Die Interessengemeinschaft Streuobst, die sich im No- vember 2013 als Verein gegründet hat, hatte zum Baumschnittlehrgang eingeladen.
Karben. Klaus Stafflinger, Hans Kroll und Jan Freese stehen um einen Baum auf der Streuobstwiese am Ortsrand von Petterweil herum und diskutieren darüber, welchen der dickeren Äste sie absägen wollen. Sie haben im theoretischen Teil des Baumschnittlehrgangs von Uwe Müller, Gartenmeister aus Wöllstadt, erfahren, dass man sich zunächst auf so genannte Leitäste festlegen sollte.
„Drei bis vier Leitäste sollte ein Baum maximal haben“, so Müller. Diese hätten im optimalen Fall eine Neigung von 45 Grad nach oben. Die Äste, an denen im Sommer die Früchte hängen, „gehen von den Leitästen ab“. Die Neigung mache Sinn, um den Baum in ein „statisches Gleichgewicht“ zu bringen, „wenn Früchte dranhängen, was ein Gewicht von bis zu 500 Kilogramm ausmachen kann“, sagt der Baumexperte.
An einem prächtigen Apfelbaum im hinteren Teil der Wiese arbeiten die Eheleute Katzer. Unterstützt werden sie von Heinrich Edel und ihrem Neffen Jan Luca Vogt (12). Seit zwei Jahren haben sie die Streuobstwiese – auf der an diesem Tag 19 Helfer anpacken – von der Stadt gepachtet.
Während Edel in der Mitte der Baumkrone sitzt, um sich von dort einen Überblick über jene Äste zu verschaffen, die abgeschnitten werden sollen, arbeiten die anderen unterm Baum. Sie schleppen das Geäst zur Seite, das Edel abgeknipst oder abgesägt hat. In der Werkzeugkunde haben die Teilnehmer gelernt, für welchen Schnitt man welches Werkzeug benutzt. Alle sind voll konzentriert dabei: Die Stille wird nur unterbrochen vom Klappern der Aluminiumleitern, wenn die Baumpfleger weiterziehen zum nächsten Baum.
Rund 30 Apfelbäume hat sich die Gruppe an diesem Tag vorgeknöpft. An den Bäumen sei viele Jahre lang nichts gemacht worden, das erkennt der Experte auf einen Blick. So konnten sie in alle Richtungen wachsen. „Schaut mal, das muss weg, da muss Licht und Luft rein“, sagt Müller am nächsten Baum. Äpfelbäume als Kulturbäume müssten gepflegt werden, so Müller. „Wir möchten zum Wissen über die Vielfalt heimischer Apfelsorten und deren Erhalt beitragen“, sagt Clemens Caesar von der IG Streuobst. (kre)