Karben. Mitleidvoll vergossen sogar die tief hängenden Wolken über Burg-Gräfenrode beim Abschiedsfest der Kinder von „ihrem Kindergarten“ am vergangenen Samstag ein paar dicke Tränen. Und auch Zauberer Marc, der die Kleinen mit Magie vom traurigen Anlass ablenkte, konnte dem Roggauer Nachwuchs die städtische Einrichtung, die am 11. Juli aus finanziellen Gründen geschlossen wird, nicht erhalten.
„Dennoch ein gelungenes Fest“, sagte Christiane Peters, die in fünf Jahren 43 Kinder in der insgesamt sechs Jahre alten Einrichtung zur Schulreife erzog. „Natürlich ist der Anlass des Festes für uns alle ein sehr trauriger“, räumte sie ein. Für ihre Kollegin, Petra Bender-Tait, ist der Abschied derweil nur einer von der Lokalität, begleitet sie doch die meisten der Kinder, die sich von August an von ihren alles andere als begeisterten Eltern täglich zum „Zauberberg“ nach Karben kutschieren lassen.
Die Räumlichkeiten im Kommunikationszentrum der Alten Schule im Stadtteil Burg-Gräfenrode werden nach einigen Umbauten von Herbst an das Mütterzentrum (Mütze) beherbergen. Ein kleines Abschiedsgeschenk, das sich zwölf der Kindergartenkinder in der vergangenen Woche rasch noch selbst machten, dekorierte am Nachmittag der Feierlichkeit bereits stolz die Anrichte des Getränkestandes, über dessen Tresen trotz der Witterung zahlreiche Cocktails wanderten. Ein just beim ersten Karbener „Lauf gegen Sucht“ ergatterter Pokal verzierte den Stand. „Wir haben als einziger Kindergarten mitgemacht“, berichtete Kindergarten-Mama Anne Bär und lobte das trotz der Umstände entfaltete Engagement der Roggauer Eltern. Sie erzählte: „Das Startgeld von vier Euro haben wir bei ortsansässigen Betrieben gesammelt.“ So habe etwa Mutter Bär vom Spargelhof oder Dorfladenbesitzer Ertan Bayram dem rennenden Dutzend den Start beim Wettlauf und schließlich den Pokal ermöglicht. Eine Medaille erhielt zudem für den in nur 1:52,9 Minuten absolvierten 400-Meter-Lauf der fünfjährige Owen Hare.
Zum Fest am Wochenende gab es neben allerlei kulinarischen Genüssen vom Grill und aus den Salatküchen und Backstuben der Kindergartenmütter bis in den frühen Abend für alle Kinder des Ortes Spiel und Spaß satt und einen literarischen Flohmarkt der Bücherei für die Leseratten. Am Ende des Festes stiegen bei einem Weitflugwettbewerb die traurigen Grüße der Roggauer Kinder per Luftballons in den grauen Abendhimmel. (ssp)