Karben. Klappt der Termin am Mittag oder nicht? Verkehrsexperte Ekkehart Böing aus dem Rathaus hakt extra noch einmal nach beim Sprecher der Bürgerinitiative „Rettet die Nidda-Aue“ (BI). Dort erfährt er: Leider klappt das Gespräch im Rathaus nicht.
Böings Chef, Bürgermeister Guido Rahn (CDU), wird inzwischen ungeduldig. Seit Wochen will er mit der BI, die sich gegen den Bau der Nordumgehung für Groß-Karben stemmt, wieder ins Gespräch kommen. Im Namen der BI-Aktiven klagt ein Anwohner am nördlichen Ortsrand stellvertretend gegen das 14-Millionen-Euro-Projekt. Die Anlieger fordern unter anderem mehr Schutz vor Verkehrslärm.
Den will die Stadt bieten, den bereits geplanten Lärmschutzwall um hunderte Meter verlängern – und damit den gehörten Lärm gegenüber den gesetzlichen Grenzwerten sogar halbieren. Allerdings konnte Rahn das alles den Gegnern noch nicht persönlich darlegen, einfach, weil bisher kein Gesprächstermin klappte. „Das tut mir leid, das ist einfach unter die Räder gekommen“, sagt Axel Kreutz, der Sprecher der BI. Hinter der Absage des Gesprächs stehe keine böse Absicht, sondern vielmehr ein privates Problem, weil Kreutz kurzfristig beruflich ins Ausland musste und dort arbeitet.
Von all dem weiß man im Rathaus aber bislang nichts. Vielmehr will der Bürgermeister nun den Gegnern eine Wochenfrist setzen, während der er ihnen das Gutachten, das die Wirksamkeit des Zusatz-Lärmschutzes bewertet, zunächst exklusiv vorstellen möchte. Komme erneut kein Gespräch zustande, so möchte der Rathauschef nicht länger damit warten, das Gutachten öffentlich vorzustellen. Er fordert die Gegner vor allem auf, sich zu positionieren. „Man muss auch mal Argumente liefern“, findet Rahn.
Das mache die Stadt längst, habe im Gutachten selbst Details wie höhere Geräuschentwicklung im Winter überprüft, wenn die Autos mit Winterreifen unterwegs sind. „Das hat aber keine Auswirkungen“, berichtet Rahn. Ebenfalls seien im Gutachten die Beschleunigungs- und Abbremsvorgänge der Laster, Autos und Motorräder hinter und vor dem künftigen Kreisverkehr an der L 3351 nach Burg-Gräfenrode berücksichtigt.
Das neue Lärmgutachten hat die Stadt bereits ans Gießener Verwaltungsgericht gesandt. „Damit es dort wenigstens keinen weiteren Zeitverzug gibt“, erklärt der Bürgermeister. In Gießen ist die Klage der Gegner gegen die Genehmigung der Straße anhängig. Mit dem Extra-Lärmschutz hofft die Stadt, sie dazu zu bringen, ihre Klage wieder zurückzuziehen. Um noch in die Finanzierungspläne des Landes fürs nächste Jahr zu kommen, drängt die Zeit. Denn in Wiesbaden werden derzeit die Planungen gemacht – natürlich nur für Projekte, denen keine Klagen entgegenstehen. Sei das für Karben nicht bis Mitte September klar, werde es kein Geld aus Wiesbaden für 2012 geben, schätzt Rahn. Damit wird es nun eng. Das lange Warten macht den Bürgermeister unruhig. „Herr Kreutz soll sagen, ob er grundsätzlich gegen die Straße ist. Dann hätten wir wenigstens Klarheit.“ (den)