Karben. Noch herrscht Idylle pur auf dem Straßberg in Okarben: Jogger, Spaziergänger und Reiter ziehen den Weg hinauf zum Wald. Die Felder sind grün und die Lerchen jubilieren. Doch flatternde weiß-rote Bänder zeigen an, wie viel Ackerland die B 3-Westumfahrung von Okarben (rote Trasse) verbrauchen wird. „60 Meter mit Wirtschaftswegen und Damm, wir haben es abgemessen“, sagt Beate Reuther-Vega von der Bürgerinitiative (BI) B 3 am Straßberg und zeigt über das Feld. Aufmerksam hört ihr die Bundestagsabgeordnete Nina Hauer (SPD) zu, die ebenso wie eine Reihe von Lokalpolitikern aus Karben der Einladung der BI zum Frühlingsfest gefolgt sind. Noch weiß niemand, welche Trassenvariante das Straßenbauamt Gelnhausen empfehlen wird, und seit Monaten warten alle auf das Ergebnis der Prüfverfahren.
Die Bundestagsabgeordnete folgt mit skeptischer Miene den Erläuterungen von Reuther-Vega. Diese schildert, warum bei Okarben die neue B 3 für geschätzte 22 Millionen als Unterflurtrasse gebaut werden sollte – im Vergleich zur roten Trasse am Hang mit Kosten zwischen 12 und 15 Millionen.
„Bund und Länder sind gehalten, sich für die wirtschaftlichste Variante zu entscheiden“, hält Hauer dagegen. Ein Tunnel koste nicht nur in der Bauweise mehr, sondern auch in der Unterhaltung – und zwar auf Dauer. Wenn es also Gründe gebe, sich dennoch für die Unterflurtrasse mit Tunnel zu entscheiden, müssten das Land Hessen und die Stadt Karben sich an der Finanzierung beteiligen. „Der Bund zahlt – aber nur für die wirtschaftlichste Variante“, stellt sie unmissverständlich klar und spielt damit den Ball zurück an das hessische Verkehrsministerium. Dort falle die Entscheidung für die Trasse – in Abstimmung mit dem Amt für Straßenwesen und der Stadt.
„Noch sind keine Unterlagen beim Bund eingereicht worden“, berichtet Hauer und Stadtplaner Ekkehard Böing bestätigt, dass das Prüfverfahren beim Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV) Gelnhausen noch laufe, aber kurz vor dem Abschluss stehe.
Noch ist also alles offen, und die BI-Mitglieder werben für ihre Wunschlösung. Mehr als zwei Dutzend Zuhörer lauschen gespannt, mischen sich ein, Kritik regt sich zu Hauers Argumenten. „Es kann doch nicht angehen, dass nur das Geld zählt und immer mehr Natur zugebaut wird“, sagt eine Bürgerin. Dieter Nöll vom Bund weist darauf hin, dass immer mehr Straßen geplant werden, aber sich bei der Bahn nichts tue. Ein Okarbener Landwirt beklagt den Verlust guten Ackerlandes, falls die rote Trasse gebaut werde. „Wir leben in einer der verkehrsstärksten Regionen Hessens, das ist der Preis, den wir für die Nähe zu Frankfurt und Flughafen zahlen müssen“, sagt Hauer und sieht keine Alternative zum weiteren Straßenausbau. Die B 3 komme und wenn das Teilstück zwischen Friedberg und Wöllstadt fertig sei, müsse eine Lösung für Karben gefunden werden. Rote Trasse, blaue Trasse, großer Bogen, kleiner Bogen oder die Unterflurtrasse mit Tunnel – was das alles bedeutet, darüber konnten sich alle bei einer Besichtigungsfahrt im Planwagen informieren.