Der Bau des neuen Bürgerhauses auf der sogenannten Zigeunerwiese auf dem Heilsberg könnte schneller kommen als gedacht. Denn der Wetteraukreis will am Georg-Muth-Haus die Daumenschrauben anziehen, die Kita nicht länger dulden. Doch bei der Stadt hält man sich noch zurück. Auch weil das Haus noch immer für Flüchtlinge benötigt wird.
Bad Vilbel. Ein Schmuckstück ist das Georg-Muth-Haus nicht gerade. Dass es in die Jahre gekommen ist, sieht man dem Gebäude bereits von außen an, zu sehr erinnert die Architektur an Zweckbauten aus den 1970er-Jahren. Trotzdem wird es gerade jetzt dringend benötigt. Zum einen als Einrichtung für Flüchtlinge, zum anderen als Heimstätte der Kita Villa Wichtelstein. Doch gerade hier könnten bald Aktionen notwendig werden.
Denn die Stadt hat beim Wetteraukreis beantragt, die Betriebserlaubnis für die Kita, seit Anfang 1997 als damalige Neueinrichtung unter Einbeziehung einer Krabbelstube aus dem Berkersheimer Weg und wegen Raumnot in einem ehemaligen Restaurant untergebracht, für weitere fünf Jahre zu verlängern. Diese Planungen stoßen beim Kreis aber auf Skepsis. Bereits das Jugendamt sieht den Antrag kritisch. „Die Kita hier war von Anfang an nur eine Interimslösung“, beschreibt Kreis-Pressesprecher Michael Elsaß die Eindrücke der Kreisverwaltung.
Stadt sieht keine Eile
Die Bausubstanz des Gebäudes sei marode, die Isolierung fehle. Bereits bei einer Begehung des Jugendamts mit der Unfallkasse habe es einige Kritikpunkte gegeben. Im November steht nun noch die regelmäßige Brandverhütungsschau durch Mitarbeiter des Kreises an. Dort werde es sicher zu weiteren Mängelfeststellungen kommen. „Die Stadt hat damals den Umzug des Kindergartens mit der Eröffnung der Kita in Dortelweil angekündigt, getan hat sich aber nichts. Dortelweil ist längst eröffnet, die Kinder sind trotzdem noch dort“, sagt Elsaß.
Die Lösung liegt nahe: Denn die Planungen für den Bau eines neuen Bürgerhauses mit integrierten Kindergarten gegenüber des City-Hotels sind weit fortgeschritten, es gibt bereits konkrete Modelle. Nur müsste es hier jetzt schneller gehen, will die Stadt nicht Mittel in beträchtlicher Höhe in die Ausbesserung des alten Gebäudes stecken.
Der Kreis unterstützt den Neubau am verkehrstechnisch günstig gelegenen Ort am Eingang zum Heilsberg auf dem direkten Weg nach Frankfurt. „Die Stadt sagt selbst, dass der Kindergarten woanders besser aufgehoben ist“, erläutert Elsaß. Die Stadt müsse sich nach der Brandverhütungsschau, die alle fünf Jahre stattfindet, bei der bislang aber wohl Kulanz im Vordergrund stand, die Frage stellen, ob sie in den alten Standort investiert und Mängel beseitigt oder nicht. „Einen zeitlich großen Aufschub zur Behebung der dann festgestellten Mängel wird es nicht mehr geben“, macht Elsaß klar.
Doch die Stadt will das Neubau-Projekt nicht „stark beschleunigen“, wie Stadtsprecher Yannick Schwander mitteilt. Die Brandverhütungsschau werde gemeinsam mit dem Kinder- und Jugendbüro vorgenommen. Schwander: „Danach werden wir die Ergebnisse besprechen.“
Ein Abriss – und der Verkauf des Grundstückes, um dann den Bau des neuen Bürgerhauses zu finanzieren – sei indes nicht so schnell vorgesehen. Denn selbst wenn die derzeit etwa 40 im Georg-Muth-Haus wohnenden Flüchtlinge nach Fertigstellung der Micro-Appartements in der Rodheimer Straße und die Container in der Huizener Straße dorthin umgezogen sind, soll das Heilsberger Bürgerhaus weiterhin als Überlaufeinrichtung herhalten, falls weitere Flüchtlinge eintreffen, die über die maximale Kapazität der Unterkünfte hinausgehen.
Abschließen, abreißen
„Sofort Tabula rasa wird es nicht geben“, sagt Schwander. Derzeit liefen die ersten Haushaltsgespräche für 2017, die Thematik werde sicherlich Thema sein. „Auf dem Heilsberg wurde erst im vergangenen Jahr die Sporthalle eingeweiht, in diesem Jahr noch folgt die Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses. Vorgesehen für das Bürgerhaus ist ein Zeitraum von fünf Jahren“, erläutert der Stadtsprecher. Ob sich das nach den Erkenntnissen der Brandverhütungsschau im November ändern wird, werde sich zeigen. „Wir werden danach darüber reden.“
Für einen ist dringender Handlungsbedarf geboten: Jens Völker (CDU) hat als Bauausschussvorsitzender und Ex-Ortsbeiratsmitglied schon lange arge Zweifel am Brandschutz, auch bei einem Rundgang mit Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn (FDP) habe sich das gezeigt. Bei der Unfallvorbeugung gebe es ebenfalls massive Probleme. Vor allem eine steile Treppe in den ersten Stock stelle sich als problematisch für die Kinder dar, einen Fluchtweg von dort gebe es im Brandfall auch nicht. „Die heutige Kita ist ein Restaurant gewesen und war nur Übergangslösung, ein Kindergarten hat heute dort nichts mehr zu suchen. Ich bin froh, dass es jetzt wohl Bewegung geben wird und der Kreis genauer hinschaut“, sagt Völker. Auch als Übergangslösung für Flüchtlinge sei das Haus nicht tragbar. „Es muss geschlossen, abgerissen, das Grundstück verkauft werden“, ist sich Völker sicher.
Das Georg-Muth-Haus
Georg Muth (SPD) war von 1955 bis 1968 Bürgermeister von Bad Vilbel. Das nach ihm benannte Bürgerhaus auf dem Heilsberg wurde Anfang der 1970er-Jahre errichtet. Das zunächst dort befindliche Restaurant wurde vor Jahren umgebaut und die Räume für eine Kindertagesstätte eingerichtet. Zudem befinden sich im Haus zwei Veranstaltungssäle mit zusammen über 400 Quadratmeter Raum, hinzu kommen Nebenräume, eine Küche und das Foyer. Derzeit leben 40 Flüchtlinge im Haus, zuvor waren es 60. (hir)