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50 Jahre für »soziale Integration«

2006 organisiert der Ortsverband eine Fähnchenaktion zum Weltkindertag gegen Kinderarmut. Foto: Eickhoff
2006 organisiert der Ortsverband eine Fähnchenaktion zum Weltkindertag gegen Kinderarmut. Foto: Eickhoff

Bad Vilbel. Am 17. September 1974 ist in Bad Vilbel der Ortsverband des Deutschen Kinderschutzbundes gegründet worden. Seit 50 Jahren setzen sich engagierte Ehrenamtler für die Rechte aller Kinder und Jugendlichen ein. In den vergangenen fünf Jahrzehnten sind die Helfer nicht nur gut vernetzt, sondern zu einer bekannten und niederschwelligen Anlaufstelle geworden.
Reinhard Schneider ist seit vielen Jahren beim Kinderschutzbund aktiv, hat viele Erinnerungen an besondere Momente. Doch ein Erlebnis wird Schneider so schnell nicht vergessen. Der Vorsitzende des Ortsverbandes erinnert sich an ein Gespräch mit dem damaligen Bürgermeister Bad Vilbels – Günther Biwer. »Wir haben uns in der Stadt getroffen. Er hat mich angeguckt und gesagt, dass es in Vilbel nicht nur die Burgfestspiele und den FV Bad Vilbel geben würde, sondern auch den Kinderschutzbund. Er hat immer wieder betont: ›Denken Sie auch an die, die weniger haben.‹« Worte, die sich bei Schneider eingebrannt haben. Er ist überzeugt: »Wir leisten soziale Integration.«
Zurück zum Anfang. Am 17. September 1974 gründen 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Ortsverband des Deutschen Kinderschutzbundes in Bad Vilbel. Sie wählten Gerhild Frick, Barbara Ziegner und Ursula Graubner in den Vorstand des jungen Vereins. Ziel des Kinderschutzbundes war und ist es, die Lebensumstände von Kindern zu verbessern. Als erstes Projekt wurde die Spiel- und Lernstube in der Homburger Straße ins Leben gerufen. Es folgten Familienfreizeiten, Kleidertausch, Theateraufführungen, Musikangebote und der Lese-Club.
Im August 1981 begann Helga Sautter mit dem Aufbau der sozialpädagogischen Hausaufgabenhilfe. Petra Seipp erinnert sich: »Es war revolutionär, was der Kinderschutzbund angeboten hat. Die Kinder zu Hausaufgaben zu begleiten. Das gab es so vorher noch nicht.« Das gelte auch für den später angebotenen Mittagstisch. »Es gab sehr wenig Schulen mit Mittagessen. Wir hatten ein richtiges Ganztagsprogramm mit Essen und Hausaufgabenhilfe.«
Seipp ist seit mehr als 30 Jahren im Kinderschutzbund aktiv, hat sich viele Jahre in der Kleinkindbetreuung engagiert. Sie erinnert sich noch an den »sozialen Brennpunkt« in der Homburger Straße, aber auch an viele weitere Aktionen. »Ein echtes Highlight waren die Waldwochen bei den Naturfreunden. Wir haben gemeinsam Expeditionen unternommen. Das war wirklich klasse.«
Zentrale Räume
in der Innenstadt

Seit 1994 hat der Kinderschutzbund seine Räumlichkeiten in der Stadtschule. Seipp und Schneider sind sich einig: »Besser und zentraler geht’s gar nicht.« Dort bieten die engagierten Ehrenamtler die Hausaufgabenhilfe, Kleinkindbetreuung und Elterncafé an. »Die Nachfrage ist groß«, sagt Schneider. »Wir müssen uns, was die Betreuungszahl angeht, aber natürlich an gesetzliche Vorgaben halten.«
Für Schneider zeigt besonders die Hausaufgabenhilfe, »wie Integration gelingen kann«. Dort würden viele verschiedene Kulturen zusammenkommen. »Die Sprache ist der Schlüssel. Die Kinder lernen richtig lesen und entwickeln ein Verständnis für die Sprache. Das ist ganz entscheidend.« Glaubensfragen würde keine Rolle spielen. »Wir sind wertneutral. Für uns zählt, dass wir helfen können.«
Und das können sie. Reinhard Schneider und Petra Seipp berichten, dass viele ehemalige Teilnehmer der Hausaufgabenhilfe mittlerweile die Schule geschafft hätten und eine Ausbildung anfangen. »Sie melden sich nach all den Jahren und sind dankbar. Das freut mich immer ganz besonders.« Harmonie und Zusammenhalt seien ohnehin wichtig und würden so von allen auch gelebt.
Schneider betont, dass ohne Sponsoren die Arbeit des Kinderschutzbundes überhaupt nicht möglich wäre. Seipp ergänzt und lacht: »Wir arbeiten jetzt mit Computern. Da können wir auch noch von den Kindern etwas lernen.«
Der Vorsitzende fügt an: »Ohne die Stadt Bad Vilbel und den Wetteraukreis würde gar nichts gehen. Dafür sind wir sehr dankbar.« Die Stadt stelle die Räumlichkeiten unentgeltlich zur Verfügung, habe immer ein offenes Ohr. Wenn der Kinderschutzbund eben jene Räume nicht nutzt, teilt er sie mit der Flüchtlingshilfe. »Das ist selbstverständlich.«
Neu beim Bad Vilbeler Ortsverband des Kinderschutzbundes ist der Kurs »Starke Eltern – Starke Kinder«. Dort erarbeiten die Teilnehmer individuelle Lösungen in Erziehungsfragen und können sich mit anderen Eltern über Erziehung und Familie austauschen. »Das finden wir wichtig«, sagt Schneider.
Das Jubiläum haben die Verantwortlichen mit Kindern gefeiert und mit Schülern der Hausaufgabenbetreuung ein Stück der Burgfestspiele besucht. Schneider abschließend: »So wie sich das als Kinderschutzbund gehört.«
Von Patrick Eickhoff

Deutscher Kinderschutzbund Ortsverband Bad-Vilbel