
Bad Vilbel. Gleich drei Dienstjubiläen wurden am Sonntag in einem Gottesdienst in der Christuskirche gefeiert. Martina Radgen, Ulrike Mey und Thorsten Mebus bringen es zusammen auf 80 Jahre Gemeindearbeit. In den vergangenen Jahren haben sich nicht nur die Mitgliederzahlen der Kirche verändert, wie die drei im Gespräch feststellen.
Die Stimmung ist gut, wenn Martina Radgen, Ulrike Mey und Thorsten Mebus gemeinsam in einem Raum sitzen. »Martina und ihre laute offene Art begleiten mich seit dem ersten Tag hier. Ich glaube, mir wird es fehlen, wenn es irgendwann nicht mehr so ist«, sagt Mebus und lacht. Um Abschiede soll es in diesem Gespräch allerdings überhaupt nicht gehen. Alle drei feierten Dienstjubiläum. »Zusammen kommen wir auf 80 Jahre Arbeit für die Gemeinde«, sagt Radgen und fügt mit einem Grinsen hinzu: »Wenn man mein Anerkennungsjahr dazu rechnet, ist es sogar noch ein Jahr mehr.«
Radgen arbeitet seit 1990 als Gemeindepädagogin in der Kernstadt und hat viele Generationen von Kindern und Jugendlichen begleitet. »Ich bin damals gekommen als Gemeindepädagogin für den Speckgürtel um Frankfurt.« Sie erinnert sich: »Früher gab es ganz andere Strukturen in der Kinder- und Jugendarbeit.« Heute sei alles etwas flexibler geworden – von den Betreuungszeiten bis zur Abholung. »Früher hatten wir mehr Konfirmanden in der Christuskirche, als wir heute stadtweit haben.«
Radgen koordiniert neben der Konfirmandenarbeit auch die Jugendmitarbeitergruppe. »Natürlich hat sich auch die Art der ehrenamtlichen Arbeit geändert. Früher musste ich nicht abends nochmal mein Handy durchgehen und via Whatsapp an Dienste oder Aufgaben erinnern.«
Eine Veränderung, die auch Pfarrerin Ulrike Mey erlebt hat. Sie ist seit 25 Jahren dabei – bis Ende 2024 in der Christuskirchengemeinde, seit Anfang des Jahres in der neuen Auferstehungsgemeinde. Sie hatte zunächst eine halbe Projektstelle für die »Kirche anders« inne. Neben Seelsorge, Gottesdienstleitung und Unterricht ist Mey für den Verwaltungsbereich der Gemeinde zuständig und hat 2024 das neue gemeinsame Büro im Dortelweiler Gemeindehaus »Arche« aufgebaut. Auch der kirchliche Friedhof in der Lohstraße fällt in ihren Arbeitsbereich.
Veränderungsfreudige Gemeinde
Vor allem aber ist sie zusammen mit Pfarrer Dr. Klaus Neumeier für die beiden Seelsorgebezirke in der Bad Vilbeler Kernstadt zuständig. Die Gemeinde hat sie stets als »lebendig« erlebt. »Wir haben in den vergangenen Jahren viele Veränderungen durchlebt. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn die Gemeinde nicht veränderungsfreudig wäre.«
Mey weiß, dass die Kirche vor großen Herausforderungen steht. »Die Mitgliederzahlen sinken.« Man könne nicht mehr von einer Volkskirche sprechen, wie man das vielleicht noch vor 20 Jahren getan habe. »Was aber nicht heißt, dass das Interesse nicht mehr da ist. Gemeindeleben ist mehr als nur Gottesdienst«, sagt sie. Vielmehr gehe es darum, die Menschen für die Gemeinde zu begeistern. »Das Rad immer wieder neu anzuschubsen.«
Besondere Form
der Verbundenheit
Einer, der Leben in eine Gemeinde bringt ist Thorsten Mebus. Seit nunmehr 20 Jahren wird seine Vollzeitstelle vom Förderverein der Gemeinde getragen. »Dafür kann ich nur dankbar sein.« Gekommen ist Mebus als »Ansprechpartner für die ehrenamtlichen Mitarbeiter«. Er erinnert sich: »Das waren damals fast 300.«
Heute blickt Mebus auf 20 Jahre Chor- und Bandarbeit in der Bad Vilbeler Kernstadt zurück. »Vieles ist ein Stück weit auf meine Ideen hin entstanden.« Radgen und Mey korrigieren: »Das mit dem Stück kannst du streichen.«
Die Chöre sind heute ein wesentlicher Teil der Gemeinde und ihrer Arbeit, sind an Gottesdiensten beteiligt, aber haben auch regelmäßig eigene Aufführungen. »Wir haben eine schöne Wechselwirkung in der Gemeinde.«
Er verspüre eine besondere Form der Verbundenheit. »Diese Art von Spielwiese zu ermöglichen, Sachen auch mal ausprobieren zu können, auch wenn sie vielleicht mal schief gehen. Das hat die Arbeit nicht nur vielfältig, sondern immer auch besonders gemacht.«
Von Patrick Eickhoff