Ja: Hinterm Horizont geht’s weiter, da hat Udo Lindenberg recht! Im christlichen Glauben denken wir da als erstes an die Ewigkeit. Ist ja auch richtig. Aber man kann es auch ganz irdisch verstehen: Hinterm Horizont meines Alltags geht es weiter… Früher war der Horizont für viele Menschen sehr nah. Manche kamen ihr Leben lang nicht über die Nachbardörfer hinaus. Und Nachrichten aus aller Welt wurden uns auch nicht auf vielfältige Weise frei Haus geliefert. Das ist heute anders. Wir bekommen vielleicht nicht mit, wenn in China der sprichwörtliche Sack Reis umfällt, aber etwas mehr Bewegendes aller Art wird uns in den Medien präsentiert – leider meist vor allem Unglücke, Krieg und Not.
Während Sie dies lesen bin ich in Indien. Mit einer großen Gruppe besuchen wir im Norden des Landes unsere Partnerdiözese Amritsar. 40 Erwachsene von jung bis alt feiern mit den indischen Freunden Gottesdienste, besuchen Schulen und Projekte – erweitern ihren Horizont… Viele andere waren vor uns da und haben eine langjährige Partnerschaft aufgebaut. Ja: Materiell können wir in vielerlei Hinsicht unterstützen. Wir tun das auch und das ist gut so. Aber auch wir können lernen vom Leben in einer sehr religiösen Umgebung, in der die Christen aber in der klaren Minderheitenrolle sind. Wir können lernen vom Leben unter meist sehr viel schwierigeren Lebensbedingungen. Wir können lernen von der Freude des gelebten Glaubens. In diesen Tagen sind wir zusammen unterwegs im Goldenen Tempel der Sikhs in Amritsar und in den Bergen des beginnenden Himalaya rund um Shimla.
Hinterm Horizont geht’s weiter – und das darf und das muss uns bewegen. Gott hat uns seine Schöpfung anvertraut, sie zu bewahren. Gott fordert uns heraus, Ungerechtigkeit und Unfrieden nicht zu ignorieren. Gott möchte uns die Augen öffnen für die Welt hinter dem Horizont unseres Alltags. Nicht jeder kann und muss dafür nach Indien reisen. Aber sich anrühren lassen und im Rahmen der eigenen Möglichkeiten Verantwortung übernehmen – das können wir alle! Wieder zurück in Bad Vilbel werden wir von unseren Erfahrungen berichten und erzählen, wie wir ganz praktisch helfen können. „Hinterm Horizont“ meines Alltags leben eben auch Menschen. Leider oft unter sehr viel schwierigeren Lebensbedingungen.
Herzliche Grüße von Pfarrer Dr. Klaus Neumeier, jetzt in Indien unterwegs