Karben. Schräg, schrill, gespenstisch tönt ein vielfarbiger Celloton zu Beginn. Raumdurchdringend scheint wenig später die ganze Welt aus dem Cello zu singen. Wenn der verträumt wirkende Cellist Frank Wolff sein Musikinstrument spielt, wird alles in neue Klangfarben getaucht und wirkt wie „Frisch gestrichen!“. So lautet der Titel des Solokonzertes, das der Musiker kürzlich auf Einladung der Kulturinitiative Karben vor 60 Zuhörern in der Jukuz-Kulturscheune gab.
Da tauchte plötzlich Bach auf und Jimi Hendrix und das Schönste aus „Mein blaues Cello“ oder „Spiel weiter, Orpheus!“.
Wolffs Neugier beim Cellospiel galt dabei besonders den Klängen, die auf dem Konservatorium tabu sind, dem weiten Feld zwischen Wohlklang und Geräusch. Vielfach verwendete der 61-Jährige Collagen. So drangen in das D-Dur-Konzert von Haydn geräuschhafte Züge und der dritte Satz wurde mit „schönen Geräuschen“ kontrastiert. Da wurden über den feinen Inselspitzen der vietnamesischen Halongbucht Cellokonzerte von Haydn oder Schumann oder der Wind über den Anden hörbar. Auf der poetischen Seelenwanderung Wolffs gab es auch eine Begegnung zwischen dem 2005 verstorbenen Posaunisten Albert Mangelsdorff mit einem tibetanischen Mönch. Mühelos spannte der interpretierende Komponist den Bogen von Bach-Suiten bis hin zu zeitgenössischer Musik, zu Rock und Jazz, angelehnt an den musikalischen Impressionismus. Immer wieder legte Wolff dabei Fragmente frei und schaffte durch flüssige Übergänge und teils sphärische Elemente hörenswerte und vielschichtige Collagen. Auf fast magische Weise entlockte dabei ein einziger Mann mit einem einzigen Instrument dem Celloklang das Farbige und Poetische. Das Cello erfuhr auf diese Weise mehrere Verwandlungen von der E-Gitarre und Geige bis hin zur singenden Säge.
Der gewitzte Entertainer gab sich sehr virtuos, neigte nach teils sanften Sequenzen aber auch zu expressiven Ausbrüchen, vertraut aus Wolffs Fundus oder dem Cellorepertoire. Die Frage, wer Frank Wolff ist, wird vielfach damit beantwortet, dass er der Gründer des Frankfurter Kurorchesters und Initiator des Neuen Frankfurter Schulorchesters ist. Wer er wirklich ist, beantwortete sein Freund Robert Gernhardt: „Alle Weisen aller Breiten, nie Gehörtes aller Zeiten, kann er spielen, hat er drauf“. Das muss man Wolff in der Tat bescheinigen, denn bei seinem gerafften Dvorak kam er binnen weniger Minuten im Finalsatz an, um plötzlich unvermutet Boccherini anklingen zu lassen. Und sein Cello strich er dabei teils so zärtlich, dass es in der Seele schmerzte, an Liebe erinnerte.