Bad Vilbel. Seinen 150. Geburtstag feierte der örtliche Bienenzuchtverein. Zum Jubiläum war nun zu einem Tag der offenen Tür auf das Vereinsgelände »Bienengrund« eingeladen worden. Und die Einladung blieb nicht ungehört.
Es herrschte Kommen und Gehen im Bienengrund, einem Gelände nahe der Bahnstrecke am Berkersheimer Weg, das die Stadt dem Verein 2015 zur Verfügung gestellt hat. Ein Jahr später war die Stadt erneut behilflich und vermittelte dem Verein geflüchtete Menschen, die mithalfen, den Garten auf Vordermann zu bringen und für eine gemütliche Atmosphäre sorgten.
Global denken und
lokal handeln
Neuen Schwung brachte auch die seit 2014 amtierende Vorsitzende Sabine von Trotha mit. Von 42 Vereinsmitgliedern 2014 bei Übernahme des Vereinsvorsitzes, schafften die Bienenzüchter bis heute fast eine Verdoppelung der Mitgliederzahl – nämlich auf 78. Und noch eine positive Zahl gibt es zu vermelden: Besaßen die Vereinsmitglieder 2014 zusammen 145 Bienenvölker, so nennen sie heute 279 ihr Eigen. Davon gehören 73 Völkern weiblichen Mitgliedern, im Gegensatz zu 2014, da waren es nur sechs Völker.
Und noch etwas hat sich nach Aussage der Vereinsvorsitzenden in den vergangenen Jahren verändert. Stand 140 Jahre fast ausschließlich die Bienenzucht im Mittelpunkt des Vereinslebens, so hat sich dies im letzten Jahrzehnt auf den Schutz der gesamten Insektenwelt ausgedehnt. »Der Spruch ›global denken, lokal handeln‹ gilt nun auch für uns. Die Biene wird überall auf unserem Globus gebraucht und deshalb müssen wir dafür sorgen, dass sie uns erhalten bleibt«, stellte von Trotha klar.
Auch für den Nachwuchs gibt es allerlei zu entdecken: So lädt der Verein Schulklassen zu Informationsveranstaltungen in den Bienengrund ein. »Viele Kinder wissen nämlich überhaupt nicht, wie wichtig die Bienen für unsere Natur sind« so von Trotha. Nicht umsonst sei eines der 17 Ziele der UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung den Insekten vorbehalten.
Zum Tag der offenen Tür des Bienenzuchtvereins war auch Bürgermeister Sebastian Wysocki (CDU) gekommen. Er hatte einen Scheck über 750 Euro dabei und zollte dem Verein Anerkennung: »Mit 150 Jahren zählt er zu den ältesten Vereinen der Stadt.« Wysocki erklärte auch, warum Traditionsvereine wie der Bienenzuchtverein seiner Meinung nach überlebten: »Sie richten sich einfach immer wieder neu aus und erfinden sich neu.« Dabei sei ihr Markenkern, nämlich der Enthusiasmus für den Umweltschutz, die wesensgemäße Bienenhaltung und die Faszination für die Bienen nie verloren gegangen. »Bewahren sie diese Eigenschaften. Dann ist mir um ihren Verein nicht bange«, gab der Bürgermeister dem Verein mit auf den Weg.
Wie sich Bienen von Wespen unterscheiden
Derweil wollten die Mädchen und Jungen an diesem Tag unendlich viel über die Bienen und die Arbeit der Züchterinnen und Züchter wissen: Woher wissen die Bienen, in welchen Kasten sie fliegen müssen? Wie finden sie überhaupt wieder zurück zu ihrem Bienenstock? Haben sie etwa auch ein Navi? Wie oft bist du schon gestochen worden? Es waren so viele Fragen, dass die drei Vereinsmitglieder an den Bienenkörben kaum alle beantworten konnten.
»Also die gelb-schwarzen Brummer, die euch beim Kuchenessen auf der Terrasse immer ärgern, das sind keine Bienen, sondern Wespen. Und gestochen werde ich im Durchschnitt etwa 100-mal im Jahr. Aber das merke ich kaum noch und es passiert auch nur an den Händen, wenn ich die Rahmen mit den Honigwaben aus den Bienenkästen herausholen will und nicht aufpasse«, so lauteten einige der Antworten.
Ganz aufmerksam verfolgten sodann Jung und Alt, wie ein Rahmen aus dem Kasten geholt wird und wo genau der Honig im Rahmen steckt. Dass Bienen keinen allzu großen Appetit auf Kuchen haben, konnten alle anschließend ausprobieren, denn es gab Kaffee und Kuchen.
Von Jürgen W. Niehoff