Kinder aus Petterweil sollen künftig zu Fuß drei Kilometer übers Feld zur Schule laufen. Ist es zu dunkel, sollen sie eben eine Taschenlampe mit- nehmen. Ein Unding, findet die CDU. Und misst erstmal den Schulweg nach.
Karben. Längst laufen die ersten Klagen. Kreisweit sind Eltern sauer, weil die Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO) für viele Schüler keine Busfahrkarten mehr bezahlt. In Petterweil scheint dieses Vorgehen besondere Blüten zu treiben. „Wir wollen einfach nicht mehr auf Reaktionen seitens der VGO und des Wetteraukreises warten“, sagt der CDU-Stadtverordnete Friedrich Schwaab. Für Schüler in Petterweil habe die VGO die Fahrtkostenerstattung gestrichen, weil die Entfernung zur Erich- Kästner-Schule in Rodheim geringer als drei Kilometer sei.
Ungefährlich?
Gemessen worden sei laut VGO der Weg in der Verlängerung der Sportplatz-Zufahrt durchs Feld, über den Riedbach, an einem kleinen Wäldchen vorbei bis zur Schule. „Besorgten Eltern, die ihre Kinder nicht über diesen Weg gehen lassen möchten, wurde gesagt, Kinder ab diesem Alter ist es zumutbar – im Zweifel mit einer Taschenlampe – diesen Weg zu nutzen“, schildert Schwaab. Darüber hinaus, so sekundiere die Polizei, habe „die Wetterau kein sexuelles Gefährdungspotential“. Abgesehen von der fehlenden Beleuchtung halte er es für unverantwortlich, Kinder oder Jugendliche diesen Weg bei Dunkelheit gehen zu lassen, sagt der Stadtverordnete. Denn er unterliege keinerlei sozialer Überwachung.
„Im Tal beim Riedbach befindet sich dazu noch ein kleines Wäldchen, in dem sich jemand verstecken kann, weit außerhalb von jeglicher Wohnbebauung und Rufnähe“, warnt Friedrich Schwaab. „Wie jemand eine solche Situation als ungefährlich bezeichnen kann ist für mich unverständlich; eigentlich sträflich.“ Zwar helfe eine Taschenlampe Schülern bei Dunkelheit, Unebenheiten des Weges zu erkennen. „Aber sie hilft nicht gegen Verbrecher.“ Aus verständlichen Gründen ließen Eltern ihre Kinder bislang nicht diesen Weg laufen.
Strecke ist länger
Auf eine Lösung will die Petterweiler CDU deshalb nicht warten. Unlängst sind daher drei ihrer Mitglieder die Strecke von Petterweil zur Schule abgelaufen und haben nachgemessen – mit geeichtem Laufrad. Und tatsächlich: „Vom Haupteingang der Schule bis zur Haltestelle Friedhof in der Rodheimer Straße sind es 3087 Meter“, erklärt Ortsbeirätin Rosemarie Schwaab (CDU). Bis zur Haltestelle Alte Heerstraße seien es 3437 Meter, bis zur Haltestelle Sporthalle sogar 3817 Meter.
„In der Kreisverwaltung und der VGO muss absoluter Dilettantismus und Gleichgültigkeit gegenüber den Kindern und besorgten Eltern herrschen“, kritisiert Ingrid Lenz (CDU), Karbener Stadtverordnetenvorsteherin und Kreistagsabgeordnete.(zlp)