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50 Jahre Städtepartnerschaft

Gruppenbild mit den französischen Gästen und den Karbener Gastgebern sowie Bürgermeister Guido Rahn (vorne). Foto: Anne-Rose Dostalek
Gruppenbild mit den französischen Gästen und den Karbener Gastgebern sowie Bürgermeister Guido Rahn (vorne). Foto: Anne-Rose Dostalek

Karben. »Der Bus kommt, der Bus kommt«, schallt es aufgeregt an den Stehtischen auf der Terrasse des OGV Klein-Karben. Am Vereinshaus hat sich das »Empfangskomitee« für die Gäste aus St. Égrève versammelt, die am späten Nachmittag aus der französischen Partnerstadt erwartet werden: Es sind Karbener Bürgerinnen und Bürger, die aktiv im Partnerschaftsverein sind oder in anderer Form die deutsch-französische Städtepartnerschaft unterstützen, gastgebende Familien und eine französische Wandergruppe. Denn schon seit Montag waren elf Männer und Frauen aus St. Égrève zu Fuß unterwegs gewesen, um einen Teil des Hugenottenweges zu wandern.
65 Kilometer
gewandert

»Wir sind insgesamt 65 Kilometer gewandert mit Start in Offenbach und Stationen in Gelnhausen, Wächtersbach, Bad Orb und Büdingen. Wir haben viel besichtigt und wurden überall herzlich empfangen«, berichtet Sandra Perrier über die Erlebnisse der Wandergruppe. Jetzt freuen sie und ihr Mann Claude sich auf das Jubiläumswochenende in Karben, auf das Wiedersehen mit den Freunden und ihren Gastgebern Thomas und Anita Zang. »Seit 17 Jahren kennen wir uns. Wir waren Ehepaare mit Kindern im gleichen Alter, das war wichtig bei den ersten Besuchen.« Die Kinder seien nun groß und nicht mehr dabei, aber die Freundschaft habe gehalten, bestätigen die Zangs.
Die Stimmung ist gut unter den Wartenden, parliert wird auf Deutsch und Französisch. Und als gegen halb sechs der Bus gesichtet wird, steigt die Aufregung. Alles ist vorbereitet, die Getränke sind kalt gestellt und die Banner »50 Jahre Städtepartnerschaft« aufgestellt: Sie weisen hin auf das, was gefeiert werden soll: Vor einem halben Jahrhundert haben die Bürgermeister von Karben, der kleinen Stadt am Rande der Wetterau, und der fast genauso großen französischen Stadt St. Égrève am Rande der französischen Voralpen, nicht weit von Grenoble entfernt, die Städtepartnerschaft beurkundet. Damals war Paul Schönfeld Stadtoberhaupt in Karben gewesen, jetzt ist es Guido Rahn. Er begrüßt den offiziellen Vertreter aus St. Égrève Jean Leemans, Präsident des Partnerschaftsvereines aus St. Égrève. Aber auch die 30-jährige Eléonore Kazazian-Balestas ist dabei, Gemeinderätin in St. Égrève und gewähltes Ratsmitglied im Départment Isère. Sie ist eine Enkelin von Jean Balestas, dem vormaligen Bürgermeister von St. Égrève. »Ich bin als junges Mädchen mit meinem Opa zu den Treffen der Partnerschaftsstädte gereist«, erzählt sie auf Französisch. Das Jubiläum in diesem Jahr habe sie sich auf keinen Fall entgehen lassen wollen. Viele Karbener und St. Égrèver, die seit Jahren am Partnerschaftstreffen teilnehmen, fühlen genauso.
Für einen Ex-Karbener ist es etwas ganz Besonderes: Frank Gnadl, der in den siebziger Jahren bei der Stadt Karben in der Stadtverwaltung im Hauptamt beschäftigt war, zuständig für kulturelle Angelegenheiten. Er machte die Städtepartnerschaften zu seiner Herzenssache, organisierte viele Jahre die Treffen und knüpfte ein Netzwerk, zu dem neben St. Égrève auch Ramonville, Krnow, Luisenthal und deren Partnerschaftsstädte gehören. Jetzt kommen er und seine Frau Julijana als Gäste nach Karben, denn vor 17 Jahren ist Gnadl nach Litauen gezogen, nach Telsiai, der Heimatstadt seiner Frau. »Ich habe mir gewünscht, dass ich und meine Frau die Reise gemeinsam mit den französischen Freunden aus St. Égrève nach Karben machen«, sagt Gnadl und steigt mit steifen Gliedern, aber guter Laune, aus dem Bus. Herzlich wird das Paar von vielen Karbenern begrüßt.
Der Partnerschaftsverein (gegründet 2013) mit der Vorsitzenden Muriel Menzel hat ein volles Programm für die 24 französischen Freunde vorbereitet: Der Empfang wird musikalisch begleitet vom Chor »Pro Musica Karben«. Danach wird den Besuchern, die eine fast zwölfstündige Busfahrt bzw. eine Wanderung hinter sich haben, ein ruhiger Abend bei ihren Gastgebern gegönnt. Am Freitag war eine gemeinsame Besichtigungstour in Frankfurt geplant. Der Samstag steht tagsüber zur freien Verfügung. Am Abend steigt die offizielle Jubiläumsfeier mit Abendessen im Saal Schuldt in Klein-Karben. Am Sonntag heißt es »Au revoir«, auf Wiedersehen.
Von Anne-Rose Dostalek