Zusammen wollen sie stärker sein: Fünf hessische Orte unter der Führung Karbens haben eine Arbeitsgemeinschaft gegründet. Sie wollen beim Land durchsetzen, von Unter- zu Mittelzentren aufgestuft zu werden – und damit mehr Geld zu erhalten.
Karben. Ungerecht behandelt werde seine Stadt, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Denn Karben stelle viele Leistungen für Einwohner aus umliegenden Orten zur Verfügung. Beispielsweise nutzen Dortelweiler das Hallenfreizeitbad, kommen Wöllstädter in die Stadtbücherei, besuchen Schüler aus Niddatal Bläserklassen an der Kurt-Schumacher-Schule, nutzen Heldenberger den engen S-Bahn-Takt in Groß-Karben, Ober-Erlenbacher fahren im Schnellbus in die Stadt.
All das zahlt die Stadt aber aus ihrem Säckel alleine – und bekommt keinen finanziellen Ausgleich, wenn die Bürger aus den Nachbarorten eben in Karben Dienstleistungen nutzen. Die Ursache dafür: Karben ist in der Landesplanung als Unterzentrum eingestuft und erhält dementsprechend recht wenig Geld aus dem Kommunalen Finanzausgleich. Als Mittelzentrum bekäme sie mehr Geld, weil dann berücksichtigt würde, dass sie auch Leistungen für Bürger aus Nachbarorten finanzieren muss.
Verbände sind dabei
Wie schon einige Regierungen vorher bemüht sich auch jene von Guido Rahn seit einiger Zeit darum, dass Karben vom Unter- zum Mittelzentrum aufgestuft wird. Bisher ohne Erfolg. So geht es auch vier anderen Orten in Hessen. Diese fünf Kommunen wollen nun gemeinsam dafür kämpfen, Mittelzentren zu werden.
Auf Einladung Rahns trafen sich die Bürgermeister in Karben und vereinbarten, gemeinsam vorzugehen: Gerhard Schultheiß (SPD) aus Nidderau, Werner Amend (parteilos) aus Riedstadt), Klaus Hoffmann (CDU) aus Neu-Anspach und Bernd Schmidt (Freie Wähler) aus der Gemeinde Dautphetal bei Marburg.
Bei ihrem Vorstoß erhalten sie prominente Unterstützung: Auch die Direktoren der kommunalen Spitzenverbände, Jürgen Dieter vom Hessischen Städtetag und Karl-Christian Schelzke vom Hessischen Städte- und Gemeindebund, berieten mit den Bürgermeistern und stehen hinter der Forderung.
Lösung finden
Würde das Land diese erfüllen, wären die Bürgermeister einige Sorgen los. Allein für Karben macht der Unterschied pro Jahr rund 3,6 Millionen Euro aus. Auch wenn hiervon zwei Millionen Euro abgegeben werden müssten, die die Stadt dann an den Kreis weiterleitet, verblieben 1,6 Millionen Euro jährlich in Karben mit seinen 22 000 Einwohnern, rechnet Rahn vor. Ähnlich ist die Situation in der Nachbarstadt Nidderau mit ihren knapp 20 000 Einwohnern.
Die fünf Bürgermeister wollen in ihrer Interessengemeinschaft Mittelzentrum eng kooperieren. Als nächstes ist ein weiteres Treffen mit den Vertretern des zuständigen Ministeriums sowie Landtagsabgeordneten geplant. Das Treffen solle schon Anfang 2016 erfolgen. Auch eine Klage sei denkbar, räumt Guido Rahn ein. „Aber wir sind an einer politischen Lösung interessiert.“(zlp)