Karben. Ein Dauerbrenner in Karben ist gleich zu Beginn des neuen Jahres wieder hochgekocht: Beschwerden über die Müllabfuhr. Denn Am Breul in Klein-Karben waren Tonnen nicht geleert worden. Anwohner Markus Pfaff ist jetzt der Kragen geplatzt.
Wer Zeitung liest, dem ist das Problem durchaus bekannt. Immer wieder gab und gibt es Beschwerden über die Müllabfuhr: Mal standen Biotonnen tagelang in der Sonne auf den Gehwegen, häufig stehen die Deckel von blauen Papiertonnen hoch und große Kartons drumherum. Zahlreich sind die Beschwerden bei der Stadt. Die in Ruhestand gegangene Sachbearbeiterin in Karben, Ina Katzer, konnte davon ein Lied singen. An manchen Tagen standen die Telefone bei ihr nicht mehr still.
Manches scheint inzwischen besser geworden zu sein, aber offenbar längst nicht alles. Kurz vor Weihnachten nicht geleerte Papiertonnen haben bei Breul-Anwohner Markus Pfaff jetzt das Fass zum Überlaufen gebracht. »Ich bin weiß Gott kein Querulant und habe mich auch noch nie mit jemandem angelegt, aber jetzt reicht es«, sagt er der Zeitung. Seit Monaten führt er Buch darüber, welche Tonne wann bei ihm und seinem Nachbarn nicht geleert worden ist. Der Redaktion gegenüber hat er detailliert aufgelistet, wann es zu welchen »nicht erbrachten Leistungen« in den Straßen Am Breul, Wilhelm-Busch-Straße und Umgebung gekommen ist.
Zweimal an Tonnen
vorbeigefahren
Das betraf zwischen Januar und Dezember diverse Termine, und auch den 23. Dezember. Gerade am Tag vor Weihnachten geschah etwas, das Pfaff so schildert: Am 22. Dezember seien gegen 18 Uhr Am Breul 41 und 43 die Altpapierbehälter zur Leerung für den 23. Dezember bereitgestellt worden. »Als ich am 23. 12. am Frühstückstisch saß, näherte sich gegen 7.15 Uhr das Sammelfahrzeug und leerte die in der Kurve bereitgestellte Altpapiertonne der Liegenschaft Am Breul 45 und fuhr an den bereitgestellten Altpapiertonnen der Liegenschaften Am Breul 41 und 43 vorbei und in den Bereich der Wilhelm-Busch-Straße/Verkehrsberuhigte Zone ein. Wenn dieser Bereich von den Sammelfahrzeugen befahren wird, führt die Fahrtroute erneut an den Liegenschaften Am Breul ab Hausnummer 54 vorbei. Dieser Weg wurde auch durch das besagte Sammelfahrzeug befahren, so dass dieses circa 7.18 Uhr noch einmal die Liegenschaften Am Breul 41 und 43 vorbei fuhr. Leider erfolgte wieder keine Leerung der bereitgestellten Altpapiertonnen.«
Noch am 23. Dezember habe sich die zuständige Mitarbeiterin der Stadt vor Ort ein Bild gemacht. Als er am zweiten Weihnachtsfeiertag von seinem Weihnachtsbesuch zurückkam, seien die Tonnen immer noch nicht geleert gewesen. Sogleich habe er das von der Stadt beauftragte Unternehmen informiert. Am 27. Dezember habe er erneut Kontakt zur Firma gesucht. Ein Mitarbeiter dort habe mitgeteilt, die Tonnen würden nachgeleert. Pfaff führte noch mehrere weitere Telefonate, schrieb weitere Mails; schilderte dies jetzt detailliert. Letztlich seien die Tonnen am 2. Januar endlich geleert worden.
Der Anwohner wandte sich an Bürgermeister Guido Rahn (CDU). »Herr Rahn, ich bin fassungslos und in keinster Art und Weise mehr gewillt, das Agieren und den Umgang mit den Bürgern der Stadt Karben durch die Firma hinzunehmen«. Er erwarte von der Stadt, dass sie sich mit ihrem Vertragspartner entsprechend auseinandersetzt.
Das scheint sie offenbar zu tun, wie aus den Ausführungen des städtischen Pressesprechers Dominik Rinkart hervorgeht. Auf Anfrage der Zeitung teilt er mit, dass die Stadt »bereits seit längerem die Problematik der nicht termingetreuen Müllabfuhr im Blick« habe. Mit dem Entsorger sei ein Vertrag abgeschlossen worden, in dem detailliert aufgeführt sei, welche Leistungen vollbracht werden müssen. »Kommt der Entsorger diesen Leistungen nicht nach, kann die Stadt Strafzahlungen zunächst androhen und weiterführend veranlassen«, so Rinkart. In den vergangenen zwei Jahren habe die Stadt Karben drei Vertragsstrafen erlassen und häufiger Androhungen aussprechen müssen.
Kurzfristig zu wenig
Ersatzfahrzeuge
Rinkart gibt allerdings zu bedenken, dass gerade in der Coronazeit häufige Personalausfälle bei den Entsorgungsfirmen zu Problemen geführt hätten. Auch gebe es Probleme, kurzfristig Ersatzfahrzeuge zu beschaffen, wenn – wie bereits passiert – Müllfahrzeuge mit Defekten ausfallen. »Vor allem für das in nur noch wenigen hessischen Kommunen angewandte Wiegesystem steht dem Entsorgungsunternehmen nur ein kleinerer Pool an Müllfahrzeugen mit Wiegeeinrichtungen als Ersatz zur Verfügung.« Deshalb stelle sich für die Stadt bei jedem nicht pünktlich geleerten Fall die Frage, »ob bei Krankheit oder technischem Defekt sofort die Strafzahlung zur Anwendung kommen muss«. Wenn das Unternehmen plausibel machen könne, »dass umgehend nachgeleert wird, ist die Frage der Verhältnismäßigkeit zu stellen«.
Mit den Problemen der Abfallentsorgung war im vergangenen Jahr auch der Abfallwirtschaftsbetrieb Wetterau (AWB) befasst. Dessen Betriebsleiter Jürgen Roth sagt gegenüber der Zeitung, man habe mit den Entsorgern und Kommunen gemeinsame Gespräche geführt. »Die haben zu einer Verbesserung der Situation geführt.« Einige Kommunen hätten auch Abmahnungen ausgesprochen. »In letzter Zeit war es ruhig«, sagt er zu der Frage, ob es aus den Kommunen Beschwerden gegeben hätte. Grundsätzlich sei es aber so, dass der AWB zwar die Ausschreibungen im Auftrag der Wetterauer Kommunen durchführe, die Verträge schlössen dann aber die Kommunen mit den Entsorgern selber ab. Von Holger Pegelow