Nächstes Jahr will das Land die Ortsdurchfahrt von Klein-Karben sanieren. Dort ist die Freude darüber groß. Allerdings schwingt reichlich Skepsis mit. Denn bloß neuen Asphalt auf die alte Straße zu bekommen, genügt den Bewohnern nicht.
Karben. Die schönste Seite Karbens ist das hier sicher nicht. Tausende Autos, Busse und Laster holpern jeden Tag durch die Klein-Karbener Ortsdurchfahrt. Teils ist sie so eng, dass nur wenig Platz für Fußgänger bleibt. Die Fahrbahn ist extrem uneben, Schlaglöcher überall. Jahrzehnte starken Verkehrs haben ihre Spuren hinterlassen.
Trotzdem hatte das Land die dringend nötige Sanierung erneut bis auf die Zeit nach 2023 herausschieben wollen. Im Oktober kam die Überraschung: Schon nächstes Jahr sollen Rendeler und Homburger Straße auf einer Länge von 1,9 Kilometern erneuert werden.
Lösung für Jahrzehnte
„Darüber sind wohl alle glücklich“, sagt Ortsvorsteher Christian Neuwirth (CDU). Allerdings habe man in Klein-Karben bisher nur „das eine oder andere zwischen Tür und Angel“ mitbekommen. Dabei wolle das Ortsgremium unbedingt mitreden bei der Neugestaltung. Ob es diese überhaupt in größerem Maß geben wird, werde derzeit zwischen der Stadt und der Landesstraßenbehörde „Hessen Mobil“ verhandelt, erklärte Erster Stadtrat Friedrich Schwaab (CDU). Denn das Land kümmere sich allein um die Sanierung der Fahrbahn.
Für neue Gehwege sowie den barrierefreien Ausbau von Bushaltestellen und Fußgängerüberwegen sei die Stadt zuständig. „Es ist noch zu klären, ob und wie sich die Stadt beteiligt.“ Die Kommune strebe ein Gemeinschaftsprojekt an.
Dabei seien die Möglichkeiten für Veränderungen jedoch sehr begrenzt, erläuterte Schwaab. „Es ist keine Veränderung der Fahrbahnbreite möglich, weil es eine Landesstraße ist und voraussichtlich auch bleibt.“ Klar ist nur, dass die Stadtwerke die Kanal- und Trinkwasserleitungen zwischen Ellernstraße und dem Ortsausgang nach Rendel erneuern wollten. Ob auch Gasleitungen saniert werden müssten, prüfe der Betreiber derzeit.
Auf wenig Freude trafen diese Erklärungen bei SPD-Ortsbeiratsmitglied Jochen Schmitt. Ihn stört das enge Korsett für Neugestaltungen. „Wir wollen mehr verändern“, sagte Schmitt. Denn mit der anstehenden Sanierung „zementieren wir den Zustand der Straße für Jahrzehnte“, warnte er. „Das will ich nicht als Anlieger.“
Deshalb war der SPD-Politiker überrascht von der Erkenntnis, dass die Stadtregierung von Bürgermeister Guido Rahn (CDU) die Landesstraße doch nicht mehr vom Land in kommunalen Besitz übernehmen wolle. Nur dann könne die Stadt einen umfassenden Umbau vornehmen, erinnert Schmitt.
Rahn hatte in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung mitgeteilt, die Übernahme der Landesstraße zu den Akten legen zu wollen. „Diese Verantwortung und das Risiko kann die Stadt nicht übernehmen“, erläuterte Vizebürgermeister Schwaab. Konkret komme diese Übernahme die Stadt zu teuer: „Wir müssten die Landesstraße von der Läusbäumchen-Kreuzung bei Rendel bis zum Knoten an der B3 in Kloppenheim übernehmen“, sagt Christian Neuwirth. Die Brücken über die Bahnstrecke und die Nidda wären mit dabei – ein kaum kalkulierbares Risiko für die Stadt.
Fahrverbot nötig?
„Aber was geht denn dann?“, fragte Ulrike Loos, Bürgerin aus Klein-Karben und Vorsitzende des Umweltverbandes BUND. Andernorts in der Wetterau seien ja auch Landes- und Bundesstraßen für Radfahrer und Fußgänger angenehmer umgestaltet worden.
Wie genau umgebaut wird, „das ist noch nicht klar“, beteuerte Schwaab erneut. An der Planung werde derzeit gearbeitet. Klar aber sei: „,Hessen Mobil‘ macht nichts ohne die Stadt“, und diese werde den Ortsbeirat beteiligen, versprach er. Werde die Straße ohne weitere Umbauten saniert, dann müssten auf jeden Fall Lösungen her, um den Verkehr zu bremsen und zu reduzieren, forderte Schmitt. „Dann ist ein Lkw-Durchfahrverbot ab Läusbäumchen-Kreuzung nötig.“ Diese Forderung hatte die Stadt schon mehrfach erhoben – war aber stets bei „Hessen Mobil“ abgeblitzt. (den)