Mit dem Rad erkundete ein gutes Dutzend Bürger, wie es mit der Renaturierung der Nidda vorangeht. Die Tour im Rahmen des 1. Karbe- ner Stadtradelns wurde vom Gewässerökologen Gottfried Lehr und Bürgermeister Guido Rahn angeführt.
Karben. Der erste Blick beim Stadtradeln galt den Rädern. „Ist das Fahrrad neu?“, wurde Bürgermeister Guido Rahn (CDU) befragt, der mit einem Mountainbike auftauchte. „Nur wenig benutzt“, gestand Rahn, der aus Burg-Gräfenrode angeradelt kam und so schon die ersten klimafreundlichen Kilometer für Karben gesammelt hatte. Einige mehr, wenn auch nicht sehr viele, sollten es an diesem Sonntag werden, entlang der Nidda vom Bürgerzentrum bis zur Stadtgrenze Klein-Karben.
„Immer schön anmelden beim Stadtradeln“, mahnte Bürgermeister Guido Rahn und meinte damit die Online-Plattform, auf der Teams und Teilnehmer die geradelten Kilometer registrieren lassen können. Denn beim Stadtradeln zählt jeder Kilometer, ob er nun in der Freizeit, zum nächsten Supermarkt, zum Briefkasten oder zur Arbeit zurückgelegt wurde. Mit Mario Beck (CDU) und Mario Schäfer (Grüne) waren weitere Kommunalpolitiker bei dieser Radtour dabei, denn das gute Beispiel soll Schule machen.
1100 km gefahren
Bislang sind 54 Radler in acht Teams gemeldet, die seither 1102 zurückgelegte Kilometer gemeldet haben. Neue Teams (ab zwei Personen) können sich jederzeit registrieren lassen. Karben nimmt erstmalig an der Kampagne Stadtradeln teil, die noch bis zum 24. September dauert. Begonnen hatte die Kampagne mit einer Tour am Freitag auf dem neu ausgebauten Radweg Petterweil, vorbei am Hofgut Gauterin und weiter Richtung Ober-Eschbach.
„Auf geht’s“, sprach Bürgermeister Rahn und schwang sich aufs Fahrrad, um endlich die Nidda in Augenschein zu nehmen. Denn um die Renaturierung des Flusses sollte es – neben der umweltfreundlichen Fortbewegung per Muskelkraft – auf dieser Radtour gehen. Noch fließt die Nidda im Karbener Zentrum in ihrem engen Flussbett, eingezwängt von befestigten hohen Ufern. Doch im nächsten Jahr sollen die Baumaßnahmen beginnen. „Der Hochwasserdamm wird verlegt bis kurz vor die Häuserfront und hier, wo wir stehen, wird der Fluss Raum bekommen“, erklärte Gewässerökologe Lehr. Das werde zwar zu Anfang etwas unwirtlich aussehen, so wie es derzeit weiter südlich in den bereits renaturierten Bereichen zu besichtigen sei, aber Büsche und Bäume siedelten sich schnell wieder an.
Rahn und Lehr wiesen darauf hin, dass im ersten Bauabschnitt die Hochwasserschutzmaßnahmen im Vordergrund stehen, die Rück-Verlegung des Hochwasserdammes und die Verbreiterung des Flussbettes. Die geplanten Erlebnispunkte würden erst später ausgebaut. Auf jeden Fall sei der Fluss zugänglich für die Bürger, abgesperrt werde nichts. Weiter ging es mit der Radtour, und die Räder mussten ihre Alltagstauglichkeit auf der Holperstrecke entlang des schon renaturierten Bereiches beweisen.
Wer es schaffte, dennoch den Blick schweifen zu lassen, konnte die neue Nidda mit ihren Bögen und Schleifen sehen. Noch dominiert der blanke Boden, bedeckt mit Ackerunkraut. „Wieso sehe ich keine Bäume“, fragte ein Bürger beim nächsten Halt nach. „Auf dem Hochwasserschutzbauwerk dürfen keine Bäume gepflanzt werden“, erklärte Lehr. In der Uferzone dagegen sei Baum- und Buschbewuchs erwünscht. Er entstehe von alleine, wenn man der Natur nur etwas Zeit gebe. So sei das weiter südlich bei Gronau und weiter nördlich bei Ilbenstadt gewesen.