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35 km über der Erde

Das Experiment ist geglückt: Der von Felix Herbst und Liam Yasin gebaute Wetterballon ist samt Messgeräten und Kameras in die Stratosphäre hochgestiegen. In rund 35 Kilometern Höhe platzte er und sank wieder auf die Erde zurück.

Bad Vilbel. Vor dem Start: Felix Herbst und Liam Yasin halten die dünne Schnur fest in den Händen, obwohl sie in der morgendlichen Kälte unangenehm in die Haut schneidet. Über ihnen schwebt der braune Wetterballon, an dem ein Styroporkasten befestigt ist, ausgestattet mit Kameras und Messgeräten für Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit. Zwei Jahre hat die Planung des Projekts gedauert: Nun ist endlich alles bereit, um den Ballon in die Stratosphäre steigen zu lassen. Es ist erst 6 Uhr morgens, trotzdem sind rund 30 Menschen zum Dortelweiler Sportplatz gekommen, um das Schauspiel zu verfolgen – Familie, Bekannte, drei Mitarbeiter der Polytechnischen Gesellschaft.

„Drei“, beginnt Felix zu zählen, und die Spannung steigt, „zwei – eins!“ Gleichzeitig lassen sie die Schnur los und der mit Helium gefüllte Ballon steigt unter viel Applaus und begeisterten Rufen zügig gen Himmel – insgesamt 35 Kilometer hoch. Felix und Liam fällt ein Stein vom Herzen. „Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist und der Ballon nicht schon vor dem Start geplatzt ist“, gesteht Liam.

Bereits drei Stunden später ist der Flug wie geplant vorbei: Gelandet ist der Ballon in einer Baumkrone in der Nähe von Schotten im Vogelsbergkreis. Nun geht es für die beiden Abiturienten ans Auswerten der Daten. Die ersten Fotos sind eindrucksvoll.

Am Anfang war alles nur ein Hirngespinst. Auf eigene Faust mit Hilfe eines Ballons Luftbilder von der Erde aufzunehmen, vielleicht aus ein paar hundert Metern Höhe, das war die Idee, die Felix Herbst und Liam Yasin im Herbst 2012 hatten. Aus dieser Idee ist ein groß angelegtes Projekt geworden: Ganze 35 Kilometer ist der Wetterballon nun planmäßig hochgestiegen.

„Am Anfang haben wir uns gefragt, wie hoch der Ballon mit den Geräten denn kommen könnte“, erzählt der 17-jährige Felix. Und je höher sie ihn steigen lassen wollten, desto komplizierter wurden die Planungen. Zwei Kameras, ein GPS-Gerät, ein Thermometer, ein Druckmessgerät und ein Hygrometer, der die Luftfeuchtigkeit misst, schicken die beiden jungen Männer in die Luft, sicher verpackt in einem leichten Styropor-Kasten. Getragen wird dieser von einem mit Helium gefüllten Ballon.

All diese Gerätschaften aufzutreiben war gar nicht so leicht. Fündig geworden sind Liam und Felix schließlich in einem Online-Versandhandel für Laborbedarf. Je ambitionierter ihr Projekt wurde, desto mehr kostete es – also fingen die Schüler an, sich die Finger wund zu tippen. „Wir haben unzählige Briefe und E-Mails an Unternehmen geschrieben, um Sponsoren zu finden“, berichten beide. Eine Herausforderung – doch schließlich hatten sie die benötigten 1100 Euro zusammen.

Sonnenaufgang filmen

Dass sie den Ballon samt Messgeräten bereits kurz vor Sonnenaufgang aufsteigen ließen, hatte gute Gründe. „Zum einen wollten wir natürlich den Sonnenaufgang filmen“, erklärt Felix. Aber auch eine Absprache mit der Flugsicherung spielte eine Rolle – schließlich soll der Ballon keinem Flugzeug in die Quere kommen.

Der leichte Ballon stieg dann bis zu sieben Meter pro Sekunde in die Höhe. Um die 35 Kilometer Höhe zu erreichen war er insgesamt rund drei Stunden unterwegs, dann platzte er aufgrund des geringen Luftdrucks. Damit die Geräte beim anschließenden Absturz geschont wurden, war ein Fallschirm an dem Styroporkasten angebracht, der den Aufprall auf der Erde etwas dämpfte.

Als der Ballon wieder auf der Erde gelandet war, ging eine kleine Abenteuerfahrt los. Das GPS-Gerät im Kasten wurde per Handy geortet, um den Bergungsort zu finden. „Im schlimmsten Fall hätte er direkt in einem Fluss landen und abtreiben können“, sagt Felix. Ein weiteres Horror-Szenario war, dass der Ballon auf einem abgesperrten Gebiet, beispielsweise einem Militärplatz gelandet wäre.

Aber es ist alles gut gegangen und nun geht es ans Datensichern und -auswerten. Der größte Spaßfaktor ist für beide jedoch eindeutig das Video des Fluges.

Die Ergebnisse werden bald im Internet unter www.wetterballon2013.wordpress.com zu finden sein.