seien etliche Bäume der Kettensäge zum Opfer gefallen. „Auch dort wird die Stadt viel Geld verdienen“, schätzt Grau. Nicht zu Unrecht, denn eine Dreiecksfläche am stadtauswärts dritten Kreisel mit der Werbung für das neue Kombibad ist bereits für ein Hotel reserviert.
Grau will verkaufen, damit ein Investor bauen kann. So wie es genau gegenüber seines Grundstücks geplant sei. Dort baut ein weiterer Investor im Quellenpark.