Anders als geplant haben Karbens Stadtverordnete in ihrer jüngsten Sitzung noch kein grünes Licht für die Bebauung im neuen Stadtzentrum gegeben. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) vertagte das Thema auf September, weil die Opposition sein Eiltempo kritisierte.
Karben. Ein dicker Packen Papier, das sind die Unterlagen, die Karbens Parlament benötigt, um den Weg für die Bebauung im neuen Stadtzentrum freizumachen.
Einen Bebauungsplan gibt es zwar schon für den Krnover Platz an der Bahnhofstraße. Dort will Projektentwickler Albrecht Krebs aus Hanau einen neuen Rewe-Markt samt Café und Ladenzeile bauen. Dieses Vorhaben deckt der bisherige Bebauungsplan nicht ab, weshalb das Parlament die städtischen Vorgaben ändern muss. Im Zuge eines solchen Verfahrens werden alle möglichen Betroffenen um ihre Meinungen dazu gefragt – ihre Antworten und die Entgegnungen aus dem Rathaus machen den dicken Stapel Papier aus. Der allerdings war den Stadtverordneten der Opposition am vergangenen Freitagabend zuviel des Guten.
„Ich weiß nicht, wie man das durcharbeiten soll“, echauffiert sich Rainer Knak (Grüne). Denn die sechs Tage seit Übersendung der Unterlagen hätten nicht ausgereicht, diese durchzuarbeiten. „Es gibt viele Details und viele Fragen – und es wäre eine Farce, wenn wir jetzt zustimmen.“
Zweites Gutachten
Etwas ohne konkretes Ziel einfach nur zu besprechen, „ist doch Kinderkram“, giftet Bürgermeister Guido Rahn. Er schlägt vor, den Beschluss für den neuen Bebauungsplan erst in der September-Sitzung zu fassen. Womit für die Stadtverordneten nur noch der Beschluss darüber blieb, die Stellungnahmen zu den Eingaben der Betroffenen zu beschließen. „Wir stehen unter einem gewissen Zeitdruck“, räumt Rahn ein. Denn Investor Krebs habe bereits seinen Bauantrag eingereicht. Den könne das Kreisbauamt jedoch erst weiterbearbeiten, wenn die Stadt wenigstens mit dem einen Beschluss klarmache, dass es den Bebauungsplan demnächst geben solle.
Schließlich fällt das Parlament den Beschluss einstimmig – weil sich große Teile der Opposition ihrer Stimmen enthalten. „Nun kann der Bauantrag parallel bearbeitet werden“, freut’s den Bürgermeister. Lediglich ein Problem sieht er noch als relevant an: Auf Forderung der Landesstraßenbehörde „Hessen mobil“ soll die Stadt nachweisen, dass die Ampeln entlang der Bahnhofstraße nicht zu Rückstaus führen, die den künftigen Kreisverkehr an der Zufahrt zur Luisenthaler Straße blockieren.
„Das ist schon das zweite Gutachten dazu“, seufzt Rahn. Denn die Stadt hatte bereits nachweisen müssen, dass die Kapazität des Kreisels mit seinen 36 Metern Durchmesser für die Verkehrsmenge auf der Bahnhofstraße ausreicht. Die Gutachter sagen ja.
Stau durch Kreisel?
Sollten die Ampeln Rückstaus verursachen, so erhofft man sich im Rathaus vom Gutachter auch Lösungsvorschläge – etwa, dass die Ampeln auf längere Grünphasen schalten, falls ein Rückstau bis zum Kreisel reicht. Auch sei denkbar, den Kreisverkehr zwar fertig zu bauen, zunächst aber Richtung Robert-Bosch-Straße noch abzusperren. „Es geht ja ohnehin nur um die Zeitspanne, bis die Nordumgehung in Betrieb geht“, sagt Rahn. Dann wird die Bahnhofstraße wohl merklich von Verkehr entlastet.
Das Gutachten samt Lösungsvorschlägen soll bis zum finalen Entscheid des Parlaments im September vorliegen, kündigt der Bürgermeister an. Denn Investor Heim wolle im Herbst seinen Bau beginnen. Nächsten Sommer könne die Stadt dann den Kreisverkehr bauen. „Die meisten Arbeiten wollen wir möglichst in der verkehrsarmen Zeit in den Ferien durchziehen.“ (den)