Schneller als geplant kommen die Bauarbeiten am Kreisverkehr vor dem City-Center in Karben voran. Das dürfte nicht nur die Auto- und Lasterfahrer freuen. Sondern auch die Menschen im Wohngebiet nebenan: Der Verkehr für drei Großbaustellen rumpelt durch ihre enge Straße.
Karben. Edgar Pfeifer ist genervt. Täglich greift er inzwischen zu den Putzsachen, um die Scheiben seiner Wohnung hoch oben im Mehrfamilienhaus in der Luisenthaler Straße zu reinigen. Das Putzwasser färbt sich schon nach dem ersten Reinigen des Putztuchs grau, dann schwarz. „Staub und Schmutz haben wir hier überall“, seufzt Edgar Pfeifer. „Das ist schon extrem.“
Direkt vor dem Haus laufen drei Großbaustellen im Karbener Stadtzentrum. Der neue Rewe, seit kurzem das Wohn- und Geschäftshaus Kling und seit vergangener Woche auch die Frankfurter Volksbank.
Die drei Baustellen sind für Edgar Pfeifer akzeptabel, wie er sagt. „Damit hatten wir gerechnet, als wir herzogen.“ Nicht aber damit, dass der Verkehr für alle drei Baustellen durchs Wohngebiet über die schmale Luisenthaler Straße geführt wird. Die Zufahrt zur Bahnhofstraße ist seit Wochen dicht, weil die Stadt dort für 600000Euro den neuen Kreisverkehr baut, der das ganze Areal ordentlich erschließen soll. Nicht nur er sei genervt, sondern viele Anwohner, berichtet Edgar Pfeifer von diversen Gesprächen.
Laster in Wohnstraße
„Besonders die in der ersten Reihe direkt an der Straße haben überall Dreck.“ Kipper mit Erdaushub, Mischer mit Beton, Handwerker, Kranwagen: „Alles fährt hier durch.“ Kunden der Neuen Apotheke mischen sich mit Autos dazwischen. „Das hätte man besser koordinieren müssen“, sieht Egdar Pfeifer die Stadt in der Pflicht. Die Bauarbeiten für den Kreisverkehr müssten schneller laufen, hätten früher beginnen müssen, damit wenigstens die Drecklaster mit Erdaushub nicht durchs Wohngebiet fahren.
Den Unmut kann Bürgermeister Guido Rahn (CDU) verstehen: Die Verkehrsanbindung der Luisenthaler Straße mit nur einem halben Anschluss an die Bahnhofstraße sei bisher völlig unzureichend, räumt er ein. „Wir beseitigen jetzt die Fehler von früher und holen das nach, was vor zehn, 15Jahren versäumt worden ist.“ Über Jahre hätten vorige Stadtregierungen darauf verwiesen, dass ein Kreisverkehr hier nicht genehmigt würde. „Wir beweisen jetzt, dass es sehr wohl möglich ist.“
Um Verständnis bittet der Bürgermeister die Anwohner für den Zeitpunkt des Kreisverkehr-Baus: „Wir hätten das gerne früher gemacht, aber die Landesstraßenbehörde ‚Hessen Mobil‘ hat viele Auflagen gemacht.“ Wegen des sonst hohen Verkehrsaufkommens seien die Arbeiten auch nur während der Sommerferien denkbar. Die täglichen Staus auf der Umleitungsstrecke durchs Industriegebiet zeigten das. Haarig ist das beim Schichtende bei Continental Automotive: Täglich regelt deshalb die Stadtpolizei dort den Verkehr. Schier unmöglich sei eine Koordination mit den drei Bauherren, sagt Rahn: „Da sind die Baufirmen doch auf Monate vorher eingekauft, das lässt sich nicht einfach mal verschieben.“
Firma arbeitet schnell
Deshalb bemühe sich die Stadt, dass der Kreisverkehr schnell fertig werde: Ab dem 20. August soll der Verkehr in beide Richtungen durch den Kreisel laufen können – und damit fast eine Woche früher als anfangs geplant, sagte der Bürgermeister vor dem Wochenende. „Wir sind mit der Baufirma hochzufrieden: Sie arbeitet topp, sehr schnell.“ Lediglich die Zufahrt zur Luisenthaler Straße könne dann erst wenige Tage später freigegeben werden, weil noch Restarbeiten ausstünden.
Die Anwohner fordert Guido Rahn auf durchzuhalten: „Das ist eine Belästigung für nur zwei Woche, bitte akzeptieren Sie das solange.“ Der Kreisel nutze ihnen ganz besonders, da sie einen vollwertigen Anschluss an die Bahnhofstraße bekämen und bald weniger Autos durchs Wohngebiet führen. Diese Zeiten sehnt Edgar Pfeifer längst herbei. Dass die Arbeiten schneller laufen könnten, davon bleibt er überzeugt. Doch er gesteht: „Den Verkehr einseitig durch die Baustelle zu führen und die Umleitung durchs Industriegebiet, das war gut geplant.“ (den)