Karben. Rund 500 Karbener folgten am Mittwochabend der Vorwoche dem Aufruf der Kirchen und der Stadt zur Teilnahme an einer Mahnwache für den Frieden und gegen den kriegerischen Einmarsch Russlands in die Ukraine.
In Blau und Gelb, den Farben der Ukraine, erstrahlte das Rathaus, als sich auf dem Parkplatz davor die Menschen zu einer Mahnwache versammelten. Weil nicht genügend Platz für all die Menschen vor dem Eingang des Rathauses war, standen viele zwischen den Autos. Es sei ein sichtbares Zeichen für Frieden und Mitmenschlichkeit. Dafür dankte der evangelische Pfarrer Eckart Dautenheimer den so zahlreich Erschienenen.
Ein Nein gegen alle
Formen des Krieges
Das Friedensgebet sollte die Solidarität der Karbener mit den Menschen in der Ukraine zeigen. Gleichzeitig sollte es aber auch ein deutliches Nein gegen alle Formen des Krieges bekunden und als Zeichen des Zusammenhalts unserer Gesellschaft stehen, die sich aus vielen Religionen und Kulturen zusammensetzt.
In seiner Rede wies Dautenheimer auf die Bergpredigt in der Bibel hin, in der die Rede davon sei, dass man bei Schlägen auch die andere Wange hinhalten solle, um Eskalationen zu vermeiden und aus Feinden Freunde zu machen. Martin Luther King und Mahatma Gandhi hätten gezeigt, wie man gewaltfrei Konflikte lösen könne. Und auch die Montagsdemos in Leipzig, die letztendlich zum Untergang der DDR geführt haben, seien ein Beweis für gewaltfreie Problemlösung gewesen. »Leider zeigen die Kriege in den letzten Jahren, dass wir diesen Weg wieder verlassen haben«, so Dautenheimer. Doch wir sollten die Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben, appellierte der Pfarrer.
In Karben leben über 100 Nationen friedlich nebeneinander und in vielen Vereinen und Veranstaltungen auch zusammen. »Dabei soll es auch weiterhin bleiben«, forderte der Geistliche. Und deshalb bat er auch inständig, die Schuld für die kriegerischen Handlungen in der Ukraine nicht pauschal »den Russen« zuzuweisen, sondern nur der russischen Regierung. Denn viele Russen litten ebenso unter diesem Krieg. Dautenheimer rief anschließend zum Gebet für den Frieden mit den Worten auf: »Jede und jeder mag hier an seinen Gott denken, egal ob er Jesus Christus oder Allah heißt«.
Für das Gebet, das abwechselnd von dem Pfarrer-Team Nadia Burgdorf (Rendel), Simba Burgdorf (Klein-Karben), Christian Krüger (Groß-Karben und Kloppenheim), Michael Neugber (Petterweil) und Eckhart Dautenheimer (Okarben und Burg-Gräfenrode) gesprochen wurde, und das die Menschen in der Ukraine und der übrigen Welt einschloss und eine gewaltfreie Konfliktlösung forderte, bildeten die Teilnehmenden des Friedensgebetes eine Menschenkette, indem sie sich mit blau-gelben Bändern verbanden.
Für die Stadt dankten Bürgermeister Guido Rahn und Stadtverordnetenvorsteherin Ingrid Lenz den zahlreich erschienenen Bürgerinnen und Bürgern für ihre Teilnahme. Trotz des momentanen Krieges dürfe sich »die Bürgerschaft Karbens nicht auseinanderdividieren lassen«, denn »weder die Ukrainer noch die Russen, die in unserer Stadt friedlich zusammenleben, sind mit diesem Krieg einverstanden«. Das unterstrich auch der Vorsitzende des Deutsch-Ausländischen Freundschaftskreises, Christopher Gimbel, in seinem Grußwort.
Von Jürgen W. Niehoff