Eine Investorengruppe aus der Stadt hat das baufällige Kleinod in Groß-Karben samt Areal gekauft. Das Vorhaben richtet sich nicht nur nach den Ideen der Dorferneuerung: Die Investoren stammen direkt aus dem Umfeld.
Karben. Beim Notar wurden am Montag die Unterschriften unter die Verträge gesetzt. Damit verlässt das Degenfeld’sche Schloss in Groß-Karben nach 145 Jahren den kommunalen Besitz und gehört nun wieder Privatleuten.
Die Käufer stammen alle aus der Stadt: der Anwalt Horst Schlemminger und seine Frau, Steuerberaterin Silke Schlemminger, Finanzfachmann Stephanus Arz, Unternehmensberater Martin und seine Frau Karen Obermüller sowie Architektin Verena Kunad-Riederer vom Büro Ökoplan. „Das sind Menschen, die wir greifen können, und die eine Verpflichtung gegenüber der Stadt und den Einwohnern eingehen“, ist Wirtschaftsstadtrat Otmar Stein (CDU) hochzufrieden. „Das gibt uns die Sicherheit, dass das Konzept im Sinn der Stadt umgesetzt wird.“
Gegen einen weiteren Interessenten aus der Stadt habe sich die Gruppe durchgesetzt, erklärt der Stadtrat. Sie zahlt 350 000 Euro allein für das baufällige Schloss. Wie viel für das übrige Grundstück samt Wohnhaus, Maschinenhalle, Torhaus und DRK-Halle fließt, dazu schweigen Stadtrat wie Käufer.
Visionen fürs Dorf
„Tafelsilber wird nicht verscherbelt“, unterstreicht Stein. Den Erlös wolle die Stadt in den Bau eines Wohnhauses „mit sozialer Komponente“ in Klein-Karben investieren. Mehr mag er noch nicht sagen.
Das Konzept für die Sanierung von Schloss und Gelände „entspricht den Visionen, die im Arbeitskreis Dorferneuerung entwickelt wurden“, sagt Architektin Riederer. Sie arbeitet dort selbst mit. „Wir wollen das Areal mit Leben füllen und mehr Wohnraum schaffen.“ Binnen 24 Monaten solle der Wandel sichtbar werden. Gegen den Verkauf hatte es zuletzt große Bedenken gegeben. Die zerstreuen die Investoren: Die Mieten für die 18 Einheiten im Mehrfamilienhaus sollten zunächst nicht steigen, Sanierungen dort seien erst später geplant und sollten im Einvernehmen mit den Mietern erfolgen. Über die Stränge zu schlagen könnten sich die Besitzer gar nicht leisten, sagt Stephanus Arz. „Es geht ja nicht, dass wir nachher ruiniert sind, was den Ruf angeht.“
Eine Lösung soll es für das Heimat- und Landwirtschaftsmuseum geben, verspricht Stadtrat Stein. Die Ausstellung auf fast 500 Quadratmetern bleibt weitgehend unangetastet, ebenso die 580 Quadratmeter große Maschinenhalle. Beides mietet die Stadt auf 15 Jahre für jährlich 50 000 Euro zurück. Inwiefern das Museum die Räume des Jugendclubs dazubekommen kann, kläre er derzeit noch. Diese Woche solle es auch ein Gespräch mit dem Geschichtsverein geben, wie mit den Mengen unsortierten Materials umgegangen werde.
Verkauf statt Verfall
Ebenso sucht Stein derzeit eine Lösung, wie das Rote Kreuz unterkommen kann: Das alte Feuerwehrgerätehaus, in dem das DRK sitzt, soll schnell abgerissen und „zeitnah“ durch ein Haus für zwei bis vier Wohnungen ersetzt werden. „Die Stadt sieht sich in der Verantwortung“, sagt der Stadtrat.
Für die Um- und Neubauten habe der Denkmalschutz bereits Zustimmung signalisiert, erklärt Architektin Kunad-Riederer. An die Historie des Gemeindeschlosses, das lange Zeit Mittelpunkt Groß-Karbens war, wollen Investoren anschließen. Das soll ein neu gestalteter Schlossplatz als Treffpunkt für die Bürger werden.Dass die Stadt das Schloss verkaufe „ist natürlich eine hoch emotionale Frage“, hat Stein Verständnis für Bedenken. Doch habe die Stadt einfach nicht das Geld, geschätzte 2,6 Millionen Euro, um das Schloss „attraktiv zu machen“. Dann, sagt Otmar Stein, „muss ich eben vom Ziel her denken und gute Verträge aushandeln“. Um das Kleinod „nicht dem Verfall preiszugeben“. (den)