Freudig erklärt der neue evangelische Pfarrer Kaarlo Friedrich aus Büdesheim: „In unserem Pfarrhaus brennt wieder Licht!“ Die neuen Bewohner, die 18-köpfige Familie Alanzami/Al Masi, sind aus Damaskus geflohen – aus Todesangst, vor Bomben, Hunger und Missbrauch, weil sie einer anderen Religion angehören.
Schöneck. Im Evangelium sendet Gott einen Engel, der sich zu den Armen, Obdachlosen, Geschändeten und Hungernden setzt. Diesem Gleichnis folgend hat sich der evangelische Kirchengemeinderat nach einigen Diskussionen dazu entschieden, das leerstehende Pfarrhaus an die Gemeinde Schöneck zu vermieten und darin notleidende Flüchtlinge zu beherbergen.
Die Kirchenvorstandsvorsitzende Regina Löhr erläutert: „Wir schaffen in unserer Kirche einen offenen Raum für alle. Zu uns kann jeder kommen, egal, welchen Alters oder welcher Konfession.“ Pfarrer Friedrich sieht es als direkte Aufgabe eines Christen, die Tür zu öffnen für andere Menschen – egal, welcher Hautfarbe oder Religion.
Willkommen heißen
Durch seine innere Haltung, in persönlichen Gesprächen und in den Predigten könnten Berührungsängste nach und nach abgebaut werden. Er bringt ganz selbstverständlich den Begriff Inklusion ins Gespräch. Dieses Prinzip wird zwar vorwiegend in der Arbeit mit Behinderten genutzt, jedoch bedeutet Inklusion wörtlich übersetzt Zugehörigkeit. Wenn alle Menschen überall dabei sein könnten, im Kindergarten, der Schule, am Arbeitsplatz, im Wohnviertel, in der Freizeit und in der Kirche, dann sei das gelungene und gelebte Inklusion. Auf diese Weise sollen Zeichen gesetzt werden.
In einer inklusiven Gesellschaft sei es normal, verschieden zu sein. Jeder sei willkommen, ganz so, wie es die evangelische Kirchengemeinde und viele andere vorlebten. „Wir alle können davon profitieren, wenn Hürden abgebaut werden und weniger Barrieren in den Köpfen und in den Herzen sind.“
Die Familie ist glücklich, in Büdesheim eine Chance zu erhalten. Doch es ist nicht leicht, weder für die Syrer, noch für die, die ihre Unterstützung ehrenamtlich zur Verfügung stellen. Vier Büdesheimer haben sich kurzerhand entschlossen, alles Erforderliche zu tun, um die Familie in Deutschland und in der Gemeinde willkommen zu heißen und bei der Integration mitzuwirken: Regina Löhr, Birgit Winterling, Joachim Henrichs und Inga Herda. Alle vier leisten einen wöchentlichen Einsatz von zwei bis vier Stunden.
Da sind Fahrräder zu besorgen, damit die Menschen beispielsweise selbst zum Einkaufen fahren können. Fahrdienste sind zu leisten, Behörden- und Gesundheitsfragen zu klären. Es wird Orientierung vermittelt, im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.
Für die Flüchtlinge stellen wohl die mangelnden Deutschkenntnisse die größte Hürde dar. Es braucht viel Mut, sich in der Gemeinde zu zeigen, einzukaufen oder zum Arzt zu gehen. Zumal eine Tochter der Familie an Leukämie erkrankt ist und häufig nach Frankfurt in die Klinik gebracht werden muss.