Oberburg, Lieselturm, der Burggarten und die Kirche: Hier ist Burg-Gräfenrode am schönsten. Doch diese Schön- heit wird zum ernsten Problem: Es beschert der evangelischen Kirche als Besitzer ein strukturelles Defizit.
Karben. Es sind ganz grundlegende Dinge, die es zu besprechen gilt: Die Zukunft der evangelischen Kirchengemeinde und die finanzielle Situation waren Themen der Gemeindeversammlung, die vor wenigen Tagen in der evangelischen Kirche in Burg-Gräfenrode stattfand. Die Mitgliederschaft schrumpft, die Kosten steigen – ein ernsthaftes Problem. „Vieles ist aber nur möglich, wenn die Finanzen stimmen“, seufzt Pfarrer Eckart Dautenheimer. Und die, sagt Kirchenvorstandsvorsitzende Ina Lauster-Ulrich, seien nicht im Lot. Ursache: „Wir sind eine winzig kleine Gemeinde mit 550 Mitgliedern.“
Das hat Auswirkungen: Burg-Gräfenrode hat nur noch Anspruch auf eine Viertel-Pfarrstelle. „Es gab nur die Lösung, uns mit einer anderen Kirchengemeinde zusammenzutun“, erläutert Ina Lauster-Ulrich. „Wir sind glücklich, dass es mit Okarben geklappt hat und dass Pfarrer Dautenheimer nach der Vakanzvertretung ab 2015 offiziell zuständig sein wird.“
Es hat auch Folgen für die Kasse, denn die Finanzzuweisung der Landeskirche falle geringer aus. Dabei unterhalte die Kirchengemeinde vier denkmalgeschützte Gebäude und einen 6500 Quadratmeter großen, öffentlichen Park, erinnert die Kirchenvorstandschefin. Oberburg, Remise, Lieselturm, Kirche und Grünflächen bilden das historische Herz Burg-Gräfenrodes. Die Folgen für die Kirchenfinanzen sind drastisch: Das strukturelle jährliche Defizit ist auf 10000 Euro angewachsen. Die Kosten liegen wie festgenagelt bei rund 30000 Euro im Jahr, die Einnahmen bei nur 20000. Für die anstehenden Renovierungen reiche nun die Rücklage nicht mehr aus, warnt die Kirchenvorstandschefin.
In einer regen Debatte sprechen die Mitglieder über Einsparungen: So genannte „Gemeinde-Engel“ könnten tatkräftig anpacken, wirbt Pfarrer Dautenheimer. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) schlägt vor, dass die Stadt einen ihrer drei Spielplätze in Roggau schließen und aufs Oberburg-Gelände verlegen könnte. Lob gibt es für die Idee, einen Sponsorenlauf zu organisieren und einen Förderverein zu gründen. Die historischen Gebäude aber, das ist breiter Konsens, sollen Kirchenbesitz bleiben. Dekan Volkhard Guth, der an der Versammlung teilnahm, versteht das: „Wenige Kirchengemeinden haben ein so charmantes Gebäudeensemble. Ein Verkauf wäre keine gute Lösung.“ (dit)