Wenige Windräder sind in der Wetterauer Landschaft so präsent wie die vier in Karben. Allzu viele Rotoren dürften in den nächsten Monaten aber wohl nicht dazu kommen. Ein Streit vor Gericht hat alle Projekte ausgebremst.
Karben. Sie drehen sich beständig in diesem windigen Winter und gehören längst zur Landschaft wie der Wetterauer Dom in Ilbenstadt. Der Anblick der vier Karbener Windräder nahe den Stadtgrenzen nach Bad Vilbel, Frankfurt und Bad Homburg wird wohl ebenso auf lange Zeit unverändert bleiben. Denn ganz Deutschland spricht zwar vom Ausbau erneuerbarer Energien. Doch hierzulande liegt er auf Eis.
Dabei sind die Pläne bereits weit gediehen – und reichlich:
• vier Windräder wollen die Nachbarstädte Karben und Bad Homburg samt des Auricher Windradbauers Enercon zwischen Petterweil und Ober-Erlenbach errichten,
• vier Windräder plant Frankfurts Energieversorger Mainova nordwestlich von Nieder-Erlenbach,
• vier Windräder wollen die Stadt Karben und die Mainova nordwestlich von Burg-Gräfenrode drehen lassen, und
• auf dem Winterstein wollen die Anliegerkommunen Friedberg, Rosbach, Ober-Mörlen und Wehrheim einen Windpark bauen,
• Investor Renertec will drei Rotoren bei Bergen-Enkheim südwestlich von Bad Vilbel hochziehen. All diesen Plänen hatte die Deutsche Flugsicherung (DFS) im vergangenen Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht: Weil sie zu nah am Funkfeuer Metro bei Erbstadt stehen und die Orientierung von Flugzeugen stören könnten, dürften sie nicht gebaut werden. Internationale Vorgaben ließen dies im 15-Kilometer-Radius nicht zu.
Gegen dieses Nein der DFS wehrt sich nun die Mainova: Die Firma Abo-Wind, die für die Mainova den Windpark Nieder-Erlenbach plant, hat vorm Frankfurter Verwaltungsgericht eine Klage eingereicht. Zuvor war ihr Ende Januar der Bauantrag offiziell abgelehnt worden. Ein Urteil aus Niedersachsen hatte jüngst den Bau von fünf Windrädern in einem ähnlich gelagerten Fall genehmigt – weil die DFS nicht im Detail dargelegt hatte, dass die Windräder Flieger störten.
Musterfall abwarten
So hofft Karbens Bürgermeister Guido Rahn (CDU), auch mit den Burg-Gräfenröder Anlagen von der Abo-Wind-Klage profitieren zu können: „Der Fall Nieder-Erlenbach wird für uns zum Musterfall.“
Bis das Gericht gesprochen habe, werde sich aber zunächst gar nichts weiter in der Planung tun: „Das ist alles total auf Sparflamme heruntergedreht“, sagt Rahn. Schneller gelöst werde das Problem auch dadurch nicht, dass der Planungsverband Frankfurt Rhein-Main dieser Tage nur noch einen Drei-Kilometer-Radius rund um die Funkfeuer vorgeschlagen hat.
Landrat Joachim Arnold (SPD) hingegen lobt den Vorschlag erstmal: „Das hat nicht nur für den Windpark Winterstein Bedeutung, sondern auch für eine Reihe anderer Anlagen, die wir brauchen, um vor Ort unsere eigene Energie zu erzeugen.“ (den)