Karben. Elias (16) und Jonas (18) kommen aus Eritrea. Jonas’ Eltern und Elias’ Mutter leben noch dort, doch haben sie zu ihnen nur gelegentlich Kontakt. „Meine Eltern besitzen kein Telefon, und es ist schwierig, Briefe zu schreiben, denn sie sind Analphabeten“, erzählt Jonas, der seit 1998 in Deutschland lebt, an der Kurt-Schumacher-Schule den Realschul-Abschluss gemacht und eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann begonnen hat. Er wohnt in Kloppenheim in der seit neun Jahren bestehenden Kinder- und Jugendwohngruppe der Arbeiterwohlfahrt (Awo). Hier leben derzeit 14 Jugendliche aus Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran und Marokko.
Elias ist vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen und besucht die Schule für Sehbehinderte und Blinde in Friedberg. „Wir möchten den Jugendlichen die bestmöglichen Startchancen bieten und legen daher größten Wert auf schulische und berufliche Ausbildung“, hebt Jutta Wagner von der Awo hervor. „Flucht und Vertreibung bedeuten immer eine traumatische Erfahrung“, sagt Wagner. Die Situation von ausländischen Jugendlichen, die ohne Eltern nach Deutschland kommen und im Fachjargon als „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ bezeichnet werden, stand im Mittelpunkt der Sitzung des Ausländerbeirates am Donnerstag. Jutta Wagner, die Leiterin der Kinder- und Jugendgruppe, berichtete den Beiratsmitgliedern über die komplexe Rechtssituation. Das „interkulturelle Team“ der Awo-Kinder- und Jugendgruppe besteht aus sechs Pädagogen. Sie kümmern sich rund um die Uhr um die Jugendlichen, während im so genannten Clearing-Verfahren über ihren Aufenthalt entschieden wird. Später erfolgt als Schritt Richtung Selbstständigkeit der Umzug ins Haus der Sozialpädagogischen Hilfe in Okarben. Dort werden die Jugendlichen stundenweise betreut und bei der Suche nach einer eigenen Wohnung unterstützt. (kre)