Karben. In einer Woche feiern die Karbener wieder ihr Kelterfest. Eine riesengroße Tafel ist dort aufgebaut mit Äpfeln aller möglichen Sorten. Eine beeindruckende Vielfalt. Möglich gemacht hat das in den vergangenen Jahren die Stadt. Die Äpfel kamen nicht etwa von Wetterauer Wiesen, sondern aus einem Gartenbaubetrieb in Bad Pyrmont. Dorthin ist Umweltamtsleiter Thomas Adam stets einen Tag lang mit zwei Zivis gefahren, um Äpfel zu pflücken. 350 Kilo zu 600 Euro. „Als ich das hörte, musste ich laut lachen“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Weit mehr als 1000 Euro Kosten verursachte diese Aktion jedes Jahr. „Dabei könnte man doch genau so unsere Obst- und Gartenbauvereine bitten, Äpfel zur Verfügung zu stellen.“ Weshalb er Adam dieses Jahr die Pyrmont-Tour untersagte.
Details wie dieses erfuhren die Stadtverordneten am Donnerstag der Vorwoche im Akteneinsichtsausschuss, der den Fall Adam durchleuchtet. Das Parlament untersucht, inwieweit städtisches Material und Stadtfahrzeuge unter der früheren rot-grünen Regierung möglicherweise privat genutzt wurden. Diesmal durchforsteten die Parlamentarier die Fahrtkostenabrechnungen. Sie stießen auf Merkwürdigkeiten. In manchen Jahren rechnete Adam 10 000 Kilometer und mehr zu 35 Cent pro Kilometer ab, dann monatelang gar nichts. An einem Tag rechnete Adam zeitgleich zwei Privatwagen ab. In einer anderen Woche fuhr der Amtsleiter täglich nach Hanau in einen Baumarkt. „Das ist nicht logisch“, findet SPD-Stadtverordneter Klaus-Peter Hampf. „Jede Hausfrau macht sich einen Zettel und fährt einmal für alles“, sagt Ausschusschef Michael Ottens (FW).
Dass die Mitarbeiter feste Vorgaben hätten, wie Dienstfahrten zu genehmigen und abzurechnen seien, erklärt Vizebürgermeister Gerd Hermanns (FW). Dass man sich im Umweltamt darum wohl wenig scherte und die Vorgesetzten Vieles durchwinkten, lesen die Stadtverordneten in den Abrechnungen selbst nach. So wurden Abrechnungen noch getätigt und die Auszahlung genehmigt, als die Jahresfrist längst abgelaufen war. (den)