Karben. Die guten und die schlechten Nachrichten liegen nahe bei einander: Zwar werden 3,5 Millionen Euro investiert, doch müssen auch 120 Mitarbeiter bei König+Neurath gehen. Das kündigt Marketingreferentin Dorothea Di Rienzo auf Nachfrage an. Betroffen seien die befristeten Arbeitsverhältnisse, die sukzessive ausliefen. Das Unternehmen wolle aber, dass der Bestand bei 1200 Beschäftigten bleibe. „Wir sind bemüht, unsere hochqualifizierten Mitarbeiter zu halten“, sagt Vorstandschef Wolfgang Reising. „Bevor Mitarbeiter entlassen werden müssten, werden wir alle möglichen anderen Maßnahmen zur Kostenreduktion ausschöpfen.“
Deshalb schickt König+Neurath seine Mitarbeiter in Karben, Weißensee und Saarwellingen von März bis Juni bereits tageweise in Kurzarbeit. „Viele Aufträge und Projekte wurden vorerst gestoppt und auf das zweite Halbjahr verschoben“, erklärt Reising. Die Auftragszahlen brachen zweistellig ein. Damit wollten sich die Kunden der wirtschaftlichen Lage anpassen, sagt der Vorstandschef. „Wir waren von der Heftigkeit des konjunkturellen Einbruchs überrascht“, gibt Reising zu. Er ist aber zuversichtlich, dass sich die Konjunktur im zweiten Halbjahr „auf niedrigem Niveau“ stabilisiert. Zuletzt lag der Jahresumsatz bei 174 Millionen Euro und wurde zu gut einem Viertel im Ausland erwirtschaftet.
Die Krise ist aus Sicht der Karbener dennoch eher ein Durchhänger – und den will das Unternehmen im Familienbesitz mit seinem Aufsichtsratschef Egon König nutzen. „Wir wollen mit Produktinnovationen unsere Marktposition stärken“, kündigt der Vorstandschef Reising an. Bis Sommer soll für 3,5 Millionen Euro in den Produktionshallen im Klein-Karbener Industriegebiet ein neues Säge- und Bohrzentrum entstehen und im August in Betrieb gehen.
Mit einer neuen, automatischen Einzelteilfertigung wolle König+ Neurath kostengünstiger produzieren, erklärt Reising. Für die Kunden sollen die Lieferzeiten für sämtliche Produkte auf maximal drei Wochen verkürzt werden. Damit setze das Unternehmen einen neuen Branchenstandard. (den)