Nidderau. Es war wie ein schön verpacktes Osterei kurz vor dem Fest: Der Planfeststellungsbeschluss für die Umgehungsstraße um Windecken und Heldenbergen. Dafür war Verkehrsminister Alois Rhiel (CDU) am Donnerstag früh ins Rathaus geeilt, um den Beschluss vor den Augen von Bürgermeister Gerhard Schultheiß (SPD), dem SPD-Bundestagsabgeordneten Sascha Raabe und dem CDU-Landtagsabgeordneten Hugo Klein zu unterzeichnen. Damit gehe ein politisches Hin und Her mit einer langen Planungsphase von weit mehr als 30 Jahren zu Ende, wie Schultheiß erleichtert feststellte.
Die Umsetzung des vom größten Teil der Bevölkerung geäußerten Wunsches nach einer Entlastung der Innenstadt von dem Verkehr zweier Bundesstraßen sei deshalb so schwierig gewesen, wie dies der Verkehrsminister noch einmal erläuterte, weil sich vor allem die Bewohner an den vom Neubau betroffenen Ortsrandlagen gegen die Trassenführung gewandt hatten. Sie befürchteten eine Belastung durch Lärm- und Luftschadstoffe.
Allerdings hätten die im Jahr 2008 nochmals aktualisierten Lärmuntersuchungen gezeigt, dass der von der geplanten Neubaustrecke ausgehende Lärm unterhalb der vorgegebenen Grenzwerte bliebe. Dafür wird die rund 7,2 Kilometer lange und 40,5 Millionen Euro teure Ortsumgehung dann eine Entlastung der Ortsdurchfahrten von bis zu 75 Prozent bringen. Der Minister wies aber auch darauf hin, dass mit dem Bau auch Eingriffe in die Natur und in landwirtschaftlich genutztes Grundeigentum verbunden seien.
Mit der jetzigen Unterzeichnung der Urkunde durch Minister Rhiel wird zwar das Planungsverfahren offiziell abgeschlossen, trotzdem können die Bagger aber noch nicht mit den Arbeiten beginnen. Zunächst müssen die Planungsunterlagen im Rathaus noch einmal zwei Wochen „offen gelegt“ werden. Daran schließt sich eine Zeitspanne von vier Wochen an, in der gegen den Feststellungsbeschluss geklagt werden kann. Allerdings müssen dafür neue Gründe vorgetragen werden. Die schon bekannten Einwände reichen zur Klage nicht aus. Erst danach kommt das Bauvorhaben in den offiziellen Geschäftslauf des Berliner Bundesverkehrsministeriums, auch wenn es im Bundeswegeplan bereits seit längerem schon im vorrangigen Bedarf steht. „Da in Hessen zurzeit aber Bauvorhaben im Werte von 1,9 Milliarden Euro diesen Vermerk tragen und auf ihre Umsetzung warten, ist mit dem Beginn der Bauarbeiten für die neue Umgehungsstraße in Nidderau sicherlich nicht mehr in diesem Jahr zu rechnen“, so Rhiel. „Es kann aber genauso gut erst 2010 werden, bis die Bagger rollen“, versuchte Raabe die Erwartung nicht gleich zu groß werden zu lassen. „Drei Minister, drei Bürgermeister und noch mehr Stadträte haben sich im Laufe der Zeit mit dem Projekt beschäftigen müssen“, stellte Gerhard Schultheiß amüsiert fest. Zumindest, was die Bürgermeister betrifft, soll die Zahl, so sein Wunsch, bis zur Fertigstellung nicht weiter ansteigen. (jwn)