Für Frauen wird es keine separaten Schwimmzeiten im Karbener Hallenfreizeitbad geben. Einer Diskussion darüber hat die Koalition per Parlamentsentscheid einen Riegel vorge- schoben. Die Parlamentarier selbst aber diskutierten leidenschaftlich.
Karben. Sollen Frauen wieder eigene Schwimmzeiten im Hallenfreizeitbad bekommen, wie sie es vor der 2012 gestarteten Sanierung bereits hatten? In einer langen Diskussion im Stadtparlament zeigte sich, dass nur eine sehr kleine Zahl von Stadtverordneten dies will. Denn lediglich die Grünen sprechen sich explizit dafür aus. CDU, FW und FDP allerdings dagegen.
Damit stoppen die drei Koalitionäre die Diskussion, die die SPD angeregt hat. Sie nämlich forderte einen Runden Tisch zum Frauenschwimmen – nachdem Ausländerbeirat, muslimische Gemeinden und Deutsch-Ausländischer Freundschaftskreis per offenem Brief scharf gegen den Wegfall des Angebots protestiert hatten.
„Ein Auftrag an den Magistrat, dies wieder einzuführen, hätte Sinn gemacht“, entgegnet Bürgermeister Guido Rahn (CDU) auf die SPD-Forderung. „Aber nicht der Auftrag, uns darüber Gedanken zu machen; das haben wir schon gemacht.“
Geänderte Zeiten
So gibt es aus dem Rathaus ein klares Nein für die Extra-Badezeit, was Stadtwerke-Stadtrat Michael Ottens (FW) bereits in der vorigen Parlamentssitzung begründet hatte: Weil weibliches Aufsichtspersonal und freie Zeiten fehlen. Bis 14.30 Uhr sei stets Schulschwimmen, ab15 Uhr bis abends belegten Kurse eine Bahn. Wegen dieser schon starken Einschränkungen solle das Bad wenigstens samstags und sonntags stets für die Allgemeinheit offen sein. „Wenn man einer Nutzergruppe ein Zeitfenster zugesteht, müssen wir es bei anderen wegnehmen“, so Ottens.
„Wir sollten Menschen nicht ausschließen von Angeboten der Stadt“, sagt SPD-Vorsitzende Christel Zobeley. Die explizite Forderung jedoch, das Frauenschwimmen wieder einzuführen, vermeiden sie und ihre Parteifreunde. Anders die Grünen: Es sei ärgerlich, dass das Angebot „heimlich, still und leise entschwunden sei“, obwohl ein Beschluss des Parlaments aus den 1990er-Jahren dahinterstehe, erinnert Grünen-Fraktionschef Mario Schäfer.
„Das ist nicht astrein gelaufen“, kritisiert er, dass es „keinen Dialog mit den Betroffenen“ gegeben habe. Denn es habe ja sogar Lösungsansätze gegeben, etwa das Angebot, ehrenamtliche muslimische Schwimmmeisterinnen einzusetzen. Dass Derartiges nicht aufgegriffen wurde, dafür gibt Schäfer Stadtrat Ottens die Schuld, wirft ihm Selbstverliebtheit und Arroganz vor. Und der gesamten Koalition: „Sie wollen es einfach nicht, haben ja schon 2009 einen Antrag gestellt, um es abzuschaffen.“
Das gesteht CDU-Fraktionschef Mario Beck unumwunden zu: „Ja, wir wollen es nicht.“ Allerdings habe es auch andere Gründe für das Frauenschwimmen gegeben, als es seinerzeit eingeführt wurde: „Die Burkini-Bademode ist erst später entwickelt worden.“ Konkret verbreitete sich die muslimisch korrekte Badebekleidung, ein nicht eng anliegender Körperanzug, erst in den 2000er-Jahren.
Im Beirat gefehlt
Weil das Hallenfreizeitbad das Baden im Burkini ausdrücklich zulasse, werde keine Frau, die religiös korrekt bekleidet baden wolle, von einem Schwimmbadbesuch ausgegrenzt, erinnert Beck. Bedenklich findet er es allerdings, „wenn ausgerechnet die grüne Fraktion ein patriarchalisches Familienmuster unterstützt“.
In den Oppositionsreihen wendet sich nur Daniel Kömpel (SPD) offen gegen das Frauenschwimmen. Das Vorgehen von Stadtrat Ottens unterstützt er: „Ein fähiger Mann.“ Doch sähe auch Kömpel gern einen Runden Tisch: „Die „Informationen hätten besser sein müssen.“
Bereits die muslimischen Gemeinden und der Ausländerbeirat hatten beklagt, bei der Entscheidung nicht eingebunden gewesen zu sein. Das aber weist der Stadtrat zurück. „Im Schwimmbadbeirat konnte jeder hereinkommen und seine Vorschläge machen“, erinnert Stadtrat Michael Ottens in das extra ins Leben gerufene Gremium. „Aber niemand von den Absendern des offenen Briefes war dabei.“ (den)