Protest gegen die baulichen Mängel an der Kurt-Schumacher-Schule KSS formiert sich
Karben. Unzumutbare Zustände herrschen im Altbau der Karbener Kurt-Schumacher-Schule. Jetzt schlagen Elternbeirat und Schülervertretung Alarm. Deshalb ist eine Petition gestartet worden, die schon nach wenigen Tagen über 800 Unterstützer gefunden hat.
Wer vom Karbener Weg von den Parkplätzen her kommend die Stufen hinaufsteigt, stößt auf einen farbenfrohen Bau. Rot und Orange sind die dominierenden Farben, weiße Fensterrahmen und der in Blau gehaltene Schriftzug »Kurt-Schumacher-Schule«. Ein ganz anderes Bild bietet sich denjenigen, die vom Waldhohlweg auf das Schulgelände kommen.
Es sieht nach Schule aus, wirkt aber gänzlich anders: Ein schmutziger Waschbetonplattenbau aus den Sechzigerjahren mit Alufenstern, die teilweise nicht mehr richtig schließen und aus denen hier und da die Dichtungsgummis hängen. Altbau und Neubau der Gesamtschule – nur wenige Meter voneinander entfernt – unterscheiden sich sehr deutlich.
Fehlende Isolierung
Wer dem Altbau näherkommt und ihn betritt, stellt sehr schnell fest, dass hier vieles im Argen liegt. Vor dem A-Aufgang stehen einige Tischtennisplatten. Wenn man dort den Kopf hebt, stößt man auf Rohre mit defekter oder gar fehlender Isolierung. Das ist noch gar nichts gegen das, was einen in den zugigen Aufgängen erwartet: Schimmel und Moosbefall an den Wänden sowie defekte Glasscheiben. »Hier ist sogar ein Loch in der Scheibe«, zeigt Mikael Bahalupi.
Mikael gehört der Schülervertretung an; zusammen mit Lena Wilcke und Florian Strach sowie der Elternbeiratsvorsitzenden Anette Völker-Hedderich sind sie zu einem Ortstermin gekommen, um zu zeigen, warum sie jetzt eine Petition gestartet haben. Beim Treppensteigen in den dritten Stock zeigen sie an die Decke des Flurs: Neben Schmutz, Feuchtigkeitsflecken und Moos fallen Elektrokabel auf. »Hier wollte der Kreis mal etwas renovieren, hat dann aber wieder aufgehört«, sagt die Beiratsvorsitzende.
Auch in den Klassenräumen viel ungemach. Die oberen Kippfenster lassen sich nicht öffnen. Grund: Kaum ein Griff ist mehr fest mit dem Rahmen verbunden. Viele Fenster lassen sich nicht mehr richtig schließen. Die Folgen dieser Baumängel merken die Schüler deutlich. »Im Winter muss man sich immer zwiebelmäßig anziehen«, sagt Schulsprecherin Lena Wilcke. »Im Winter ist es zu kalt in den Klassenräumen, im Sommer viel zu heiß.« Die Elternbeiratsvorsitzende zeigt auf ihrem Handy ein Beweisfoto aus diesem Winter: 16 Grad zeigt das Raumthermometer an.
Schulstunde verkürzt
Im Sommer ist es genau umgekehrt: »Jeden Tag herrscht hier eine Bullenhitze, wir hatten schon 40 Grad«, sagen die Schülervertreter. »Man kann sich kaum konzentrieren und mittags fangen die Kopfschmerzen an«, klagen die Schüler.
Weil das in den heißen Sommern 2018 und 2019 kaum noch geregelten Unterricht zuließ und sich Schüler, Lehrer und Eltern beklagten, hat die Schulleitung die Stunden verkürzt: Von normal 45 auf nur noch 30 Minuten. »Wir haben auf diese Weise das gesamte Programm schneller absolviert«, sagt Direktorin Ursula Hebel-Zipper.
Der Unterricht im Altbau mit Schülern des Haupt- und Realschulzweiges, ist nur schwer möglich, auch nicht mit moderner Technik. An den Decken der Klassenräume hängen zwar Beamer, nutzbar sind die nicht. Den Grund nennt der stellvertretende Schulleiter Simon Claus: »Sie können die Räume nicht verdunkeln.« Manche Lehrer behelfen sich mit einem Gerät, das vor Jahrzehnten zur Ausstattung von Schulen gehört hat, einem Overheadprojektor.
Nach dem Rundgang durchs Gebäude warten, zurück auf dem Schulhof, zwei weitere Überraschungen. Leuchtende Farbkreise markieren den Bereich, der nach Ostern bebaut wird. Für die Pestalozzischule sollen sechs Container aufgestellt werden. Aber nicht, wie man es gerne in der KSS hätte, übereinander, sondern nebeneinander. »Da wird der halbe Schulhof wegfallen«, kritisiert die Elternbeiratsvorsitzende.
Überraschung zwei ist anderer Natur: Nebenbei ist zu erfahren, dass es im Altbau nur eine Toilettenanlage gibt. Auf die Frage, wie viele Kinder dort leichzeitig zur Toilette gehen können, lautet die Antwort: vier. Und das bei 500 Schülern.
Die Redaktion hat dem Wetteraukreis zu diesem Thema eine umfangreiche Anfrage gestellt. Pressesprecher Michael Elsaß kündigte nun eine Stellungnahme an.