Es wird immer extremer: Seit Monaten benutzen Autofahrer den Niddaradweg in Karben als Schleichweg zwischen Klein-Karben und dem Industriegebiet. Selbst Absperrungen und sogar Findlinge stoppen sie nicht.
Karben. Die Spuren sind eindeutig. Zwei erdige Furchen ziehen sich am neuen Damm des Überflutungsbereichs der Nidda südlich von Klein-Karben entlang. Sie umkurven zwei Poller, die den Zugangsweg zum Niddaradweg blockieren. Das soll Autofahrer abhalten, auf den beliebten Freizeitweg zu fahren. Tut es allerdings nicht.
„Die fahren den Hang hinauf“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU), ringt um Fassung. „Offensichtlich sind viele SUVs in Karben unterwegs.“ Denn nur solche Geländewagen dürften mit der Schräglage und dem glitschigen Untergrund klarkommen.
Dass diese Fahrer damit den erst frisch errichteten Damm beschädigen, der im Hochwasserfall das Gewerbegebiet vor Überflutung schützen soll, scheint sie wenig zu kümmern wie die eindeutige Beschilderung: Kein Auto darf hier entlang fahren, nur Fahrräder, Fußgänger und landwirtschaftlicher Verkehr sind erlaubt.
Schon im vergangenen Jahr sorgten die illegalen Fahrten für besonderes Kopfschütteln: Weil der Schotterweg hinterm OGV immer holpriger wurde, fuhren Autofahrer einfach dreist übers benachbarte Feld, das derzeit in einer Ruhephase brach liegt. Landwirt Sebastian Mager machte dem einen Strich durch die Rechnung, indem er eine tiefe Furche am Feldrand zog.
Damit war offenbar der Wille zur Dreistigkeit bei den Autofahrern neu angestachelt. Sie umfahren den Schotterweg – dessen Schlaglöcher die Stadt nicht ausbessern will, nun einfach über den nahen Niddaradweg.
Diese Strecke ist gleich zweifach blockiert: Mit zwei Pollern direkt am Niddaradweg sowie einem massiven Findling am Abzweig des Schotterwegs unterhalb des Wertstoffhofs. Selbst ein kleinerer, neben dem Findling liegender Stein wird dabei umfahren: Die Autos rollen dreist mitten über die angrenzende Wiese. Auch die Nutzung dieses Schleichwegs will die Stadt nun unterbinden. „Wir werden wohl eine ganze Reihe Findlinge dort hinlegen müssen“, seufzt Rahn.
Zuletzt hatte sich der Ortsbeirat Klein-Karben erneut gegen ein vollständiges Versperren der Verbindung ausgesprochen. Die Strecke müsse für die Landwirte, den Bauhof sowie Rettungsdienste offen bleiben. Damit nicht wild umher gefahren wird, fordert der Ortsbeirat, den Schotterweg wieder auf seine ursprüngliche Breite zurückzubauen und neu herzurichten. Zugleich solle die Durchfahrt stärker von der Stadtpolizei kontrolliert werden. Dafür allerdings fehlte in den vergangenen Jahren stets das Personal. Was sich nun ändern soll.
Vom Stadtparlament hat der Bürgermeister das Okay erhalten, eine zusätzliche Stelle bei der Stadtpolizei zu schaffen. Das sollte zwar erst geschehen, wenn klar sei, ob sich der geplante Einsatz eines Sicherheitsdienstes als Unterstützung für die Ordnungsbehörde als sinnvoll herausstelle. „Aber wir machen das jetzt schon zum 1. Juli, ziehen das vor“, kündigt Rahn an.
Die Sicherheitskräfte sollen, offiziell vom Regierungspräsidium anerkannt, als Hilfspolizisten tätig werden. Das Verfahren zur Vergabe für den einjährigen Testbetrieb laufe derzeit, sagt Rahn. Sowohl ein örtlicher Anbieter, der auch in Nidderau aktiv sei, habe sich beworben, wie auch ein bundesweit tätiges großes Unternehmen.
32 Stunden pro Woche sollen die beiden Mitarbeiter in der Stadt unterwegs sein. Dabei will Rahn sie dann einsetzen, wenn die Stadtpolizei in der Regel nicht arbeitet: Spät abends, früh morgens und samstags. Hauptaufgabe solle das Aufspüren von Falschparkern sein. Ebenso will Rahn die Mitarbeiter einsetzen, um die Schleichwege zu kontrollieren. (den)