Vor einer ihrer teuersten und größten Straßenbaustelle steht die Stadt Karben. Groß- Karbens Ortsdurchfahrt wird vom Frühjahr an saniert: drei Millionen Euro teuer, drei Jahre lang. Den Anwoh- nern droht eine harte Zeit.
Karben. Was steckt nur unter der Bahnhofstraße in Groß-Karben? 2018 dürfte dieses Geheimnis gelüftet werden. Besorgt blicken die Planer im Karbener Rathaus dem Moment entgegen, wenn Presslufthammer und Bagger der altersschwachen Straße zu Leibe rücken.
„Wir haben zwar Probebohrungen gemacht“, sagt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Darauf basieren die Planungen für die Sanierung der Ortsdurchfahrt auf rund 1,1 Kilometern Länge. „Aber was wirklich unter der Fahrbahn liegt, ist immer eine Überraschung“, so Rahn. Im schlimmsten Fall ist es eine alte Teerdecke. Sie müsste als Sondermüll teuer entsorgt werden.
Sechs Geldquellen
Solche Überraschungen sind der Grund, warum der Bürgermeister die Kosten unter Vorbehalt nennt. „Es können auch leicht 100 000 oder 200 000 Euro mehr werden.“ Der Untergrund ist nur eine Unwägbarkeit, explodierende Preise der Baufirmen sind eine zweite.
Allein das zeigt: Auf die Anwohner der Ortsdurchfahrt zwischen dem KSG-Sportplatz und der Lindenstraße kommt einiges zu. Die Bauarbeiten sollen drei Jahre lang dauern – von Anfang 2017 bis Ende 2019. Aufgeteilt hat die Stadt das Projekt in zehn Teilbereiche, die in drei je etwa ein Jahr dauernde Abschnitte zusammengefasst werden. „Das geht nur Abschnitt für Abschnitt“, sagt Guido Rahn, „auch um die Anwohner nicht zu sehr einzuschränken.“ Wochen-, teils monatelang werden viele kaum zu ihren Häusern kommen können.
Für die Stadt ist das Projekt eine organisatorische Herausforderung. Sie bündelt darin gleich mehrere Baumaßnahmen:
Zwischen Nidda und dem Neubaugebiet Kalkofen an der Waldhohl müssen die Stadtwerke einen neuen, größeren Hauptsammler fürs Abwasser bauen, in der Bahnhofstraße im Ortskern müssen sie außerdem Wasserleitungen und Abwasserrohre erneuern.
Die Landesstraßenbehörde Hessen Mobil müsste die Straße ausbessern, da sie mit Eröffnung der Nordumgehung zur Stadtstraße abgestuft wird. Pauschal zahlt das Land 350 000 Euro.
Gleiches gilt für den Heldenberger Weg ab dem Deutschen Haus – wenngleich mit dem Wetteraukreis als Träger der Kreisstraße. Dafür fließen 35 000 Euro an die Stadt.
Über das Dorferneuerungsprogramm fördert das Land die Neugestaltung des Kreuzgassbrunnen-, des Lindenplatzes und Teile der Burg-Gräfenröder Straße.
Aus einem weiteren Fördertopf fließen Landesgelder für die Verbreiterung der Gehwege auf mindestens 1,50 Meter.
Dieses Kleinteilige sei Nährboden für Probleme, ahnt der Bürgermeister. „Deshalb machen wir die Sanierung aus einem Guss.“ Sie betrifft als erstes die Bewohner der Parkstraße und der Heldenberger Straße. Bereits im November sollen hier die Arbeiten beginnen. Von der Nidda her verlegen die Stadtwerke den neuen Kanal bis hinauf zum Deutschen Haus. Gleichzeitig werde die Baustelle im Neubaugebiet begonnen und arbeite sich dann Richtung Westen voran.
Die Ortsdurchfahrt in der Heldenberger Straße werde „ab dem zeitigen Frühjahr“ gesperrt. Die Bewohner aus dem Norden Groß-Karbens müssen dann über die Nordumgehung in die Stadt fahren. An einem Umleitungskonzept für die Buslinie 72 (bisher 7) tüftele man noch, erläutert Guido Rahn. Der zweite Bauabschnitt 2018 umfasst dann die Sanierung des Abschnitts im alten Ortskern zwischen Kreuzgassbrunnenplatz und dem KSG-Sportplatz. 2019 werden danach die Ludwigstraße und die Burg-Gräfenröder Straße bis zur Lindenstraße saniert. Überall werden Fahrbahn und Gehwege komplett neu gebaut – mit Ausnahme des südlichen Abschnitts ab Christinenstraße.
Ziel sei es, die Abschnitte nur möglichst kurz zu sperren. Die langen Bauarbeiten hätten auch etwas Gutes, findet Rahn. Sie seien quasi eine perfekte Werbung für die neue Nordumgehung. „Dann gewöhnen wir dem Durchgangsverkehr gleich ab, weiter durch den Ort zu fahren.“ (den)