Bad Vilbel. Weil er in Ruhe und ohne den Druck, das Getreide noch ernten zu müssen, am 3. August seinen 60. Geburtstag feiern möchte, hat der Massenheimer Landwirt Gustav Böckel die Mähdrescher-Saison eröffnet. Auf seinen Feldern hoch über Dortelweil an der B 3 erhält er im Schatten der Windräder Unterstützung von seinem Dortelweiler Kollegen Ingo Lanz.
Dessen über zehn Tonnen schwerer Mähdrescher hat ein 7,20 Meter breites Mähwerk und ein Fassungsvermögen von 10 500 Litern, was einer Getreidemenge von etwa acht Tonnen entspricht. Nachdem Raps und Wintergerste eingebracht worden sind, sei die Zeit Ende Juli bis Anfang August im Jahreskalender für die Weizenernte reserviert, erklärt Ingos Vater Manfred Lanz.
Dieses Jahr habe sich die Reife des Getreides etwas verzögert. „Im Frühjahr war’s zu trocken, in den vergangenen Wochen zu feucht.“ Deshalb sei damit zu rechnen, dass der Ertrag unter dem des Vorjahres liegt. In guten Jahren würden je nach Standort und Sorte 80 bis 100 Doppelzentner pro Hektar geerntet. „Ich schätze, dass wir diesmal etwa zehn Prozent weniger haben werden.“ Damit könnten die Bauern leben. Solchen Schwankungen waren sie schon immer ausgesetzt.
Wirklich Kopfzerbrechen macht ihnen der niedrige Preis, den sie für ihren Weizen bezahlt bekommen. „Gerade Mal zehn bis elf Euro pro Doppelzentner“, sagt Böckel. Vergangenes Jahr wurden noch 20 Euro bezahlt. Ebenfalls fast halbiert habe sich der Preis für Gerste von 16 Euro auf 8,50 Euro.
Dennoch müssen die Bauern in den kommenden Wochen auf den Mähdreschern ihre Runden drehen. Vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Dann verbringen sie täglich bis zu 15 Stunden bis tief in die Nacht in der Mähdrescher-Kanzel. „Natürlich hat sie eine Klimaanlage. Anders könnte man das nicht machen“, sagt Ingo Lanz.
Rund 300 Hektar Weizen warten in Dortelweil darauf, geerntet zu werden. Allerdings hat das Wetter den Landwirten einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. „Wir sind froh, dass wir am Mittwoch immerhin den ersten, gut sieben Hektar großen Acker geschafft haben. Nach dem Regen ist es vorerst schon wieder vorbei“, so Ingo Lanz. „Jetzt muss es erst wieder zwei, drei Tage trocken sein, ehe wir weitermachen können.“
Über die Qualität der Ernte könne nur spekuliert werden. „Das werden wir erfahren, wenn wir das Getreide in der Mühle abgeliefert haben.“ Wenn die Mähdrescher endlich durchgehend fahren können, nehmen die Landwirte sich nicht die Zeit, die Ernte zu den Mühlen in Frankfurt oder Hanau zu bringen. „Gerade in so unbeständigen Jahren wie diesem muss jede Stunde genutzt werden, den Weizen trocken vom Feld zu kriegen“, erklärt Manfred Lanz. Zwischengelagert wird er in der Scheune. Auf seinem Römerhof stehen vier Silos mit Trockenanlage, von denen jedes rund 100 Tonnen Getreide aufnehmen kann. Der Rest wird daneben aufgeschüttet, um nach und nach zur Mühle transportiert zu werden.