Mehr und mehr gerät Karben in den Strudel steigender Grundstückspreise im Rhein-Main-Gebiet. Mit höheren Preisen für Bauland drohen höhere Mieten. Diese Entwicklung will man vom Rathaus aus abbremsen.
Karben. 52 Bauplätze für Einzel- und Doppelhäuser sollen im Baugebiet „Am Kalkofen“ entstehen. Es wird Karbens nächstes großes Baugebiet. 270 bis 610 Quadratmeter groß fallen die Baugrundstücke aus. Die Westhanglage mit dem Blick über die Dächer Groß-Karbens hinweg in den Taunus zeigt: Dies ist die Sahneseite der Stadt.
Zwischen 360 und 420 Euro will die Stadt als Quadratmeterpreis für Privatkäufer aufrufen. Ein stolzer Preis für Karbener Verhältnisse. Natürlich freut sich die Stadt über die Einnahmen. Selbst wenn die Erschließung für das Areal oberhalb von Groß-Karben nicht billig wird.
Ein eigener Kanal fürs Oberflächenwasser muss vom künftigen Wohngebiet aus via Lindenplatz, Heldenberger Straße und Parkstraße durch den Schlosspark hindurch bis zur Nidda geführt werden. Die bisherigen Kanäle würden das zusätzliche Regenwasser der neuen Straßen und Wege nicht fassen. Erst im vergangenen Jahr hatte ein Starkregen reichlich Schlamm hier den Hang hinunter die Straßen entlang gespült.
Nachfrage steigt
Solche Probleme dürften lösbar sein. Anders als die explodierende Nachfrage nach Baugrund. Denn für die 52 Grundstücke haben jetzt schon rund 400 Menschen Interesse geäußert. In einer Infoveranstaltung am 13. September (nach Redaktionsschluss) möchte die Stadt allen Bauwilligen gebündelt Antworten geben. „Die Anzahl der Anfragen überlastet die Verwaltung“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Um Ordnung in den Verkaufsprozess zu bekommen, hatte das Stadtparlament zuletzt die Vergabekriterien aktualisiert. Sie sollen mit einem Punktesystem sicherstellen, dass Karbener bevorzugt Grundstücke zugeteilt bekommen oder Menschen, die in Karben arbeiten.
Erst nach der Infoveranstaltung werde die Frist zum Einreichen von Bauplatzbewerbungen beginnen, erklärt der Bürgermeister. Allerdings: Wer bauen will, muss mit der Bewerbung bereits eine Finanzierungszusage seiner Bank vorlegen können.
Auch die für Karbener Verhältnisse hohen Preise im Baugebiet „Am Kalkofen“ an der Waldhohl zeigen, dass das Angebot an Bauland längst nicht mehr mit der Nachfrage mithalten kann. Das sei noch drastischer bei Bauträgern, räumt Erster Stadtrat Otmar Stein (CDU) ein. Für die Grundstücke hätten Investoren der Stadt sogar 800 Euro pro Quadratmeter geboten. Bauträger hätten sogar offeriert: „Wir zahlen jeden Preis.“ Stein macht als Ursache dafür unter anderem die sehr hohen Grundstückspreise für Bauträger in der Nachbarstadt aus: „Bad Vilbel ist da vorgeprescht.“ Dadurch seien „in den vergangenen Monaten ganz andere Rahmenbedingungen entstanden“ für Karben.
Dennoch steuert die Stadt gegen: Sie investiert selbst. Zwei von vier Mehrfamilienhäuser sollen an der Waldhohl auf der der Kurt-Schumacher-Schule und dem Stadion zugewandten Seite entstehen. Die Stadt will in einem Haus Eigentumswohnungen verkaufen, um das andere Haus zu refinanzieren. Jenes will die Stadt behalten und die Wohnungen vermieten.
Mit der Erschließung des Baugebiets an der Waldhohl will die Stadt im nächsten Jahr loslegen. Nachdem das Areal Sauerborn in Kloppenheim fast komplett bebaut ist und auch der Sohlweg II in Burg-Gräfenrode sich füllt, hat die Stadt nach dem „Kalkofen“ keine weiteren Baugebiet in petto. „Wir müssen uns überlegen, mit welchen Schritten wir nun vorgehen“, sagt Guido Rahn. Damit die Preisspirale nicht weiter Fahrt aufnimmt, seien weitere Baugebiete nötig. Denn die Entwicklung, dass immer mehr Menschen ins Rhein-Main-Gebiet ziehen, hält an.
Für den nächsten Entwicklungsschritt Karbens sehen Rahn und Stein nur eine Option: „Die Innenstadt ist als einziges übrig.“ Zwischen Luisenthaler und Brunnenstraße gilt es, die letzte große Freifläche in ein Baugebiet zu verwandeln. Danach wäre aber Schluss, keine möglichen Bauflächen sind mehr in Aussicht. „Wir müssen uns strategisch Gedanken machen“, fordert daher Rahn.
Verkehrswege
„Unser Ziel ist es nicht, schnell 5000 Einwohner mehr zu haben“, bremst Guido Rahn. Denn wer in Karben wohnt, ist auch unterwegs – was die Möglichkeiten neuer Baugebiete eingrenze: Die Verkehrswege dürften nicht überlastet werden, sagt der Bürgermeister. „An deren Kapazität orientiert sich unser Wachstum.“ (den)