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Direktor sagt ade!

Karbener Schulleiter Franz Wild wechselt nach Wölfersheim

Nach gut sieben Jahren als Schulleiter verlässt Franz Wild Ende des Monats die KSS. Foto: den
Nach gut sieben Jahren als Schulleiter verlässt Franz Wild Ende des Monats die KSS. Foto: den

Eine Zäsur steht der Kurt-Schumacher-Schule (KSS) bevor: Direktor Franz Wild verlässt die Gesamtschule. Ein Nachfolger steht noch nicht parat. Dennoch ist Wild zuversichtlich, dass die Schule den Wechsel gut hinbekommt.

 

Karben. Der Chef Franz Wild (58) der größten allgemeinbildenden Schule im Wetteraukreis verlässt Karben zum Ende des Monats. Er wechselt auf eine neue Stelle. „Aus gesundheitlichen Gründen“ müsse und wolle er kürzer treten. Er soll künftig die noch neue Oberstufe der Singbergschule in Wölfersheim leiten. „Es geht einen Schritt zurück, ich bin dann nicht mehr in der Pole Position“, sagt Franz Wild. Einen solchen Rollenwechsel an der bisherigen Schule zu vollführen, sei für die „nachfolgende Person nicht tragbar“ gewesen.

Seinen Posten hatte Wild vor knapp sieben Jahren vom legendären Hans-Jobst Krautheim übernommen, hatte sich zuvor als dessen Stellvertreter eingearbeitet.

Er gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagt Wild. Das Besondere an der KSS sei, dass sie einen hohen Qualitätsmaßstab habe und zugleich in ihrem Umfeld tief verwurzelt sei – weit in die Stadt und die Vereine. „Alle packen mit an für die Schule“, freut sich Wild. „Das Miteinander ist hier sehr, sehr gut.“

Die „enorme Entwicklung“ habe die Schule „vor unserer Zeit“ genommen, merkt der Schulleiter an. Er meint das große Wachstum und die Einführung der Oberstufe.

Als Aufgabe habe er es angesehen, dies schon Erreichte „zu bewahren und fortzuführen“, sagt Franz Wild. Als größtes sichtbares Ergebnis ist die Schule inzwischen fast gänzlich saniert. „Mein zweiter Beruf ist Architekt“, räumt Wild ein und lächelt. Das sei schon „die größte Aufgabe gewesen“, denn während der jahrelangen Bauphasen habe der Unterricht ja vollständig weiterlaufen müssen.

Nicht minder herausfordernd war derweil die pädagogische Arbeit. Zum einen führte Wild den ersten Jahrgang mit dem verkürzten, achtjährigen Abitur zum Abschluss. Dann moderierte er die Diskussion übers Turbo-Abitur – bis zum einmütigen Beschluss, dass Eleven die Hochschulreife in Karben künftig wieder binnen neun Jahren erreichen sollen. Die nächsten Siebtklässler werden der erste neue G9-Jahrgang sein.

Probleme beseitigt

Die zweite riesige pädagogische Herausforderung für die Schule sei die Inklusion, also das Einbinden von Schülern mit besonderem Förderbedarf in den normalen Klassen. Um die 50 der 1250 Schüler hätten einen solchen Bedarf und würden durch zusätzliche Kräfte gefördert, erklärt Wild. Zwar sei die KSS zu 100 Prozent mit den dafür vom Land vorgegebenen, zusätzlichen Förderkräften versorgt. „Aber gefühlt könnten wir noch mehr Unterstützung gut unterbringen.“

Sind also alle großen Herausforderungen erledigt? „Das zu sagen, wäre vermessen“, widerspricht Franz Wild. Es seien zwar keine großen Probleme unerledigt. Doch stehe etwa die Planung für die Schulentwicklung noch bevor. „Eine Schule ist permanent im Fluss“, erinnert der scheidende Schulleiter. Auch sein Nachfolger werde viel zu tun haben.

Zunächst aber wird die Schule wohl ohne neuen Chef auskommen müssen. Stephan Mierendorff, seit 20 Jahren an der KSS und Leiter der gymnasialen Oberstufe, soll die Position kommissarisch ausfüllen. Das nach den Ferien nur noch achtköpfige Schulleitungsteam werde die Führungsarbeit gemeinschaftlich erledigen, sagt Wild.

Diese Struktur hat er selbst aufgebaut – wohl auch auf Basis von Erfahrungen, die der Mathe- und Physiklehrer bei einem Abstecher in die Wirtschaft machte. Siebzehneinhalb Jahre arbeitete er bei Siemens. Die Leiter der Schulzweige sowie der Fachbereiche arbeiten an der KSS kollegial zusammen und bilden mit Schulleiter und Stellvertreterin das Schulleitungsteam.

„Wir haben es so organisiert, dass die Arbeit auch bewältigt werden kann“, erklärt Franz Wild. Was sich auszahle, wenn es einmal auf einer Stelle eine Vakanz gebe. „Falls Lücken entstehen, ist niemand hilflos.“ Zwar gebe es auch in dieser Struktur eine Hierarchie. Aber: „Die Zeit, in der ein Schulleiter diktatorisch bestimmt, ist vorbei.“

Solches Miteinander ist einfach Wilds Art, wie es schon die seines Vorgängers Krautheim war. „Wir wollen ja auch ein großes Maß an Demokratie den Schülern vermitteln“, sagt der Rektor. „Das fängt bei der Leitung an.“ „Gezielt den Willen der Schüler einzubinden“ sei wichtig, findet Franz Wild. Wenngleich dies in einem „ausgewogenen Verhältnis zu den Verpflichtungen“ stehen müsse, also zum Beispiel den Lernzielen. (den)