Karben. Dem Schlussstrich unter die Finanzkrise ging eine ausführliche Diskussion unter den 26 am Freitagabend erschienenen Feuerwehrkameraden voraus. Der entscheidende Punkt war die Bitte des ehemaligen Kassierers Günther R.*, die Feuerwehr möge doch bei der Staatsanwaltschaft ein gutes Wort einlegen, so dass möglicherweise das Strafverfahren gegen ihn eingestellt würde.
Diese Bitte übermittelte der Vereinsvorsitzender Wolf F. Hilbl nach einem ausführlichen Gespräch mit R. Darin hatte dieser Hilbl über die Hintergründe seiner Unterschlagung unterrichtet. Da diese aber auf Bitten des Ex-Kassierers nicht in die Öffentlichkeit kommen sollten, schilderte Hilbl nur den Vorfall. Bei der turnusmäßigen Überprüfung der Kassenbücher vor der Jahreshauptversammlung am 6. März waren dem Kassenprüfer Christian Michel fehlende Geldbeträge und Quittungen aufgefallen. Er empfahl den Mitgliedern deshalb, den Kassenwart nicht zu entlasten. Außerdem erhielt der alte Vorstand den Auftrag, Strafanzeige gegen R. zu stellen. Dieser habe noch vor dem 6. März sein Amt als Kassierer schriftlich niedergelegt.
Den Ausgleich der fehlenden 18 121 Euro plus Zinsen, Gerichts- und Anwaltskosten von noch einmal rund 1200 Euro versprach er, bis spätestens 24. April zurückzu- überweisen – und hielt Wort. „Der materielle Schaden durch das Fehlverhalten ist somit ausgeglichen“, sagt Hilbl.
Es folgte die Diskussion, ob man nun der Bitte folgen und bei der Staatsanwaltschaft ein gutes Wort für R. einlegen sollte. „Die Strafanzeige ganz zurückziehen geht nicht, da es sich bei der Tat um ein Offizialdelikt handelt, das die Staatsanwaltschaft von sich aus verfolgen muss“, erläuterte Vereinsvize Rolf Schauer.
Man einigte sich nach einigem Hin und Her auf den Kompromiss, auf ein zivilrechtliches Vorgehen gegen R. verzichten zu wollen. Wohlwollende Worte aber werden bei der Staatsanwaltschaft nicht eingelegt. Während der alte Vorstand für seine Arbeit im vergangenen Jahr einstimmig entlastet wurde, schloss die Mehrheit dies ausdrücklich bei R. aus. Anschließend wurden Thorsten Rathemacher als Nachfolger für den aus familiären Gründen zurückgetretenen Vizevorsitzenden Schauer und Dagmar Horn zur neuen Schriftführerin gewählt.
Schauer gehört der Wehr seit über 30 Jahren an, war 20 Jahre Vorstandsmitglied und davon 14 Jahre Vize. „Ich bin die ganze Woche im Außendienst unterwegs und sehe deshalb meine Familie nur am Wochenende. Die will nun auch ihr Recht haben“, sagt Schauer. Trotzdem bleibt er in der Feuerwehr weiter aktiv. (jwn)
* Name von der Redaktion geändert.