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Beratungsbedarf steigt – VdK Karben hat 750 Mitglieder

Die Beratung von Rat- und Hilfesuchenden nimmt einen Großteil der Arbeitszeit der VdK-Vorsitzenden Ellen Benölken (links) ein. Die Formulare werden immer komplizierter und umfangreicher. Foto: Pegelow
Die Beratung von Rat- und Hilfesuchenden nimmt einen Großteil der Arbeitszeit der VdK-Vorsitzenden Ellen Benölken (links) ein. Die Formulare werden immer komplizierter und umfangreicher. Foto: Pegelow

Karben. Die Formulare werden von immer weniger Menschen verstanden, der Beratungsbedarf in Sachen Pflegeversicherung steigt. Aber auch im Schwerbehindertenrecht und auf anderen Gebieten suchen immer mehr Menschen beim Sozialverband VdK Rat. Die Vorsitzende Ellen Benölken berichtet zum 70-jährigen Bestehen des Karbener Ortsverbandes Erstaunliches.
Jahrzehnte galt der Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands als Vertretung derjenigen, die im Zweiten Weltkrieg verletzt worden waren oder im Krieg dort Angehörige verloren hatten. Das Ende des Weltkrieges ist lange her, der Name ist längst verkürzt worden. Heute heißt die mitgliederstarke Organisation nur noch Sozialverband VdK.
IMMER KOMPLEXER
»Wenn es den Menschen schlecht geht, kommen sie zu uns«, sagt die VdK-Orts- und Kreisvorsitzende Ellen Benölken. Die Beratungsthemen sind weit gestreut und erstrecken sich laut der Vorsitzenden über das gesamte Sozialgesetzbuch I bis XII. So berät der VdK über Opferentschädigung, etwa wenn deutsche Soldaten im Ausland eingesetzt und dort verletzt wurden. Der VdK berät ebenso Opfer sexueller Gewalt und hilft bei Anträgen auf Entschädigung gegen den Staat.
»Die weitaus meisten Beratungen betreffen aber immer noch die klassische Schwerbehinderung«, informiert Benölken. Zudem geht es um Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht. Eine kurze Sprechzeit reicht aber fast niemals aus, weiß die erfahrene Beraterin. Zu vielfältig seien die Fragen, zu umständlich die Formulare, zu sensibel die Themen. Für die meisten Menschen seien die Formulare unverständlich, zumindest aber umständlich.
Ein Beispiel hat Benölken zur Hand, das ihr immer wieder begegnet. Um einen gewissen Schwerbehindertengrad zu erlangen, werde nicht die Krankheit an sich anerkannt, »sondern die Leistungseinschränkung«. Dahinter verbirgt sich die Frage: »Was kann der Mensch noch?« Auch die schiere Zahl von Fragen, die etwa bei den Pflegeanträgen zu beantworten sei, ziehe eine Sprechstunde in die Länge. »Da müssen bis zu 60 Fragen beantwortet werden.« So komplex wie der Themenkatalog an Beratung und der Beratungsbedarf seien, so sehr variiere die Dauer einer Sprechstunde. »Die kann mal zwanzig Minuten, aber auch mal zwei Stunden dauern«, weiß die VdK-Vorsitzende aus Erfahrung.
Mit dem immer komplexer werdenden Vorgängen sei auch die Zahl der Beratungen gestiegen, ebenso die Zahl der Mitglieder. In der Wetterau gibt es laut Benölken rund 17 000 VdK-Mitglieder. Allein in Karben zählte man Ende 2018 exakt 750 Mitglieder.
66 Euro koste ein Jahresbeitrag, darin seien die Beratungen enthalten die von Ehrenamtlichen gelsitet würden. Auch sie arbeite ehrenamtlich, sagt die 67-Jährige. Sie sei fast jeden Tag in Friedberg und habe noch viele Termine. »Dieses Ehrenamt ist wie ein Hauptamt. Aber ich mache es gerne.«